Arbenz Vs Arbenz Meets Ron Carter

The Alpine Session


Info
Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 21.02.2025

(Eigenproduktion)

Gesamtspielzeit: 41:28

Internet:

https://www.facebook.com/michael.arbenz/?locale=de_DE
https://florianarbenz.com/
https://roncarterjazz.com/


Ja, zwei Musiker dieser Formation dürften aus einem bestimmten Grund recht bekannt sein, denn Pianist Michael Arbenz und Schlagzeuger Florian Arbenz sind Bestandteil des Jazztrios Vein, bei Musik An Sich bereits mit einigen Produktion Thema gewesen. Soll jedoch nun der teilweise Bandname Arbenz Vs Arbenz bedeuten, dass die gegeneinander arbeiten? (VS) Welcher Art auch immer, für The Alpine Session haben sie gemeinsame Sache gemacht mit dem legendären Bass-Profi Ron Carter!

Angefangen von seiner Zeit bei Miles Davis zwischen 1963 und 1968, war er nachfolgend mit vielen berühmten Musikern*innen aktiv, seien es Eric Dolphy, Wes Montgomery, Lena Horne, Cannonball Adderley und vielen vielen anderen, unter anderem prägte er eine Zeitland mit seinem Spiel die Musik des Labels CTI, bei über 2000 Sessions soll er wohl beteiligt gewesen sein. Und wie wird er nun Einfluss genommen haben auf die Zwillinge Arbenz? Oder wird er sich im Rahmen eines üblichen Jazz-Piano-Trios unterordnen? Hier war es einst in der Regel Usus, dass dem Pianisten die Rolle einer Führungsperson vorbehalten war und die Begleiter manchmal nur als Statisten wirkten, die den jeweiligen Chef mehr oder weniger unterstützten. Das hatte die Formation Vein eigentlich bereits erfolgreich ausgehebelt.

Die beiden Schweizer Jazzer können auch bereits auf eine Reihe vieler Zusammenarbeiten mit bekannten Jazzern zurückblicken, letztlich waren drei Profis am Werk. Carter soll über die Jahre auch als musikalische Inspiration gedient haben, und nun wurde ihnen die Ehre dieses gemeinsamen Albums zuteil.

Sechs Songs werden geboten, davon gibt es 2 "Klassiker", "It Don't Mean A Thing" von Duke Ellington und "All The Things You Are" von Jerome Kern. Die Brüder Arbenz teilen sich die restlichen Songs, Florian ist für #2,3 und 6 verantwortlich und Michael für #4, hat jedoch "It Don't Mean A Thing" noch mitarrangiert.

Gleich vom Start weg entwickelt sich eine sehr lockere Atmosphäre, sehr beschwingt und mit gleichberechtigten Anteilen der drei Musiker. Letztlich spielen hier 2 Generationen miteinander, Carter ist Jahrgang 1937 und die Brüder wurden 1975 geboren, doch die Musik überwindet locker diese Altersgrenze. Denn so, wie die Drei diese Musik vortragen, schillert sie in den brillantesten Farben total bunt und generationsübergreifend.

Dabei verstehen es die Musiker, ihre jeweilige Individualität heraus zu kehren, das ist Jazz, der sich sowohl der Tradition bedient als auch moderne Facetten und Einflüsse zuläßt, man agiert gleichzeitig gemeinsam und sehr offen in der Gestaltung. Auch ein Song wie "Alive", einer der im Tempo langsamen Stücke, weiss dieses zu nutzen, indem Jeder der Drei eine eigene Note einbringt zu einem gemeinsamen Vortrag, der sehr zu unterhalten weiss mit seiner emotionalen Ausrichtung auf dem Boden großer Professionalität.

Und dann wird man unvermittelt herausgerissen aus der verträumten Stimmung mit "Evolution", ein Song, bei dem man meint, auch kleine Dissonanzen herauszuhören, solche, die das Ganze mit glitzerndem Schwung erfüllen, "Evolution" - nun, in der Biologie bezeichnet man das ja als eine allmähliche Veränderung vererbbarer Merkmale von Generation zu Generation. Trägt Ron Carter dieses nun weiter auf die beiden jüngeren Mitmusiker? Hoffen wir doch, dass er ihnen viel vererben möge! Jedenfalls ist dieser Song aus meiner Sicht ein sehr lebendiger Höhepunkt, bei dem sich die Drei gegenseitig zu beflügeln und inspirieren zu scheinen, und Jeder allen geneigten Zuhörern*innen eine Privatvorstellung des jeweiligen Könnens gibt.

Auch die restlichen Songs wissen zu begeistern, "Lullaby", klar, was anderes als eine schöne Ballade, und ich höre hier zu Beginn die Melodie deutschsprachiger Volkspoesie, "Guten Abend, gute Nacht", Brahms hat es vertont. Ein feines Zitat, das in die Atmosphäre des Songs passt! Doch zum Schlafengehen ist es noch zu früh, denn das flotte "All The Things You Are" und der längste Song des Albums mit 10:16 müssen noch erhört und erlebt werden. Erleben- genau, denn diese eindrucksvoll vorgetragene Musik lädt tatsächlich dazu ein, erlebt zu werden, so leicht und locker und unkompliziert und sehr unterhaltend wird sie vorgetragen, drei Musiker, drei Könner, gestalten sie gemeinsam wie aus einem Guss!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 It Don’t Mean A Thing (6:33)
2 Alive (5:40)
3 Evolution (7:41)
4 Lullaby (6:30)
5 All The Things You Are (4:35)
6 Old Shaman (10:16)
Besetzung

Michael Arbenz (piano)
Florian Arbenz (drums)
Ron Carter (double bass)



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