„Ein verzogener reicher Bengel“: Die Van Halen-Ära mit David Lee Roth aus Sicht ihres damaligen Managers
Der Stachel sitzt nach über 30 Jahren immer noch sehr tief: Noel E. Monk hat Van Halen seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums (1978) bis kurz vor dem Ende der (ersten) David Lee Roth-Ära als Manager begleitet, dann folgte Anfang 1985 der bittere Rauschschmiss. Im Rahmen der folgenden gerichtlichen Auseinandersetzungen und „freundschaftlichen“ Einigungen wurde es Monk u.a. untersagt, in einem Buch über seine Zeit mit Van Halen zu berichten. Die Sperrfrist für diese Klausel ist jetzt abgelaufen, so dass er nun endlich aus dem Nähkästchen plaudern darf. Und dies macht er zwar meist mit Respekt vor der Band und seinen Mitgliedern, eine gewisse Frustration, Verbitterung und Enttäuschung kommt aber immer wieder zwischen den Zeilen durch. Der Titel der deutschen Übersetzung ist zunächst etwas plakativ und verwirrend: das Original ist nach dem Song „Runnin' With The Devil“ des Van Halen-Debüts benannt und die deutsche Übersetzung „Teufelspakt“ daher etwas unglücklich. Dies ist aber auch der einzige Vorwurf, den man der deutschen Übersetzung des Buches machen kann, ansonsten liest es sich sehr gut. Wer beim Kauf von des Buches allerdings eine Biografie der Band erwartet, liegt nicht ganz richtig, wird aber sicherlich trotzdem nicht enttäuscht: das Buch ist mehr eine Autobiografie von Noel E. Monk, und zwar eben genau über jene sieben Jahre, die er mit Van Halen verbracht hat. Nachdem Monk Tourmanager der Sex Pistols auf deren US-Tournee war, bekam er vom Warner Bros. den Folgeauftrag, eine hoffnungsvolle, aber noch relativ unbekannte Band namens Van Halen als Tourmanager zu betreuen. Bereits ein Jahr später, Anfang 1979, wurde er auf ausdrücklichen Wunsch der Band auch deren „richtiger“ Manager und somit fast das fünfte Mitglied der Band. Konsequenterweise spricht er das ganze Buch über von „uns“, „wir“ und „seiner“ Band. In den sieben Jahren haben sich allerhand Anekdoten angesammelt, die durchaus lesenswert sind. Im Großen und Ganzen hat mich das alles sehr an die „Hammer Of The Gods“-Biografie über Led Zeppelin erinnert, nur dass Van Halen etwa ein Jahrzehnt später dran und auf der anderen Seite des Atlantiks heimisch waren. Ansonsten aber auch hier: zerstörte Hotelzimmer, sexuelle Ausschweifungen, egozentrisches Gehabe von einzelnen Bandmitgliedern und ausufernder Drogen- und Alkoholmissbrauch. Der tiefe Einschnitt kam dann ausgerechnet nach „1984“, dem erfolgreichsten Album der Bandgeschichte. Die anfangs freundschaftlichen Beziehungen der Mitglieder untereinander waren mittlerweile ziemlich paralysiert und Drogen und Alkohol taten ihr übriges, vor allem bei den Van-Halen-Brüdern und Roth. Während des großen Erfolges von „1984“ wurde dann Bassist Michael Anthony (rückwirkend!) aus dem Gruppenverband entlassen und quasi als normaler Angestellter geführt, unüberbrückbare Differenzen zwischen den Van Halen-Brüdern und David Lee Roth und schließlich dessen Solo-Ambitionen waren der Anfang vom Ende. Als am 2. September '84 Van Halen in Nürnberg ein Konzert gaben, war noch keinem klar, dass dies das letzte in der Urbesetzung sein sollte, aber die innere Verfassung des Bandgefüges war da bereits äußerst schlecht. Anfang 1985 wurde dann Monk vor die Tür gesetzt und kurz danach stieg auch David Lee Roth aus. Das Buch endet recht abrupt mit diesem vorläufigen Ende; was der Autor selbst in den folgenden 30 Jahren getan hat kommt ebenso wenig zur Sprache wie der weitere Weg von Van Halen. Aber dies ist nur konsequent, schließlich endet hier das Kapitel Monk/Van Halen – und seit seinem Rauswurf hat der Autor mit keinem Bandmitglied je wieder ein Wort gewechselt. Wer den weiteren Weg der Band verfolgen will, kann ja auch die Fortsetzung der Geschichte in der Biografie von Sammy Hagar nachlesen... Glaubt man dem ehemaligem Manager, haben Van Halen ihm vor allem in finanzieller Hinsicht sehr zu danken (Vertragsverhandlungen mit Warner Bros., Aufbau einer eigen Merchandising-Firma), unterm Strich setzt er sich in diesem Buch aber doch recht oft den Heiligenschein auf. Und wenn er dann noch die nachlassende Haarfülle und den eher mittelmäßigen Gesang von David Lee Roth thematisiert, ihn einen verzogenen reichen Bengel nennt, Michael Anthony „beschränktes Können“ an seinem Instrument bescheinigt und ihn auch sonst eher wie einen dummen Jungen darstellt (obwohl er anscheinend der einzige „normale“ Mensch ohne Starallüren in dieser Band zu sein schien), ahnt man, dass ihn diese sieben Jahre und das Ende heute immer noch sehr beschäftigen. Leider liegt die Biografie von David Lee Roth („Crazy From the Heat“) nicht in deutscher Übersetzung vor, eine Sichtweise der anderen Seite wäre sicherlich interessant gewesen. Unterm Strich ein sehr gutes Buch, welches den Leser auch hinter die Kulissen des Rockbusiness blicken lässt. Und für Van-Halen-Fans ist es wohl eh eine Pflichtlektüre! Jürgen Weber |
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