September 2017 – Bundestagswahl! Zum 10. Mal habe ich die Ehre, die Pflicht, das Recht und dieses Mal in besonderer Weise auch die Bürde, diese höchste Autorität unseres Landes mitzubestimmen. Noch nie ist mir das so schwer gefallen, wie dieses Mal.
Auch The Tangent Mastermind Andy Tillson kann seine Unzufriedenheit mit der Politik nicht verhehlen. Er empfindet Wut über den Brexit, Wut über die Tatenlosigkeit vieler europäischer Staaten angesichts der Flüchtlingskrise, Wut über die Negierung des Klimawandels bei vielen führenden Politiker, Wut über Waffenlieferungen in Krisengebiete. Die Liste ließe sich spielend fortsetzen.
Die britischen Progger sind alles andere als eine Polit-Rock-Band, aber Tillson ruft dazu auf etwas zu tun. Dem ECLIPSED Autor Michael Fuchs-Gamböck diktiert er in die Feder: „Wir dürfen nicht kuschen, denn immerhin wollen uns Menschen vorschreiben, wie wir zu leben haben. Menschen, die von uns erwarten, dass wir sie wählen, obwohl sie gegen uns arbeiten. Das ist doch fatal!“ (Eclipsed Nr. 193 vom September 2017, S. 61)
Nur! Was soll man machen? Es gibt Handlungsbedarf an allen Ecken und Enden, und wir haben eine riesengroße Koalition des Immer-weiter-so. Und sieht man sich die Parteien genau an, bei denen man erwarten kann, dass sie möglicherweise tastsächlich etwas ändern würden, wenn man sie denn machen lasse würde, überkommt einen eher das kalte Grausen.
Ich weiß nicht, wie oft ich in den vergangenen Wochen innerlich eine Entscheidung gefällt habe. Aber jedes Mal, wenn ich mir danach überlegt habe, was für eine Koalition dabei heraus kommen würde, stand für mich die Frage im Raum, ob ich DAS mitgewählt haben möchte.
Da kann man nur noch die Nase in die Bibel stecken und die Verheißung des Noah-Bundes nachlesen. Nach dem Ende der großen Flut sagt Gott: „Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ Aber „Ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Es geht also weiter, was immer wir uns am 24. zusammenwählen.
Sieht es bei der Wahl der Musiken entschieden besser aus? Ganz sicher bin ich mir da nicht. Mir fällt auf, dass meine Bewertungen in den letzten Jahren immer stärker in dem „aussageschwachen“ Bereich der 13, 14 oder 15 Punkte liegen. Auf Schulnoten runter gebrochen wäre das so etwas im Bereich der „3“; mit anderen Worten: Die Bands haben etwas durchaus Hörbares zusammengebracht. Wirklich Begeisterung sieht aber anders aus. Eigentlich waren es in den letzten Jahren nur zwei Bands, die mich mit einer gewissen Langzeitwirkung überzeugt haben: Cryptex und Eclipse Sol-Air. Ansonsten waren es in der Regel Re-Releases, die mich musikalisch gesehen am Leben gehalten haben.
Und damit geht es auch weiter. In dieser Ausgabe starten längere Review-Serien zu Running wild und Grobschnitt. Auch der Bruce Dickinson Solo-Katalog kommt neu auf den Markt. Ob wir dazu etwas machen können, ist aber noch offen.
Der Live-Sektor ist dieses Mal bunt gemischt. Vom Punk-Konzert mit Dritte Wahl bis zum Theaterstück über die Comedian Harmonists, von Metal Church über Bryan Adams bis hin zum Jugendchor.
Etwas ganz Besonderes liefert uns Roland Ludwig. Er hat sich durch ein Buch über die Geschichte, Religion und Tradition Armeniens gearbeitet, ein Land, das er selber schon besucht hat, und berichtet nun, was er daraus über die Musik dieses Landes mit seiner sehr schweren Geschichte erfahren konnte.
Wolfgang Giese wiederum hat mit dem Songwriter Tom Shed gesprochen und so dafür gesorgt, dass wieder einmal ein Beitrag in der von uns in den letzten Monaten eher stiefmütterlich behandelten Interview-Rubrik erscheint.
Drei weitere Artikel und eine wie gewohnt gut gefüllte Review-Kiste vervollständigen unsere September-Ausgabe.
Viel Spaß beim Stöbern!
Norbert von Fransecky