Musik an sich


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Ein seltenes Vergnügen: Steve Miller gibt den Joker in Deutschland




Info
Künstler: Steve Miler Band

Zeit: 30.10.2012

Ort: Circus Krone - München

Internet:
http://www.stevemillerband.com

Steve Miller ist ein Musiker, der sich in den vergangenen Jahren in Deutschland eher selten gezeigt hat. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass er sich dieses Jahr dazu entschlossen hat, in Deutschland ein paar Konzerte zu spielen. Eins davon im altehrwürdigen Zirkus Krone-Bau in München. Dort angekommen zeigt sich, dass Steve Miller trotz vieler Jahre Abstinenz trotzdem hohes Ansehen genießt - es tummelt sich reichlich Fußvolk vor und im Zirkus Krone. Und das, obwohl der Kartenpreis ist mit 51,85 Euro aufwärts auch nicht gerade niedrig ist. Das Publikum setzt sich zum Großteil aus Altrockern zusammen, Durchschnittsalter eher 50 plus X.

Fast pünktlich um 20:10 Uhr fällt der Vorhang und Steve Miller und seine Band entern die Bühne des Zirkus Krone. Mit einem absolut sauberen und druckvollen Sound startet die Hitparade mit „Jungle Love“. Das Publikum ist von Beginn an gut dabei und applaudiert, was das Zeug hält. Steve Miller ist von so viel Begeisterung sichtlich gerührt und legt sich ordentlich ins Zeug. Die Bühne ist sehr schön gestaltet mit diversen Gimmicks. Besonders originell finde ich die Ohren, die auf dem Vorhang abgebildet sind. Durch die Beleuchtung sieht es so aus, als würden die überdimensionalen Ohren frei über der Bühne hängen.

Der erste große Hit kommt mit „Abracadabra“ gleich zu Beginn des Sets und wird vom Publikum euphorisch aufgenommen. Steve Miller ist sehr gut bei Stimme, jeder Ton sitzt und auch gitarrentechnisch hat der Gute einiges zu bieten. Die Band spielt äußerst mannschaftsdienlich und man merkt den Herren auf der Bühne zu jeder Sekunde an, dass sie extrem viel Spaß daran haben, zusammen Musik zu machen. Ein Glücksgriff ist sicherlich auch Background-Saenger Sonny Charles. Der Typ hat eine Wahnsinnsstimme, was er sehr eindrucksvoll beim Song „Further Up On The Road“ unter Beweis stellt. Aber darüber hinaus hat er noch ein unglaubliches Unterhaltungspotential - er kann das Publikum in Sekundenschnelle begeistern, so was sieht man eher selten. Als er ins Publikum schreit „Do you wanna sing“ und im Hintergrund das Honky-Tonk-Piano einsetzt, glaubt man, mitten im Film „Blues Brothers“ zu sein, als James Brown gerade gefragt hat „Siehst Du dieses Licht?“. Steve Miller zieht sich in den Hintergrund zurück und überlässt seinem Bandkollegen komplett die Bühne. Eine seltene, aber sehr sympathische Geste. Bei dem Song „All Your Love (I Miss Loving)“, einem Cover der Blues-Legende Otis Rush, zieht Sonny Charles noch einmal alle Register. Der Song erinnert überdeutlich an Peter Green’s „Black Magic Woman“. Aber Otis Rush war bekanntlich vor Peter Green... Die Band zimmert um den Song ein Tarantino-Feeling und feuert einen knochentrockenen Wüstensound aufs Parkett, dass einem regelrecht schwindlig wird. So hätte der Song beste Chancen als Soundtrack für jeden Tarantino-Film!

Ab und zu erzählt Steve Miller ein paar Geschichten zu den Songs. Das kommt gut an und ist von ihm sehr lustig gemacht. Der Song „Kow Kow Calculator“ ist einem ehemaligen Manager gewidmet, der immer nur gerechnet hat, was den meisten Profit bringt. Er hat den Song damals geschrieben, um den Manager ein bisschen aufs Korn zu nehmen. Auch als Solomusiker mit der Lagerfeuer-Klampfe hat Steve Miller es drauf, die Leute zu begeistern. Wer „Gangster Of Love“ mit der akustischen so präsentiert, dass der Zirkus Krone kollektiv mitklatscht und später in begeisternden Jubel ausbricht, hat alles richtig gemacht.

Das Konzert vergeht wie im Flug und mit dem ausufernden „Fly Like An Eagle“ biegt Steve Miller bereits auf die Zielgeraden ein. Hier begibt sich die komplette Band in einen Spielrausch, wie ich ihr es niemals zugetraut hätte. „Jet Airliner“ und das fulminante „Rock’n Me“ beenden den regulären Set. München steht Kopf und der Zirkus Krone bebt in seinen Grundfesten. Dabei macht die Band nichts Besonderes. Sie unterhält „nur“ auf Allerhöchsten Niveau. Es gibt keine technischen Spielereien, keinen Rauch, keinen Nebel. Aber die Spielfreude und die Begeisterung sind definitiv ansteckend. Die Zugaben „Space Cowboy“ und natürlich /i>„The Joker“ beschließen das grandiose Konzert, das mit zwei Stunden Länge absolut in Ordnung geht - gefühlsmäßig jedoch viel zu kurz war. Die Band bekommt riesigen Beifall und der überaus sympathische Steve Miller gibt noch direkt von der Bühne weg Autogramme. Nach dem Konzert werden noch sehr viele T-Shirts verkauft. Der Preis ist mit 20 - 25 Euro mehr als okay und das Konzert war einfach saugeil. Bleibt zu hoffen, dass die Steve Miller Band in Zukunft regelmäßig nach Deutschland kommt.


Setlist:
Jungle Love
Take the Money and Run
The Stake
Abracadabra
Mercury Blues
Further On Up The Road
Shu Ba Da Du Ma Ma Ma Ma
All Your Love (I Miss Loving)
Kow Kow Calqulator
Ooh Poo Pah Doo
Texas
Serenade
Wild Mountain Honey
Gangster of Love
Dance Dance Dance
The Window
Living in the U.S.A.
Fly Like an Eagle
Jet Airliner
Rock'n Me
---
Swingtown
Space Cowboy
The Joker



Stefan Graßl



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