Veronika Harcsa, Anastasia Razvalyaeva, Bálint Bolcsó

Schubert Now!
 |
 |
|
Ist es Jazz? Ist es Klassik? Oder was sonst??? Das ungarische Label BMC ist bekannt für außergewöhnliche Veröffentlichungen. Und so reiht sich auch diese Produktion von Veronika Harcsa, Anastasia Razvalyaeva, Bálint Bolcsó entsprechend ein. Schubert Now!, klar, dieser Albumtitel scheint ja wohl zunächst eindeutig auf klassische Musik hinzuweisen.
Veronika Harcsa ist eine in Ungarn beliebte Jazzsängerin. Entsprechend hat sie in diesem Genre auch bereits Platten veröffentlicht, zum Beispiel mit Bálint Gyémánt oder als Gábor Gadó - Veronika Harcsa Sextet . Bei der letztgenannten Veröffentlichung war das Ziel bereits, Jazz und klassische Musik zu vereinen.
Nun wird ein weiterer Weg beschritten, es helfen der Protagonistin dabei die russische Harfenistin Anastasia Razvalyaeva und der ungarische Musiker Bálint Bolcsó, der als einer der wichtigen Musiker der ungarischen Elektronik-Musik-Szene gilt. Insofern ist es gelungen, verschiedene Komponenten zu einem neuen Ganzen zu integrieren, obwohl sicher der Jazz zu kurz kommt. Zunächst ist hierzu natürlich festzustellen, dass alle Kompositionen schließlich von Franz Schubert stammen, Alle wurden arrangiert für das neue Gewand von den Dreien.
Die beiden Damen hatten bereits ein Projekt über Debussy gestartet, wo man mit den Möglichkeiten einer nicht-klassischen Stimmbildung zu experimentieren das Klavier durch Harfenbegleitung ersetzen wollte. Insofern wird Schubert nun die Ehre zuteil, dass man sich elf seiner Kompositionen widmet. Nur gibt es halt als weiteres Element neben der Harfe nun eine entsprechend elektronische Zubereitung mit den diversen Möglichkeiten dieser Anreicherung. So klingt Schubert nun neu, eben Schubert Now!. Veronika Harcsa singt die deutschsprachigen Texte mit einer etwas anderen Ausdrucksweise, die allein schon eine Besonderheit darstellt.
Wenn dann die Electronics dazu verschiedene Stimmungen schafft, dann treibt diese Musik in eine teils skurrile Welt, die absolut faszinierend ist. Einzelkomponenten, von denen man annehmen könnte, dass sie nicht zusammenpassen, stellen sich dieser Herausforderung mit dem Ergebnis, dass etwas Unerwartetes entstand, natürliche Harfenklänge, die durch die elektronischen Elemente tatsächlich als Einheit wirken, und darüber der Gesang, der nicht wirklich klassischer Musik zuzuordnen ist, sondern der mitunter Songs eines Kabararetts zuzuordnen ist, oder mindestens durchaus die eine oder andere Jazz-Färbung erhält. Als für mich prägnantes Beispiel dieser Symbiose möchte ich den Titel "Der Doppelgänger" nennen, hier vereinen sich die verschiedenen Ausprägungen auf exzellente Art und Weise.
Schlußendlich sei anzumerken, dass auf magische und betörende Weise Musik entstanden ist, die die Jahrhunderte überschreitend in der Gegenwart angekommen ist und hierbei vielerlei Elemente aufgreift und zu einem ganz Neuen vereint. Mit anderen Worten, das ist etwas ganz Besonderes! Dazu passt natürlich die wie bei BMC immer äußerst edel gestaltete Verpackung!

Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Wanderers Nachtlied (1:40)
2 Aufenthalt (3:33)
3 Die Stadt (4:16)
4 Auf dem Flusse (3:18)
5 Die Krähe (3:19)
6 Ihr Bild (3:40)
7 In der Ferne (7:30)
8 Meeres Stille (3:04)
9 Der Leiermann (4:09)
10 Der Doppelgänger (5:28)
11 Des Baches Wiegenlied (4:29)
|
|
|
|
 |
Besetzung |
 Veronika Harcsa (voice)
Anastasia Razvalyaeva (harp)
Bálint Bolcsó (electronics, sound design)

|
|
|