Musik an sich


Reviews
Shelly Bonet

Love in a dangerous world


Info
Musikrichtung: Rock

VÖ: 26.02.2016

(Rainbow Home Entertainment)

Gesamtspielzeit: 41:06

Internet:

http://www.shelly-bonet.com/
http://www.musicmatters.de/


Würde man vielen Presseberichten glauben, so müsste man annehmen, Shelly Bonet sei in die Fußstapfen von Janis Joplin getreten, mit dieser Kollegin wird ihr kraftvoller Gesangsstil oft assoziiert. Doch man sollte schon differenzieren, bevor man derart schnell schießt.

Janis war eine Besonderheit, ob man ihre Stimme mochte oder nicht, und das lässt sich schlecht ersetzen oder fortsetzen. Dazu kommt dieses spezielle Element, dass Janis transportierte, Ausdruck ihrer Erfahrungen, ihres Lebens. Das machte die zu einer Ausnahmeerscheinung. Und lediglich Äußeres davon könnte man in technischer Hinsicht darstellen und/oder duplizieren. Und so reduziert sich der Vergleich zu Shelly Bonet sicher allein darauf. Und da zieht Shelly sicher den Kürzeren. Also verbleibt mir eine losgelöste Betrachtungsweise, die sich ganz allein auf ihre Person und ihren Ausdruck konzentriert.

Seit sie vierzehn ist, steht sie auf der Bühne, umgeben von Einflüssen von Künstlern wie Aretha Franklin, Joe Cocker, den Rolling Stones oder James Brown.
In Deutschland wurde sie einigen Bluesliebhabern bekannt durch die Mitwirkung in der Sunnyland Blues Band. Hier ist nun ihre aktuelle Platte, durch die sich wie ein roter Faden eine spezielle Mischung mit Einflüssen aus Rock, Blues, Soul und Pop zieht. Sicher, ihre Stimme ist in der Tat sehr druckvoll und wirkt oft gewaltig drückend, doch manchmal ist das einfach zu viel, und schon der erste Song schreckt mich mit seiner Unruhe und Hektik eher ab, als das er ein ideales Eingangsportal zu dieser Platte bietet.

Da eignet sich dann wesentlich besser das folgende groovig rockende “I'm sorry“. “Cry baby“, ja, das war eines der Zugpferde von Janis, hier möchte ich am liebsten weiterskippen, diese Interpretation hat keinen eigenständigen Charakter, hier fehlt (mir) das gewisse Feeling, das auch Zurückhaltung und nicht nur Vorwärtspreschen beinhaltet. “To ease your pain“ hingegen halte ich für eine sehr gute Nummer mit einer Menge Blue Eyed Soul, mit Musik, wie ich sie mir von Tina Turner solo oft gewünscht hätte. Und so sind die ruhigeren und langsamen Nummern für mich die heimlichen Hits der Platte, neben dem soeben genannten der Titelsong, das schön mit Streichern unterlegte “Devoted“ und zu guter Letzt das abschließende “Before I change my mind“. Mit einem feinen Bluesfeeling ausgestattet ist “Back to beautiful“ und so hält sich für mich der Anteil mich beeindruckender und nicht beeindruckender Songs die Waage.

Was ich mir persönlich wünschte, dass Shelly mehr Wertigkeit in die Rücknahme ihrer Stimme mit verstärkt geschmeidigem Ausdruck bringen möge, manchmal, bei einigen ruhigen Parts, klappt das ja auch mitunter. So wäre das Spektrum von unzweifelhaft stimmlich ausgedrückter und vorliegender Emotionen umfassender dargestellt. Und so wäre dann auch der Weg frei zu einer mehr eigenständigen stimmlichen Gestaltung. Nur Druck allein kann auf die Dauer hörermüdend sein. Und bitte kein “Comatose“ mehr, zumindest nicht als Einstieg!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Comatose (3:32)
2 I'm sorry (4:03)
3 Cry baby (4:05)
4 To ease your pain (4:39)
5 Love in a dangerous world (3:52)
6 Devoted (2:52)
7 Back to beautiful (2:49)
8 Here's to the man (4:02)
9 Trippin' it up (3:39)
10 Wear me on your heart (3:56)
11 Before I change my mind (3:31)
Besetzung

Shelly Bonet (vocals
Chad Gamble (drums)
Jimbo Hart (bass)
Al Gamble (keyboards)
Browan Lollar (lead guitars)
Emmett O’Malley (main rhythm guitar)
Colin Smith (main rhythm guitar, acoustic guitar, backing vocals) )
John Conlon (acoustic guitar)
Bryan Farris (electric guitars)
Roslyn McLore (backing vocals)
Vivian Sessions (backing vocals)
Jenny Douglas (backing vocals)
Shaun Williamson (backing vocals)
Matthew Constantine (backing vocals, celli)
Oisin O’Malley (piano)
Daniel Stoddard (slide guitar)



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