Road Warrior
Mach II
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„Straßenkampf, Straßenkampf – alles auf die Barrikaden! Steine fliegen durch die Luft ...“. Nein, mit dieser Ausprägung des Begriffs (remember Die Skeptiker?) haben Road Warrior sicherlich nichts am Hut, wobei der Rezensent die autonomen Strukturen in der Bandheimat Tasmanien nicht so genau kennt – falls es da überhaupt solche gibt. Mach 2 wäre allerdings auch in der dortigen Straßenverkehrsordnung eine mehr als nur geringfügige Geschwindigkeitsüberschreitung, der sich Road Warrior freilich geschickt entziehen, indem sie unter den acht Stücken ihres Albumzweitlings keinen Titeltrack versteckt haben.
Wer jetzt allerdings anhand der bisherigen Erörterung vermutet, dass sich das Trio im Speed-Metal-Bereich bewegen würde, der irrt zumindest über weite Strecken. Zwar darf Drummer Villon gleich im zweiten Song „Fox Devils Wild“ herzhaft auf die Tube drücken, aber wildes Gepolter im Überschallbereich bekommt man weder hier noch in den anderen sieben Songs zu hören, wie gleich der Opener „Tonight’s The Night-Mare“ deutlich gemacht hat, der sich „nur“ im gehobenen Midtempo durch die Botanik bewegt, und mit „Fiends Behind The Scenes“ folgt dem genannten Speedie eine kraftvolle Nummer im schleppenden Bereich. Spätestens hier ist also klar, dass man sich bei Road Warrior auf ein breites Tempospektrum gefaßt machen muß bzw. darf, und an Position 4 steht mit „Thunder N’ Fighting“ gleich noch eine Nummer mit ungewöhnlicher Rhythmik, die unterstreicht, dass die bisherige Geradlinigkeit durchaus auch sinnvoll durchbrochen werden kann, ohne dass man dem Trio nun gleich irgendwelche Prog-Etiketten umhängen darf oder muß. Nein, hier sind Old-School-Metaller am Werk, die aber durchaus wissen, dass es außer oldschooligem Metal noch andere Musik da draußen gibt. Hier und da lugt ein ganz klein wenig Rock’n’Roll um die Ecke, und der Metal selbst, der aus den Autoradios der drei Tasmanier erschallt, dürfte auch bei allem oldschooligem Approach eine gewisse Vielseitigkeit aufweisen. Da ist sicher NWoBHM dabei, aber auch Epic Metal und vermutlich auch alter Siebziger-Hardrock. Die entstehende Musik fordert dann zu einem eigenartigen Gedankenexperiment heraus: Kann sich jemand vorstellen, wie eine gemeinsame Platte von Motörhead und Manilla Road klingen würde? Mach II käme der Antwort vermutlich recht nahe. Der Epic Metal stellt dabei die Hauptelemente, vor allem auch den überwiegend klaren und nur gelegentlich leicht angerauhten Gesang, von Motörhead kämen der erwähnte gelegentliche Rock’n’Roll-Touch, die kompromißlose Grundattitüde und der leicht polterige Aspekt vor allem in den beiden Openern, der im Verlaufe der 37 Minuten des Albums aber mehr und mehr in den Hintergrund rückt, sich indes gelegentlich immer noch Bahn bricht, etwa in den Strophen von „Nocturnal Arrest“, nachdem auch diese Nummer im zurückhaltenden Intro die Option eines klassischen Epic-Metal-Tracks aufgewiesen hat. Spätestens hier fällt dem Kenner dieses Genres dann auch noch eine wenigstens halbwegs passende Vergleichsband ein, nämlich die völlig verkannten Schweden Seven, deren Einzlingswerk Break The Chains um die Jahrtausendwende gnadenlos unterging und nur von wenigen Gourmets in seiner ganzen Größe erkannt worden ist. Dieses Niveau erreichen Road Warrior auf Mach II noch nicht, aber hochinteressant ist das, was sie da fabrizieren, allemal, vor allem eben dann, wenn sie sich vom Erwarteten wegbewegen, ohne deshalb aber in völlig abstruse Gefilde abzudriften, wofür das erwähnte „Nocturnal Arrest“ ein prima Beispiel abgibt. Bassist und Alleinkomponist Denimal aka Denny Blake stellt hier auch mal kurz sein Instrument in den Vordergrund, was er in „Fiends Behind The Scenes“ bereits einmal getan hatte, während er sich ansonsten klar der Gitarrenarbeit von Overdrive unterordnet und auch einen klassischen Baßsound fährt, der mit demjenigen von Lemmy nicht näher verwandt ist. Und interessante songwriterische Einfälle hat der Mann allemal, wenn er etwa „Wired“ gleich mit einem furiosen Gitarrensolo anheben, den Rest des Songs dann aber zwischen zwei Hauptteilen pendeln läßt, einem rhythmisch verschleppten und einem, der eleganten Speed bietet. Nur an einigen Stellen wird man das Gefühl nicht los, dass da noch mehr drin gewesen wäre, etwa bei „The Diamond Force“, wenn sich ein großartiges Solo aufschwingt, dann aber ausgefadet wird und der Song einfach sang- und klanglos zu Ende geht. Ansonsten muß man sich in den einen oder anderen Einfall etwas einhören, bekommt aber schnell ein Gefühl für die Ideenwelt der Tasmanier, wobei interessanterweise der Aspekt des Nicht-Sofort-Erschließens die Tauglichkeit der Scheibe beim Autofahren trotzdem nicht beeinträchtigt, wie ein Selbstversuch ergeben hat – in einen Road Warrior, der am liebsten alle anderen von der Straße schiebt, verwandelt man sich allerdings auch nicht automatisch. Mit dem Sechseinhalbminüter „Rest For The Wicked“ beendet ein Epos klassischen Zuschnitts die Scheibe, gleich im Intro große Ohoho-Chöre einführend, die dann später nochmal hintergründig wiederkehren, den Hauptteil eher breit anlegend und ein über weite Strecken galoppierendes Hauptsolo einbauend, wobei das dieses abschließende Lick wohl nicht zufällig an Iron Maiden erinnert, die sich als Referenzgröße auch an anderen Stellen in der Gitarrenarbeit wiederfinden. Nur der Gesang im galoppierenden Finale wirkt irgendwie seltsam demotiviert und zudem in den Hintergrund gemischt, so dass das eigentlich über weite Strecke richtig gute Mach II ausgerechnet mit einem der wenigen schwächeren Momente endet. Ansonsten gibt es für Freunde des erweiterten Epic-Metal-Genres (und für alle, die versuchen wollen, das erwähnte Gedankenexperiment Motörhead plus Manilla Road nachzuvollziehen) aber keinen Grund, sich dieses Werk nicht in die Sammlung zu stellen – ob man sich den Fahrkünsten des Aliens auf dem Cover anvertrauen sollte, steht indes auf einem anderen Blatt ...
Roland Ludwig
Trackliste |
1 | Tonight’s The Night-Mare | 4:02 |
2 | Fox Devils Wild | 3:17 |
3 | Fiends Behind The Scenes | 3:24 |
4 | Thunder N’ Fighting | 5:48 |
5 | The Diamond Forge | 4:55 |
6 | Nocturnal Arrest | 4:10 |
7 | Wired | 4:36 |
8 | Rest For The Wicked | 6:28 |
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Besetzung |
Denimal (Voc, B)
Overdrive (Git)
Villon (Dr
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