„Wat de Buur nich kennt, dat frett he nich." Auf Hochdeutsch: Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht. Ein mir von Kindesbeinen an bekannter Spruch auf Plattdeutsch, erlernt und erläutert von der Großmutter.
Eigentlich bin ich mit den "Auswirkungen" dieser "Weisheit" immer wieder in der einen oder anderen Weise konfrontiert worden. Die Angst vor Unbekanntem, vor dem Fremdem, oder aktuell immer noch die Angst vor den Fremden. Mitunter mag das Eine oder Andere begründet oder begründet gewesen sein, beinhaltet dieser Spruch doch letztlich auch, dass man die Augen offen halten sollte, bevor man sich auf Etwas einlässt, abwägen und vorsichtig sein sollte mit seinen Handlungen, oder vielleicht bereits mit seinem Denken, aber dass man bitte auch gerecht bleiben möge.
So, nun will ich aber rasch den Schlenker zur Musik finden, denn darum sind wir Alle hier bei MusikAnSich, und darum gibt es auch Leser*innen, die sich dafür interessieren. Wir Alle dürften im Alltag mit einer gewissen Konzentration auf Bekanntes konfrontiert sein/werden, mit Musik, die vorwiegend zu den Hauptsendezeiten im Radio gespielt wird. Dadurch, dass diese Musik im Vordergrund steht, oder vielleicht auch dorthin gerückt wird (?), kommt sie rasch in den "Ruf", etwas Großartiges, etwas vorrangig Wichtiges, darzustellen. Im obigen Sinne: hört man sie, kennt man sie, "frisst" man sie. Alles Andere wird dann rasch als ungenießbar deklariert.
Und so wird es sie immer geben, die "Kleinen". Wobei dieser Begriff lediglich deshalb herabwürdigend klingt, weil die "Kleinen" kleingehalten werden und klein bleiben. Das ist ungerecht. Aufgabe von Musikredakteuren sollte es sein, auch den vielen Ungehörten eine Plattform zu bieten.
Seit gut dreizehn Jahre habe ich Kontakte zu Musikern, vornehmlich aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Obwohl sie mit Sicherheit nicht zu unerfahrenen Amateuren oder zur Garde schlechter und einfallsloser Musiker zählen, haben sie es noch immer nicht geschafft, hierzulande in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Fuß zu fassen. Exemplarisch fallen mir Künstler ein wie Ted Russell Kamp, C. Daniel Boling, Tom Shed, Nico Rivers, Tom Corbett oder Rob McHale oder auch Kaurna Cronin aus Australien.
So stimmt es mich jedes Mal auch ein wenig traurig, wenn bekannte Acts in großen Sälen spielen und teilweise sehr viel Eintritt verlangen, während die stets unbekannt Bleibenden mitunter gratis auftreten, sich auf Einnahmen aus Klingelbeuteln beschränken oder sich mit "Gagen" zwischen 200 und 600 Euro zufrieden geben müssen. So etwas halte ich für sehr beschämend. Daher sehe ich es auch als Aufgabe von MusikAnSich, sich solcher Künstler*innen anzunehmen und sie zu fördern und zu unterstützen!
Drei Alben sind uns im Wonnemonat Mai besonders positiv aufgefallen und wurden mit Höchstpunktzahlen Punkten bewertet. Die 19 wurden zwei Mal gezogen. Sven hob die Interpretationen der Klaviersonaten op. 10, 13, 27, 53, 79, 101 (Ludwig van Beethoven) von Moritz Winkelmann positiv hervor. Mario begeisterte sich für Wirtshauspunk Vol. 5,2 % der Band Oansno. Und kurz vor Redaktionsschluss schob Ingo die unkonventionellen Jazzer Honey Bizarre mit der Höchstnote auf die Pole Position.
Einen schönen Monat Juni wünsche ich!
Wolfgang