Beethoven, L. v. (Winkelmann)

Klaviersonaten op. 10, 13, 27, 53, 79, 101


Info
Musikrichtung: Romantik

VÖ: 31.05.2024

(Berlin Classics / Edel / 3 CD / 2023-2024 / Artikelnr. 0303255BC)

Gesamtspielzeit: 172:19

Internet:

Moritz Winkelmann



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Der traut sich was, möchte man meinen: Nach dem originellen CD-Debüt von Moritz Winkelmann erst 2022 (Lachenmann/Beethoven, hänssler) jetzt gleich eine Gesamteinspielung der Beethoven-Klaviersonaten?? Natürlich, wer beim großen Leon Fleisher in die "Lehre" gegangen ist, kann sich auf eine weitreichende Lehrer-Schüler-Linie berufen, die letztlich bis zu Czerny und damit auch zum Meister selber reicht. Gleichwohl und umso mehr nicht ganz einfach, in dieser Tradition und Konkurrenz noch etwas Neues beizutragen.

Doch Winkelmann gelingt dies mit dem ersten Teil seiner Gesamteinspielung bravourös. Das schlichte, ruhige Layout des Covers, das Künstlerfoto, die wenigen persönlichen Anmerkungen zu jeder einzelnen Sonate - alles kein Zufall, sondern Abbild der unprätentiösen, besonnenen und höchst durchdachten Herangehensweise, die Winkelmanns Interpretation auszeichnet. Sein Beethoven ist nicht der hochauffahrende Revoluzzer mit der wilden Mähne, der dem virtuosen Affen Zucker gibt. Er ist vielmehr ein Geistes- und Seelenverwandter Schuberts und zwar nicht nur in den frühen Werken, sondern bis hinein in die späten, oft extravaganten Sonaten. Dementsprechend bevorzugt Winkelmann vergleichsweise moderate Tempi und lässt sich zumal in den sonst oft zirzensisch überfrachteten Finalsätzen Zeit zur Ausdeutung und zu einer ausdifferenzierten Tonmodulation. Dadurch reduziert sich die Spreizung der Tempi, denn im Gegenzug hierzu fällt Winkelmanns Adagio häufig ein wenig rascher als gewohnt aus - das passiert zwar nahezu unmerklich, führt aber dazu, dass die einzelnen Sätze näher zusammenrücken und ein atmosphärisch dichteres Gesamtbild über diese hinweg entsteht.

Der Anschlag bleibt noch im Fortissimo so gut austariert, dass der Steinway D, für den Winkelmann sich ganz "klassisch" entschieden hat, selbst dann nie grell überstrahlt. Das alles hat - ohne grüblerisch zu erscheinen - eine sehr organische, atmende Anmutung, wobei Winkelmann vor dem Hintergrund seiner Beschäftigung mit der Neuen Musik sehr wohl weiß, auch die Modernität und das Experimentelle der beethoven´schen Sonaten bis hin zum "angejazzten" Effekt herauszuarbeiten. Dies aber so fein, unaufdringlich und punktuell gesetzt, dass es mehr zum Aufhorchen als zum Erschrecken angetan ist. Überraschende Momente bzw. persönlich Akzentsetzungen gibt es dennoch in Hülle und Fülle zu entdecken.

Hervorzuheben ist das exzellente Klangbild der im nativen Dolby Atmos eingefangenen Aufnahme - ganz nah dran und zugleich weiträumig, warm und ausgewogen.



Sven Kerkhoff



Trackliste
CD I:
Sonate Nr. 5 c-moll, op. 10/1
Sonate Nr. 6 F-Dur, op. 10/2
Sonate Nr. 7 D-Dur, op. 10/3

CD II:
Sonate Nr. 25 G-Dur, op. 79
Sonate Nr. 8 c-moll, op. 13 "Pathétique"
Sonate Nr. 21 C-Dur, op. 53 "Waldstein"

CD III:
Sonate Nr. 13 Es-Dur, op. 27/1 "Sonata quasi una fantasia"
Sonate Nr. 14 cis-moll, op. 27/2 "Mondschein"
Sonate Nr. 28 A-Dur, op. 101
Besetzung

Moritz Winkelmann: Klavier


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