Musik an sich


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Nicht totzukriegen: Pat Travers Band live in München




Info
Künstler: Pat Travers Band

Zeit: 16.10.2012

Ort: Backstage Club - München

Internet:
http://www.pattravers.com

Pat Travers tourt leider nur sehr selten in unseren Breitengraden. Ein Konzert letztes Jahr in Hannover wurde kurzfristig abgesagt. Umso erfreulicher, dass sich Mr. Travers dazu entschlossen hat, heuer in München und Fürth (Kofferfabrik) zu spielen. Eine Vorband war an dem Abend wohl angesetzt, wird aber kurzfristig abgesagt. Ein kurzes Gespräch mit dem Koloss an der Tür lässt schlimmes erahnen: Er spricht von 50 Karten, die im Vorverkauf abgesetzt wurden. Im Innenraum des Backstage-Clubs sieht es auch nicht besser aus. Der Raum ist ziemlich leer, und mehr wie 50 zahlende Gäste sind es definitiv nicht. Sehr schade wenn man bedenkt, welche coolen Songs und welche Alben Mr. Travers im Laufe seiner Karriere alle herausgehauen hat.

Um 21 Uhr geht das Licht aus und Pat Travers samt seiner Begleitband betritt die kleine Bühne in der Ecke. Der Sound passt von Beginn an und so beginnt der Einstieg mit „Life in London“ richtig fetzig. Pat Travers macht keine Gefangenen sondern lässt von Beginn an sämtliche Gitarren krachen. Vom Gesang her ist Pat Travers zwar nicht virtuos, aber sehr druckvoll. Allerdings merkt man ihm die Enttäuschung über die wenigen anwesenden Fans ein bisschen an. Trotzdem geben er und seine ausgezeichnete Begleitband nicht kampflos auf. Die Vier rocken, dass es eine wahre Freude ist. Somit gelingt es dem Quartett, das Münchener Publikum ordentlich anzuheizen. Der Applaus ist zwischen den Songs sehr gut und die Stimmung passt. Vor allem die Rhythmussektion um den unglaublich spielfreudigen Schlagzeuger Sandy Gennaro und den verdammt coolen Bassisten Rodney O’ Quinn geben den Songs ein Fundament, auf dem man ein Hochhaus bauen könnte. Sandy Gennaro ist kein Unbekannter und hat schon mit diversen Künstlern wie etwa Joan Jett, Joe Lynn Turner oder Cindy Lauper getourt. Er genießt jede Minute hinter seinem Schlagzeug und steht sogar während der Songs mehrmals auf.

Pat Travers und sein zweiter Gitarrist Kirk McKim harmonieren perfekt und lassen Gitarrenläufe und Solos vom Stapel, dass einem Hören und Sehen vergeht. Vom Programm her bringt Mr. Travers alte Klassiker, aber auch Songs aus seiner jüngsten Bluesvergangenheit und vom neuen Album Blues On Fire, wie das lässige „Death Letter“. Einige Coversongs wie das überragende „Black Betty“ und Jimi Hendrix’ „Red House“ werden ebenfalls präsentiert und sind dabei keinen Deut schlechter als die Originale. Vor allem „Black Betty“ wird frisch aufpoliert und sorgt für offene Münder im kleinen Saal. Die Stimmung wird im Laufe des Konzerts auch immer besser und die Band taut sichtlich auf. Ein unvergleichlicher Song ist an diesem Abend sicherlich „Stevie“, der mit einem sanften Gitarrenintro loslegt und dann immer mehr an Fahrt aufnimmt. Das Konzert vergeht wie im Flug und ist sehr abwechslungsreich. Als dann die Band das erste Mal von der Bühne geht, sind bereits 80 Minuten vorbei.

Nach einer kurzen Pause kommt die Band zurück und fegt mit dem Klassiker „Snortin’ Whiskey“ richtig brachial über die Bühne. Der berühmtberüchtigte „Statesboro Blues“ darf natürlich auf keinem Konzert des Gitarristen fehlen - so auch nicht an diesem Abend. Das Publikum steht Kopf und es gibt mit dem unvergleichlichen „Boom Boom (Out Go The Lights)“ noch eine letzte Zugabe. Nach ca. 100 Minuten ist dann leider auch schon Schluss und Pat kündigt auf der Bühne an, dass er nach 7 Minuten zum „Meet & Greet“ wieder zurück ist. Danach könnte man förmlich die Uhr stellen, denn nach weniger als sieben Minuten ist er samt seiner coolen Band wieder da und unterschreibt alles, was ihm vor die Nase gehalten wird. Pat Travers und seine Band sind total sympathisch und Pat kündigt an, dass er definitiv im kommenden Jahr wieder nach Deutschland kommen möchte. Das kann man aufgrund der geringen Anzahl an Fans kaum glauben, aber es wäre natürlich eine coole Sache! Vielleicht wäre es auch für den Promoter der Band wichtig, dass er seinen Job ordentlich macht. Das Konzert wurde kaum in einer großen Rockzeitschrift oder in einem Konzertblatt angekündigt. Da braucht man sich natürlich nicht wundern, wenn kaum jemand kommt…

Fazit: Insgesamt ein sehr solider, begeisternder Auftritt eines grobkörnigen, aber sympathischen Musikers. Falls es noch einmal die Gelegenheit geben sollte: hingehen!



Stefan Graßl



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