Wenn man es sich recht überlegt, dann ist und war man ständig von Musik umgeben, ob man es will/wollte oder nicht. Selbst ist mir erinnerlich, mich bewusst im Alter von etwa zehn Jahren damit beschäftigt zu haben, allerdings noch nicht ernsthaft. Samstags zum Badetag schnappte ich mir mein leider nicht mehr intaktes Transistorradio, bei dem nur ein Sender funktionierte, und hörte mir damals völlig unbekannte Musik. Das war eine Sendung, die immer samstags um die gleiche Zeit ausgestrahlt wurde, und diese Musik war, so erfuhr ich später, Jazz. Doch einen weiteren, engeren Bezug dazu konnte ich offensichtlich wohl nicht knüpfen, aber irgendwie schien sich der Jazz in das Unterbewusstsein eingegraben zu haben...

Und in das Unterbewusstsein eingegraben hat sich Musik bei uns allen wahrscheinlich bereits schon früher, wenn man durch Eltern oder Verwandte damit in Kontakt kam. Bei mir war es eine Musiktruhe, die ich als Dreijähriger bereits inspizierte. Mit dem ersten richtig eigenen Transistorradio ergaben sich Kontakte zu Radioprogrammen von AFN (dem amerikanischen Soldatensender, der damals von Bremerhaven aus sendete) und zu Piratensendern. So konnte ich den American Hot 100 auch mit solcher Musik lauschen, die sich nicht unbedingt in gängigen Charts tummelte, unter anderem auch Psychedelic und dergleichen. Bands wie ? & The Mysterians, The Seeds, Mouse & The Traps zum Beispiel zeigten, dass Charts auch anders gehen.

Mit dem ersten Plattenspieler, etwa 1966, DUAL, was sonst, aber Mono, gab es schließlich jede Menge eigene Singles und die erste gekaufte LP, das Debüt der Walker Brothers, auf Star Club Records. Von da an setzte eine breitflächige Entwicklung ein, viele Freunde zogen mit, brachten eigene Musik in den noch relativ eng gesetzten eigenen Horizont und so befruchtete man sich selbst.

Wenn ich mich heute umschaue, zu Bekannten, Nachbarn und anderen zufällig kennengelernten Menschen, und mich mit ihnen über Musik unterhalten will, dann stoße ich meistens auf wenig Widerhall. Entweder blieb die musikalische Entwicklung stecken bei der Musik der eigenen Jugend, was den immensen Erfolg zahlreicher Cover-Bands erklären würde, oder Interessenfelder haben sich gewandelt.

Dennoch ist all diesen Menschen gemein, dass auch sie ständig von Musik umgeben sind, wenn auch unbewusst. Im öffentlichen Leben tönt es aus Lautsprechern in Supermärkten, Geschäften aller Art und in Arztpraxen etc. Im Fernsehen ist fast jede Sendung mit irgendwelcher Musik untermalt. So werden all' diese angeblich nicht mehr an Musik interessierten Menschen ständig umgeben auch von Musik, die sie eigentlich gar nicht mögen. So erlebte ich einst einen Herrn in einem Supermarkt, der sich fröhlich schlendernd und schon fast mitpfeifend zu George Benson's Version des Songs „Breezin'", durch den Markt bewegte. Und so habe ich so manches Mal mit Leuten gesprochen, die keinen Jazz mögen, ihn aber dennoch unbewusst und sicher auch wohlwollend genossen haben.

Das ist mitunter schon eine verrückte Welt, und so hoffe ich, dass auch die Beiträge von Musik An Sich dazu beitragen, den Zugang zur Interesse an Musik wieder oder neu zu öffnen.

Endlich haben wir wieder einmal einen Live-Bericht im Programm. Roland hat sich den Bluesrock des Circus Electric angehört. Norbert hat mit Brunhilde gesprochen und seiner Kolumne eine Folge zu den Galactic Cowboys hinzugefügt. Und ich habe zurück geblickt (Das Foto stammt von 1971.), wie mein eigener Weg hin zum MAS-Redakteur ausgesehen hat. Und es wurde auch wieder gelesen – zu Bach, Bowie und zu Oktoberfest Hits.

Wolfgang