Reflection Club
Still thick as a Brick
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You can read an english version of this review on the Madvege Homepage.
Die Beschäftigung mit Still thick as a Brick kostet etwas Zeit. Hier ist nicht nur eine gute Dreiviertelstunde Prog-Rock im zeitgemäß produzierten 70er Jahre Stil zu verarbeiten. Die CD steckt in einer Tasche im vorderen Einbanddeckel eines gut 70-seitigen Hardcover-Buches, das gefüllt ist mit Artikeln, Konzertberichten, Plattenbesprechungen und ähnlichem.
Das macht Sinn. Denn schon der Titel der CD verrät, wovon sich Mastermind Lutz Meinert hat inspirieren lassen. Und genau wie das legendäre Jethro Tull-Album Thick as a Brick im April verpackt in eine Ausgabe der fiktiven Zeitung St. Cleve Chronicle & Linwell Advertiser erschien, liegt Still thick as a Brick nun einer Ausgabe der Monatszeitung Rellington Stone bei.
Der Rellington Stone ist ein Kulturmagazin, das in der Küsten(klein)stadt Rellington erscheint und angesichts der galoppierenden Gentrifizierung und der damit verbundenen Veränderungen kurz vor dem Aus steht. Und so – so der fiktive Plot – unterstützt das Madvedge Label den Rellington Stone, indem es ihm für die aktuelle Ausgabe eine kostenlose Vorab-Version des Reflection Club-Debüts als Beilage zur Verfügung stellt.
Das Textkonzept von Still thick as a Brick beschäftigt sich mit dem Niedergang der kulturellen Szene Rellingtons durch die Zuwanderung von Menschen, die man vor 20 Jahren Yuppies genannt hätte, die auf der eine Seite von der kulturellen Lebendigkeit angelockt werden, sie aber gleichzeitig erdrosseln. So könnte die Handlung auch im Kreuzberg der späten 80er und 90er Jahre spielen, im Prenzlauer Berg eine Dekade später und derzeit wohl in den nördlichen Regionen Neuköllns. Die Texte sind selbstverständlich auch in der Zeitung abgedruckt.
Musikalisch knüpfen Refelction Club mindestens ebenso deutlich an ihre Vorbilder an. Zu Recht wiederholt sich in den Artikeln die Beobachtung, dass die Band, wie Jethro Tull in der ersten Hälfte der 70er klingt permanent. Das Ganze ist ebenso vielfaltig und ebenso schwierig auf einzelne Tracks zurückführbar. Im Prinzip haben wir es mit einem einzigen Longtrack zu tun, der seine Themen und Motive immer wieder aufnimmt und neu interpretiert. Natürlich steht die Querflöte im Zentrum. Es fließen Elemente von Folk, Rock, Jazz und Klassik ein. Im Fall von „Part 3: Year on the fast Track” kann das dann auch mal ein wenig nach Kansas klingen. Wirkliche Hooklines oder „Parts“, bei denen man sofort nach einer Single-Auskopplung verlangt, finden sich nicht. Auch das verhindert einen zu schnellen Konsum des Albums.
Und wenn man dann irgendwann doch mit der CD und der Lektüre des Rellington Stone durch ist, dann gibt es da noch den hinteren Einbanddeckel des Buches. Darin steckt eine DVD, die im Prinzip einen ultralangen Videoclip des kompletten Albums enthält, der die Story (und die Instrumentierung!!) mit fantasievollen Bildern illustriert. Außerdem sind die Lyrics in fünf Sprachen (englisch, deutsch, italienisch, französisch, spanisch) als Untertitel einblendbar.
Prachtvoll!
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Part 1: Prelude | 2:00 |
2 | Part 2: Time out | 4:03 |
3 | Part 3: Years on the fast Track | 3:31 |
4 | Part 4: Rellington Town | 6:17 |
5 | Part 5: The Club of hopeful Pinions | 3:47 |
6 | Part 6: The Foray of the Sharks | 5:45 |
7 | Part 7: Sentimental Depreciation | 5:19 |
8 | Part 8: Nervesoothers | 3:09 |
9 | Part 9: The great Dance around the golden Calf | 3:36 |
10 | Part 10: Bedlam | 5:48 |
11 | Part 11: Look across the Sea | 4:24 |
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Besetzung |
Lutz Meinert (Keys, B, Dr, Perc, Back Voc)
Nils Conrad (E-Git)
Paul Forrest (Voc, Ak-Git, Querflöte)
Ulla Harmuth (Querflöte)
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