Liebe Leserinnen und Leser,
eigentlich sollte es eine schöne Angelegenheit sein, die einleitenden Worte für ein Magazin mit einem der schönsten Themen der Welt, Musik, zu schreiben.
Allerdings dürfen auch wir nicht unsere Augen verschließen und uns, wie so manche „Nichtmusikliebhaber“ behaupten, in unsere kleine Traumwelt zurückziehen. Denn dafür bietet unsere Zeit leider Grund genug. Nicht nur, dass wir in einer Zeit der politischen Unsicherheit und eines bei manchen Menschen vorhandenem unverständlichen Rückwärtsdenken leben. Nein, leider greift dieses Denken inzwischen auch auf unsere Marotte, die Musik zurück. Musik war schon immer auch politisch. Ich persönlich habe sie jedoch, wenn sie politisch war, immer als positiv zeitkritisch kennen gelernt.
Natürlich wisst Ihr bereits, worauf ich hinauswill. Natürlich spreche ich über den Eklat bei der diesjährigen Echoverleihung. Inzwischen hat sich die Veranstaltung ja dazu entschieden, sich lieber aufzulösen, als sich mit den Dingen, die passiert sind, auseinanderzusetzen. Ich bin nun wahrlich kein Fan dieser Veranstaltung, jedoch finde ich es feige und falsch, dass man sich nun einfach in Wohlgefallen auflöst. Die umstrittenen Auslöser Kollegah und Fahrid Bang werden sich nun ewig damit rühmen, das Establishment aufgemischt zu haben und beim Geld zählen kaputtlachen. Wahrscheinlich nebenbei mal eben noch eine weitere menschenverachtende Line herausrotzen, um noch mehr Geld zu verdienen. Ehrlich gesagt halte ich diese beiden Typen (für mich sind es keine Künstler, sorry) nicht für intelligent genug, um wirklich zu wissen, was sie da rausgerotzt haben. Vermutlich ist ihr Denken antisemitisch geprägt, aber im Grunde wollen sie immer nur noch eine Ekelstufe obendrauf setzen, um im Gespräch zu bleiben.
Viel richtiger wäre es von den Echoverantwortlichen jedoch gewesen, sich mit den Inhalten dieser Stücke auseinanderzusetzen. Den Regeln der Echoverleihung folgend (Verkaufszahlen) war die Verleihung an diese beiden Typen nämlich korrekt. Die Frage, die daraus aber resultieren sollte ist: Warum hauen diese Typen so etwas raus? Und noch wichtiger: Warum verkauft sich so etwas ausgerechnet in Jugendkreisen derart, dass es eine Auszeichnung nach Verkaufszahlen erhält? Was ist da los in unserer Gesellschaft? Ganz am Ende der Diskussion frage ich mich auch, warum diese Stücke nicht indiziert wurden. Ich bin wahrlich kein Fan der Indizierung, aber in meiner Jugend wurden wesentlich harmlosere Dinge indiziert.
Denn Kunst soll und kann polarisieren, Kunst soll und kann auf Missstände hinweisen, aber Kunst sollte niemals diffamieren.
Glücklicherweise gibt es haufenweise musikalische Kunst zu entdecken, die zwischen belanglos, harmlos bis hin zu aufregend neu changiert. Und wir hoffen, dass wir auch in dieser Ausgabe wieder genügend Stoff für Euch gefunden haben, der Euch dann und wann mal ein wenig aus dem Alltagsgrau entführen kann. Ich selbst bin mal wieder in meine eigene Vergangenheit mit einem weiteren Teil der Pink Floyd Kolumne getaucht.
Jürgen hat ein Buch über Van Halen gelesen; Ingo eine Broschüre über Metallica. Auch an der Live-Front war die Redaktion aktiv. Stefan hat sich Bob Dylan angesehen. Roland war bei einem Konzert mit Therion. Norbert hat das Berliner Konzert von Rainbow besucht und erklärt uns, wie Adriano Celentano zum Satanismus kam.
Mit diesem Angebot wünschen wir einen schönen Mai 2018.
Euer Wolle