Satin Whale

Whalecome (Review-Serie, Folge 6)


Info
Musikrichtung: Kraut Rock / Prog Rock

VÖ: 27.09.2024 (1978)

(MiG)

Gesamtspielzeit: 96:20



Satin Whale-Review-Serie (Soundtrack, Alternative Mixes & live), Folge 6: Whalecome


Von April bis August 2024 haben wir auf dieser Seite die Satin Whale-Studio-Alben besprochen, die MiG als CD-Box-Set wieder veröffentlicht hatten. Bereits damals wurde die Möglichkeit angedeutet, dass auch das Live-Album Whalecome wieder veröffentlicht werden würde. Das ist nun geschehen – wiederum in einem CD-Box-Set, das sogar mehr enthält, als dieses Live-Album.

Unter der merkwürdigen und sperrigen Überschrift Soundtrack, Alternative Mixes & live enthält das Box-Set auf CD 2 und 3 das bereits erwähnte Live-Album. Die erste CD teilen sich zwei – später erschienene - Alben aus dem Jahr 1979. Das ist zum einen der Soundtrack zu dem Film Die Faust in der Tasche; zum anderen ein Remix-Album mit dem irreführenden Titel On Tour.

Wir werden, wie gewohnt, jeder Veröffentlichung eine eigene Review widmen. Wir beginnen in dieser Ausgabe mit dem Live-Doppel-Album Whalecome. In den beiden kommenden Monaten werden erst die Remixe älterer Titel folgen. Der Soundtrack mit neuem Material wird die Serie im Mai abschließen.




Es gibt viele Rätsel der Weltgeschichte, die noch zu enträtseln sind. Eins davon ist die Frage, warum Satin Whale in der rückblickenden Wahrnehmung der Kraut-Rock-Szene eine derartige Randexistenz führen. Nicht zuletzt das Live-Album Whalecome müsste sie in eine Reihe mit Bands wie Triumvirat, Eloy, Novalis, Hoelderlin oder Epitaph gebracht haben – Bands, die eingängigen Rock mit instrumentalen Eskapaden unter einen Hut gebracht haben.

Auf der eingängigen Seite liefern Satin Whale zwei Stücke mit eindeutigem Single-Potenzial ab. Gleich das das Konzert eröffnende „No Time to lose“ ist eine fantastische Power-Pop-Prog Nummer mit sphärischen Phasen, die von rockigeren Parts geerdet werden. Das Intro könnte aus der Feder von Händel stammen. Auch die Stadt-Hymne „Goin' back to Cologne”, munter und verspielt „Cologne’s very own Beer” lobend, bleibt sofort im Ohr.

Neben enthusiastischen Prog-Nummern, wie dem instrumentalen „Marée“, dem Publikums-Favoriten „Holiday“ oder dem kraftvollen „Reminiscent River“ gibt es auch sehr gelungene ruhige Stücke, wie „A bit foolish - a bit wise“ mit reichlich Flöten vor sanften Synthie-Flächen und das verspielte Zwischenspiel „Reverie“.

Die zweite LP beweist Mut zum kulturellen Crossover, wobei ein krachendes Rock’n’Roll Cover, wie „Sweet little Sixteen“, in den späten 70ern von Udo L. bis zu den Scorpions auf Live-Alben zum guten Ton gehörte. Interessanter ist da das hebräische Volkslied „Hava Nagila“. Es war damals in Deutschland zwar weit verbreitet, aber eher als Gesang in Gemeinden und Schulen. Dass eine Rockband es aufnahm und zum Ausgangspunkt einer Longtrack-Improvisation machte, die unter anderem ein ausführliches Drum-Solo enthielt, kenne ich aber von keiner anderen Band.



Norbert von Fransecky



Trackliste
CD 2: Whalecome (LP 1)
1 No time to lose (5:28)
2 Song for Thesy (4:09)
3 Marée (4:53)
4 Desert Places (8:24)
5 Reverie (2:22)
6 Holidays (5:58)
7 A bit foolish - a bit wise (6:05)
8 Crossing the Line (9:56)

CD 3: Whalecome (LP 2)
9 Reminiscent River (5:58)
10 Goin' back to Cologne (3:30)
11 Hava Nagila (17:40)
Zugabe:
12 Perception (18:38)
13 Sweet little Sixteen (5:40)
Besetzung

Thomas Brück (B, Lead Voc)
Dieter Roesberg (Git, Flöte, Mundorgel, Voc)
Gerald Dellmann (Keys)
Wolfgang Hieronymi (Dr, Voc)



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