Grobschnitt

Grobschnitt (Black & White Vinyl-Serie)


Info
Musikrichtung: Krautrock / Prog / Jazz

VÖ: 25.08.2017 (1972)

(Brain / Universal)

Gesamtspielzeit: 86:10

Internet:

http://www.grobschnitt.rocks


Es ist kaum glaubhaft zu machen, dass dieses Album tatsächlich ein Debütalbum ist – so ausgefeilt, vielseitig, anspruchsvoll und gleichzeitig abgeklärt und lässig wirkt das, was das Hagener Musikerkollektiv 1972 abgeliefert hat.

Eine knappe Viertelstunde nimmt das erste von 4 Stücken in Anspruch. Packender Prog Rock wird mit viel Power und Fantasie in Szene gesetzt. Im Mittelteil gibt es dann eine sehr ruhige Orgel Strecke. Das Stück kann durchaus als ein rockigere Beitrag im Pink Floyd Kosmos betrachtet werden, auch wenn er nie an die Briten erinnert. Und vor Dark Side of the Moon erschienen, kann man ihm sogar attestieren mit dem Besten der hohen Konkurrenz mithalten zu können.

Auch das nachfolgende „Travelling“ reißt mit. Neben einer beeindruckenden Gitarrenarbeit erinnert das Stück sehr eindrücklich daran, dass wir es mit einer Band zu tun haben, die über zwei Drummer / Percussionisten verfügt.

Der Shortie des Albums könnte auch seine Überschrift sein. Denn um „Wonderful Music“ geht es hier zu jedem Zeitpunkt. Das akustische beginnende Stück, setzt mit einer Flöte fort, um dann ins Folk-Rockige mit sehr klarer Stimme zu wechseln. Klasse!

Im „Sun Trip“ ist die Vierteilung wesentlich deutlicher, als in dem erste Longtrack am Anfang des Albums. Die beiden Text tragenden Teile befinden sich auf den Positionen 2 und 4. Sie sind sehr persönliche Kommentare zum Vietnamkrieg. Mit viel Schlagzeug- und Gitarrenarbeit wird in „On the Way“ betroffen (damals noch kein Klischee) darüber nachgedacht, wie man sich hier im Frieden fühlt, wenn man daran denkt, was in Südostasien abgeht. „New Era“ klagt dann ruhiger über die nicht protestierende schweigende Mehrheit. Hier entsteht ein regelrechter Blues. Das dazwischen gesetzte „Battlefield“ ist mehr eine Art Soundscape mit Kriegsgeräuschen, der passend zum Humor der Band mit einer Maschinengewehrsalve endet, der dann noch ein kurzes, eher freches „Au“ folgt.
Der Einstieg „Am Ölberg“ ist eine 1972 noch nicht ganz abgegriffene Gotteskritik, die in einem längeren deutschen Monolog schildert, wie Moses mit dem Volk Israel vergeblich auf das Erscheinen Gottes wartet. Im Kontext dieses Stückes reiht es sich die Phalanx der Religionskritiker ein, die sagen nach Vietnam, bzw. Ausschwitz kann man den Gedanken Gott nicht mehr vertreten.

Insgesamt eines der besten deutschen Krautrock-Album überhaupt.

In der neuen Black & White Vinyl-Serie erscheint das schwarze Gold im schicken Gatefold-Cover mit weißer(!) Bonus-LP, zwei 4-seitigen Einlegern und einem Download-Code. Vorbildlich!

Einleger 1 liefert alle Texte, ein großformatiges Foto und ein die Band würdigendes Zitat, das ich bereits in meinem Teaser verwendet habe. Einlieger 2 ist ein Sammlung von Fotos und Zeitungsartikeln aus der Entstehungszeit des Albums, sowie einiger biographischer Texte.
in

Die Bonus-LP liefert eine Dreiviertelstunde Live-Musik, die da Qualitätslevel der LP hält. Neben einer fast doppelt so langen Version von „Symphony“ mit vielen vocalen Spielereien gibt es das zum Teil recht jazzige „About my Town“ und die Power Nummer „The Machine“ mit absolut mitreißenden Solo-Parts.

Beide LPs sind 180 g schwer und stecken in gefütterten weißen Innenhüllen. Vorbildlich!



Norbert von Fransecky



Trackliste
Seite A
1 Symphony (13:44)
1.1 Introduction
1.2 Modulation
1.3 Variation
1.4 Finale
2 Travelling (6:50)

Seite B
1 Wonderful Music (3:40)
2 Sun Trip (17:43)
2.1 Am Ölberg (Mountain of Olives) (2:33)
2.2 On the Way (4:08)
2.3 Battlefield (5:42)
2.4 New Era (5:16)

Bonus LP (live)
Seite C
1 About my Town (12:10)
2 The Machine (7:24)

Seite D
1 Another Symphony (24:39)

Besetzung

Joachim H. Ehrig aka Eroc (Dr, Perc, Electronics)
Axel Harlos aka Felix (Dr, Perc)
Stefan Danielak (Voc, Git)
Bernhard Uhlemann aka Baer (B, Flöte, Perc)
Gerd Otto Kühn aka Lupo (Lead Git)
Hermann Quetting aka Quecksilber (Orgel, Piano, Spinet, Perc)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>