Revolting Cocks
Got cock?
Hoch lebe der Ruhestand ... ja, von wegen!
Hatte ex-Ministry-Mastermind Al Jourgensen nicht verlauten lassen, sich zukünftig aus der aktiven Musikwelt zurückzuziehen und sein zweites Baby Revolting Cocks künftig seinen Mitstreitern Josh Bradford, Sin Quirin und Clayton Worbeck zu übergeben. Tja, ganz konnte er es doch nicht lassen und veröffentlicht jetzt wieder zu viert den Nachfolger des 2009er Langdrehers Sex-O Olympic-O. Auch dieser wimmelt nur wieder so von Schlüpfrigkeiten. Sex wohin man hinhört. Warum auch anders, das sind schließlich RevCo und das ist Musik von Männern für Männer?!
Hört man sich Got cock? in aller Ruhe an, kommt man recht schnell zu dem Schluss „das hätte es jetzt nicht wirklich gebraucht“. Denn diese CD klingt wie ein müder Abklatsch seines Vorgängers und irgendwie verbraucht und uninspiriert. Ganz so, als hätte man schnell eine Platte nur um der Platte willen gemacht. Klar, der typische RevCo-Groove ist immer noch da, tritt aber nicht mehr so richtig. Klang die Band sonst immer wie eine schlüpfrige und verrückte Disco-Version des schwarzen Molochs Ministry, fragt man sich hier, wo denn die Abgedrehtheit vergangener Tage abgeblieben ist.
Die zehn Songs auf Got cock? sind sehr geradlinig, man muss schon fast poppig und soft sagen. Wirklich eingängig sind sie aber trotzdem nicht. Dafür fehlen ihnen sich richtig festkrallende Hooks. Der Synthietrack „Me so horny“ und das recht punkige „Piss army“ (eine Ode an sich selbst und seine Fans?) fallen am meisten in diese Kategorie. Auch der rockige Opener „Trojan horse“ oder „Juice“ mit seinem nazihaften Klischeedeutsch haben was. Aber der Rest plätschert irgendwie so dahin. Tut nicht weh, reißt aber so richtig auch nicht mit. Dazu passt die auch recht drucklose und geglättete Produktion. „Hervorragende High-Ende-Produktion“ nennt sich das im Promoblatt.
Tja, wer noch nie etwas mit den Revolting Cocks zu tun hatte, könnte mit der Platte vielleicht noch warm werden und seinen Spaß an dem üblichen Gemisch aus Rock (absolute kein Metal mehr!), EBM, Industrial und einem Hauch New Wave, vermengt mit abgehangenem Classic Rock- und Stripbar-Charme, haben. Für denjenigen der Al Jourgensen über die Jahre begleitet hat, ist Got cock? eine ziemliche Enttäuschung. Denn irgendwie ist zwischen den ganzen Klischees wenig an Herzblut zu spüren. Hoffen wir mal, dass uns wenigstens hiervon der übliche Remix erspart bleibt. Die geschredderte Version von „Me so horny“ am Schluss ist schon schlimm genug.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Trojan Horse | 6:15 |
2 |
Filthy Senoritas | 4:48 |
3 |
Dykes | 6:41 |
4 |
Juice | 4:51 |
5 |
Piss Army | 4:30 |
6 |
Fuck Monkey | 3:57 |
7 |
Bitch Addictive | 4:47 |
8 |
Air Traffic Control | 3:38 |
9 |
Poke-A-Hot-Ass | 4:21 |
10 |
Me So Horny | 4:33 |
11 |
Me So Horny (Remix) | 5:10 |
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Besetzung |
Al Jourgensen (Progamming, Background Vocals, Keyboards)
Josh Bradford (Lead Vocals)
Sin Quirin (Guitars, Bass, Keyboards)
Clayton Worbeck (Programming, Remixing)
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