Webern, A. (Craft)
Werke
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Info |
Musikrichtung:
Kammermusik - Orchester
VÖ: 03.01.2005
Naxos / Naxos CD DDD (AD 1991) / Best. Nr. 8.557570
Gesamtspielzeit: 79:31
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DIE SINNLICHKEIT DER STRUKTUR
In den Äußerungen der Avantgarde-Komponisten nach 1945 erhielt er den Rang eines Säulenheiligen der Neuen Musik: Anton Webern (1883-1945), der tragisch ums Leben gekommene Künstler, der leidlich erfolgreiche Dirigent und isolierte, von den Nazis verfemte Tiroler Komponist. Wo in der Zwölftonmusik Arnold Schönbergs und Alban Bergs die romantischen und expressiven Klangwelten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts transformiert weiterlebten, zog Webern aus Sicht seiner späteren Bewunderer die unvermeindlichen Konsequenzen aus der Neuordnung der Töne. In seiner meist ausgesprochen konzentrierten Musik – manche Sätze zählen nur wenige Takte - sah man das Ideal einer ganz aus der Vorordnung des Materials geborenen Klangwelt verwirklicht: geistig, spekulativ, unabhängig vom tatsächlichen Erklingen. Ein produktives Missverständnis: Weberns Kompositionen erschöpfen sich mitnichten in der Vorführung von subtiler Reihentechnik. Auch sie kommen von der Romantik her, ohne jedoch ihren Klischees zu folgen. Pathos und bombastische Gesten sind Weberns Sache nicht – sehr wohl aber Ausdruck, Atmosphäre, Stimmung, Farbe, Textur. Webern selbst wünschte sich ein Schwelgen in Tönen!
Letzteres wird man auf dieser gut produzierten Einspielung mit dem Dirigenten Robert Craft und den zahlreichen andern Musiker/innen zwar nicht erleben. (Dafür sei die 2000 erschienene 6CD-Gesamteinspielung unter Pierre Boulez bei der DG empfohlen.) Aber zumindest erfährt die Musik eine angemessen klangintensive und strukturbewusste Darstellung. Man bekommt für wenig Geld eine instruktive Einführung in das Werk der Komponisten. Dass Webern seine Hörer heute kaum weniger fordert als zu Lebzeiten, soll nicht unterschlagen werden. Wer z. B. zunächst in die Fünf Kanons über lateinische Texte für Sopran und Klarinetten, die in der Besetzung verwandten Drei Volkstexte oder die Drei Lieder hineinhört, wird sich trotz der ansprechenden Leistung der Sopranistin Jennifer Welch-Babidge kaum entspannt zurücklehnen. Da fange man doch lieber mit den berühmten, noch frei-atonalen Sechs Stücken für großes Orchester an, die hier eine weiträumige Wiedergabe erfahren. Auch diese Musik fordert unbedingtes, konzentriertes Hinhören. Doch ihre Sinnfälligkeit und der nachhörbare innere Zusammenhang der Klänge leiten den Hörer wie von selbst durch die mitunter sehr stillen, dann wieder katastrophisch aufblitzenden Klangwelten. Von da aus gehe man weiter über die nicht minder „populäre“ Zwölfton-Sinfonie op. 21, bevor man sich der Kammermusik zuwendet, z. B. den enigmatischen Klaviervariationen op. 27 oder dem hochreaktiven Trio für Violine, Viola und Cello. Für echte Entspannung jenseits neuer Töne ist freilich auch gesorgt: Sechs von Schuberts Deutschen Tänze in Weberns Orchestrierung runden die Einspielung ab. Fortsetzung folgt.
Georg Henkel
Trackliste |
01-02 Sinfonie op. 21 10:03 03-07 Fünf Kanons auf lateinische Texte op 16 03:41 08-10 Drei Volkstexte op 17 02:53 11-13 Drei Lieder op 18 03:59 14-15 Trio für Violine, Viola und Cello op 20 09:49 16-17 Quartett für Tenorsaxophon, Violine, Klarinette und Klavier op. 22 05:28 18-20 Variationen für Klaviert op. 27 06:00 21-26 Sechs Stücke für Orchester op. 6 13:08 27-30 Vier Stücke für Violine und Klavier op. 7 05:42 31-33 Drei Stücke für Cello und Klavier op. 11 02:27 34-36 Konzert für Neun Instrumente op. 24 06:52 37-42 Deutsche Tänze nach Schubert 09:29 |
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Besetzung |
Jennifer Welch-Babidge, Sopran Twentieth Century Classics Ensemble Philharmonia Orchestra u.a.
Ltg. Robert Craft
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