Black Swan
Shake The World
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In der Schnittmenge aus Melodic Rock und Hardrock ist mir 2020 nichts Besseres vor die Ohren gekommen als dieses Debüt der „Supergroup“ Black Swan. Ich habe keine Platte öfter gehört als Shake The World, keinen Song öfter als „Big Disaster“ - blitzender Hardrock in Vollendung, gekrönt von einem atemberaubenden Solo, komprimiert in 4:37 Minuten. Obwohl dieses Superlativ nicht für alle elf Stücke gilt – sonst wäre hier logischerweise die Höchstwertung fällig –, rechtfertigt die selbst in den schwächeren Momenten hohe Qualität eine Vorstellung dieser tollen Scheibe auch noch über ein Jahr nach Veröffentlichung. Das mit der Qualität ist in diesem Fall ohnehin SEHR relativ zu sehen, denn für diese „schwächeren Momente“ (das Titelstück „Shake The World“, dem nichts außer einem Solo von der Klasse wie in „Big Disaster“ fehlt, die beiden Grower „Long Road To Nowhere“ und „Unless We Change“) würden andere Bands sonst was geben! Was hingegen alle Stücke gemeinsam haben, sind neben einer enormen Spielfreude faszinierende Details, wie man sie z.B. im clever eingesetzten Backgroundgesang entdecken kann, oder die ersten Sekunden von „Sacred Place“, die an den Anfang eines Instrumentalstückes des unvergessenen Gary Moore erinnern.
Was die textlichen Inhalte betrifft, verdienen die Vampir-Story „Immortal Souls“ sowie der Anti-Kriegs-Song „Johnny Came Marching“ besondere Aufmerksamkeit.
Doch gleichgültig, ob der Song, den man gerade hört, gut, sehr gut oder hervorragend ist, was man bei jedem genießt, ist die irrwitzige Gitarrenarbeit von Reb Beach. Wie kann man in eine Ballade wie „Make It There“ eine solche Saitenorgie einbauen, wie es dieser Teufelskerl so selbstverständlich tut, als wäre das nur logisch und müsste so sein?! Wenn man ihn darauf anspräche, würde er wahrscheinlich sagen: „Das würde jeder andere Gitarrist mit einem Fingerhut voll Können und Phantasie genauso machen. Nix Besonderes!“ Ein bisschen was in der Richtung hätte aus Beachs Solo-Hammer A View From The Inside eine Rakete gemacht! Zudem wäre es interessant gewesen zu sehen, ob und wie es ihm gelingt, die virtuosen Abfahrten, mit denen er hier für offene Münder sorgt, in den Stil seines Albums zu integrieren. Ich bin mir sicher, er hätte es hingekriegt!
Aber auch alle anderen Musiker präsentieren sich in blendender Verfassung!
Endgültig zum Hörgenuss macht Shake The World schließlich die herrlich natürliche Produktion von Jeff Pilson. Wenn man sich überlegt, was ihn als Produzent auszeichnet, scheint sein Markenzeichen zu sein, kein Markenzeichen zu haben! Bei Pilson steht IMMER der Song im Mittelpunkt. Er arbeitet seinen vollen Glanz heraus, bis er strahlt wie ein Diamant.
Gerade aufgrund der hohen Qualität von Shake The World drängt sich mir allerdings eine Frage auf: Warum lässt Frontiers-Boss Serafino Perugino als gewiefter Geschäftsmann und beinharter Musikfan Revolution Saints nicht ebenso freie Hand wie Jeff Pilson bei The End Machine und eben Black Swan? Er weiß doch genau, was für versierte Songwriter Jack Blades und Doug Aldrich sind! Wenn Robin McAuley in einem Interview erklärt, dass sein aktuelles Soloalbum Standing On The Edge ohne den Erfolg von Shake The World nicht einmal als Idee existieren würde, versteht man ein solches Verhalten noch weniger. So wird sich ein frustrierter Aldrich, dem es verständlicherweise nicht reicht, fertige Songs aufgedrückt zu bekommen und diese allenfalls „reparieren“ zu dürfen, in Zukunft wohl auf The Dead Daisies konzentrieren und RS sterben lassen. Ein Jammer! Und völlig unnötig!
Michael Schübeler
Trackliste |
1 | Shake The World | 4:35 |
2 | Big Disaster | 4:37 |
3 | Johnny Came Marching | 5:46 |
4 | Immortal Souls | 6:12 |
5 | Make It There | 5:49 |
6 | She´s On To Us | 4:41 |
7 | The Rock That Rolled Away | 6:21 |
8 | Long Road To Nowhere | 4:18 |
9 | Sacred Place | 4:46 |
10 | Unless We Change | 3:58 |
11 | Divided/United | 5:59 |
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Besetzung |
Robin McAuley (Lead Vocals and Background Vocals)
Reb Beach (Guitar And Background Vocals)
Jeff Pilson (Bass, Acoustic Guitar, Keyboards and Background Vocals)
Matt Starr (Drums And Percussion)
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