Evelyn Kryger

Live At Jazzbaltica 2021


Info
Musikrichtung: World Music Fusion

VÖ: 28.10.2022

(Hey!blau Records)

Gesamtspielzeit: 58:20

Internet:

https://evelynkryger.de/
https://heyblau-records.com/
http://www.nuzzcom.com/


Evelyn Kryger ist keine reale Person, sondern der Bandname dieser Formation, gegründet 2007 in Hildesheim, und wie man nun lesen kann, eine Band aus Berlin, Köln und Hannover. Musikalisch werden sie eingestuft zwischen Jazz, Worldmusic und Balkanbeats, mit dem Ergebnis äußerst tanzbarer Musik.

Die sieben Songs ihrer aktuellen Platte wurden am 25.Juni 2021 im Maritim Seehotel, Timmendorfer Strand aufgenommen, Live At Jazzbaltica 2021. Die beiden Rhythmiker an Bass und Schlagzeug geben drei Solisten Raum, und Keyboards/Piano, Saxofon und Violine nutzen diesen auch, sowohl für solistische Ausflüge als auch für gemeinsame Klanggestaltung von Melodien.

"Istanbul" entführt dann auch bereits dorthin, was der Titel vermuten läßt, in eine musikalische Vereinigung westlicher und östlicher Klänge. Der Song schwebt leicht und locker voran und das fernöstliche Thema vermittelt sofort dieses nahöstliche Gefühl, Saxofon und Violine spielen unisono, rasch löst sich Arne Dreske mit einem Piano-Solo und läßt nun mehr westliche Klänge einfliessen. Sein Solo ist recht behutsam und es lässt mehr an Rock- oder Popmusik denken als an Jazz, dazu ist es nicht swingend und frei genug. Die jazzigen Elemente werden dann eher vom Schlagzeuger eingebracht, auch nicht vom Saxofonisten. Während dessen ist es Rebecca Czech mit ihrer Violine, die ihr Instrument sehr in Richtung Balkan schluchzen lässt.

"Balcancan" läßt dann noch weniger Jazz spüren, hier wird der Begriff Fusion mit Anteilen von groovendem Funk aufgefüllt, erneut neben der nah-östlichen Einflußnahme. Bei Minute 2:10 ein kleines Gimmick, wenn Keyboarder Dreske ganz kurz das Thema zu "Für Elise" einfließen lässt, nachfolgend entwickelt Kaling am Saxofon langsam ein Solo, dass zunächst auch vom Klang des Nahen Ostens erfüllt ist, aber dann eine Steigerung vornimmt in Richtung Jazz. Allerdings höre ich keine typischen Spuren von Bebop oder Hard Bop, sondern eher die zurückhaltende Spielweise der Fusion-Bewegung der Sparte Smooth Jazz, ein wenig fehlt mir hier der Biss.

Und so zieht sich diese Mischung durch die ganze Platte, mal ein wenig ruhiger mit "Yemen", ein wenig wilder mit "Socarabica", das so richtig dampft voller Funk, ein wenig verspielt mit "Billy Wolke" und zum Schluss verabschiedet man sich mit "Tango". Alles in Allem ist die Musik durchgehend recht geschmeidig und leichtgängig, aus meiner Sicht aber meistens zu wenig zupackend, man scheint zu sehr auf "Nummer Sicher" zu gehen. Und ob das wirklich so sehr tanzbar ist? Ich denke, diese Fusion ist noch etwas unklar in der Ausrichtung. Denn diese druckvollen Tanzpassagen sind relativ selten, für Jazz ist das Ganze einfach zu wenig und solistisch bleibt man oft zu brav, so dass mir insgesamt das leidenschaftliche Feuer fehlt, dafür ist die Musik durchweg gut und niveauvoll gespielt.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Istanbul
2 Balcancan
3 7G
4 Yemen
5 Socarabica
6 Billy Wolke
7 Tango
Besetzung

Cito Kaling (sax)
Rebecca Czech (violin)
Arne Dreske (keys)
Jonas Holland-Moritz (bass)
Hannes Dunker (drums)



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