East Axis
No Subject
|
|
|
Ach, nun ist wieder einmal Free Jazz angezeigt, eine Musikrichtung, die in letzter Zeit nicht so oft vorkommt, oder doch nicht? Nun, denn ganz so "free" empfinde ich es nicht, nicht so, wie es in der Blütezeit von Musiker wie Albert Ayler, John Coltrane, Pharoah Sanders, Cecil Taylor verbreitet wurde. Vielmehr bewegt sich die Formation East Axis in einem avantgardistisch geprägten Umfeld mit wesentlicher Ausrichtung auf freie Improvisationen, die jedoch zumeist noch rhythmisch zusammengehalten werden.
Schließlich sind mir aus dem reinen Free Jazz-Umfeld auch nur der Pianist Matthew Shipp, der dieses mit dem Saxofonisten David S. Ware letztlich recht intensiv pflegte, und Drummer Gerald Cleaver, der sich einen Namen in der improvisierten Musik machte. Bassist Kevin Ray spielte zwar unter anderem auch mit Oliver Lake, doch reine Free Jazz-Aufnahmen sind mir so nicht bekannt. Und Saxofonist Scott Robinson schließlich spielte unter anderem mit Buck Clayton, Lionel Hampton und Paquito D’Rivera in ganz anderen Gefilden.
Und so wird East Axis als ein visionäres, improvisierendes Quartett bezeichnet. So spürt man rasch, dass es vornehmlich Shipp ist, der immer wieder versucht, die Beschränkungen zu durchbrechen durch sein stark visionär geprägtes Spiel. Mithin vermögen es die vier Musiker, ihre eigenen Erfahrungen kollektiv zu einem Ganzen zu vereinen, zu einem Ganzen, dass viel Freiheit lässt, Musik, die vor Spontaneität strahlt und sprüht, ja, auch Robinson wird durchaus auch einmal recht frei in seiner Spielweise, jedoch ohne diese Grenze zum Free Jazz zu überschreiten.
No Subject ist das zweite Album der Band, nachdem der Vorgänger vor zwei Jahren die Jazz-Gemeinde aufhorchen ließ. Auch nun wirkt die Musik durch das Zusammenspiel und die Kommunikation der vier Musiker, durch die Improvisation, die ständig neue Impulse hervorbringt, mitunter jedoch auch ein wenig "sachlich" klingen mag. Denn so manches Mal fehlt mir das gewisse Feuer, dieses Durchbrechen, dieses absolute Loslassen. So bleibt natürlich die Kraft des Augenblicks, der Gestaltung, der feinen Pinselführung bei der Gestaltung der meisten Songs. Erst "Decisions Have Already Been Made" durchbricht dieses dann, um wirklich auszubrechen und zu zeigen, wie kraftvoll man dann doch agieren kann und die Musik peitschen kann, um in die Seele zu treffen.
Und auch der Titelsong zum Schluß kann die Erwartung erfüllen, wirklich die Grenzen gesprengt zu haben, mit "Decisions Have Already Been Made" ist dieses Stück für mich der Höhepunkt der Platte, denn es klingt doch am meisten mitreissend, wenn "mal richtig die Sau rausgelassen" wird....
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 At the Very Least
2 I Like It Very Much
3 Somebody Just Go In, Please
4 Sometime Tomorrow
5 Decisions Have Already Been Made
6 Metal Sounds
7 Excuse My Absence
8 I Take That Back
9 To Be Honest
10 Word and Respect
11 See What You Think
12 No Subject
|
|
|
|
|
Besetzung |
Gerald Cleaver (drums)
Kevin Ray (bass)
Scott Robinson (tenor sax, alto clarinet, tarogato, trumpet, slide cornet)
Matthew Shipp (piano)
|
|
|
|