Combat Faith
In Your Face
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In Albuquerque, New Mexico existierte in den Achtzigern und Neunzigern eine recht vitale Szene von Metalbands, die christliche Inhalte verbreiteten. Zu überregionaler Popularität gelangten allerdings nur die Thrasher Ultimatum und die ähnlich gepolten The Moshketeers. Die 1986 gegründeten Combat Faith, deren Drummer Alan Tuma später bei beiden genannten Combos aktiv war, gehörten zu den Formationen, die zwar live aktiv waren, es aber seinerzeit nicht zu einem regulären Longplayer brachten. Dabei war ein solcher 1991 schon aufgenommen worden, kam aber letztlich doch nicht zur Veröffentlichung – vier der zehn Songs wurden an Plattenfirmen geschickt, aber offensichtlich zeigte keine von ihnen Interesse, und so verschwanden Combat Faith letztlich auf dem Bandfriedhof. An eine Reunion in Originalbesetzung ist in ihrem Fall nicht zu denken, da einer der beiden Bandköpfe, Gitarrist Ric Buteau, anno 2016 starb – aber im Gedenken an ihn raffte sich Alan Tuma doch noch einmal auf und suchte die alten Aufnahmen. Von den zehn Songs konnten allerdings nur noch sechs gefunden werden, und so entschlossen sich Roxx Records, diese noch um die vier Songs des 1989 veröffentlichten ersten Demos zu ergänzen, um ein vollwertiges Album herausbringen zu können, auch wenn dieses mit knapp 36 Minuten Spielzeit nicht gerade durch Überlänge glänzt. Aber mehr verfügbaren Stoff gibt es von Combat Faith halt offensichtlich nicht.
Nur der Leibhaftige wird allerdings wissen, wie zwei strukturell äußerst eigentümliche Entscheidungen zustandegekommen sind. Zum einen läßt das Cover mit einer Kriegsszene hinter Stacheldraht Thrash oder noch Härteres erwarten. Zum zweiten wurde „Child Of Fire“ als Opener gewählt, eine langsame, kraftlos anmutende und eher langweilig anmutende Nummer an der Grenze des Power zum Thrash Metal, die den anderen Bandkopf, Sänger Albert Baca, eher unmotiviert shouten läßt und in der Tuma diverse Halftimedrums einscheppert, mit denen er 1991 zwar durchaus in der Entwicklung zu neumodischeren Metalformen ziemlich weit vorn mitmischte, was das Ergebnis aber auch nicht erfreulicher macht. In den fünf Musikern von Combat Faith schlugen nämlich offensichtlich traditionelle Metalherzen, und ab dem Titeltrack „In Your Face“ an Position 2 machen sie das dem Hörer auch klar und bleiben dann bis Song 6 im Classic-Metal-Stil, im Titeltrack zunächst in lockere Midtempogefilde wechselnd und danach mit „Mystery Tune Mach 5“ an der Speedgrenze kratzend. Auch Baca tut dann das, was er scheinbar besser kann, und singt deutlich höher, was zumindest besser zur Musik paßt, auch wenn ein paar kleine technische Schwächen nicht zu überhören sind, etwa in „The Return“, wo die Übergänge in die extremen Höhen etwas zu angestrengt anmuten. Diese Nummer koppelt ein leichtfüßiges Solo mit etwas erdigeren Parts ringsherum, während „Gog“ äußerst treibendes Midtempo auffährt und mit seinem appellierenden Refrain „Jesus Christ is there for you“ eindeutig klarmacht, wo der textliche Fokus liegt. „Lies“ stellt mit knapp über vier Minuten nicht nur den längsten der sechs Songs dar, sondern mit kompromißloser Speedkante auch den schnellsten, wobei der Refrain kurioserweise ein wenig an den von „No More Faith“ von Angel Dust erinnert – einer Nummer, die erst Jahre später das Licht der Welt erblickte. Ein Album voll Songs vom Kaliber „Lies“, und wir hätten ein strahlendes Highlight des gottesfürchtigen Metals vor uns gehabt.
Das Finale von „Gog“ hat allerdings einen klassischen Blueslauf intus, und auch in „Lies“ schmuggeln Combat Faith an zwei Stellen Bluespassagen ein, im Solo sogar ziemlich ausgedehnt. Das darf als atavistisches Relikt ihrer stilistischen Entwicklung gewertet werden, wie dann anhand der zwei Jahre eher eingespielten vier Demotracks klar wird, mit dem sich das seinerzeitige Quartett zwar in „Doctrines Of Greed“ auch schon in classicmetallischen Regionen bewegt, die drei anderen Songs aber eher im klassischen Hardrock siedeln und in der Gitarrenarbeit von Buteau hier noch deutlicher die einstmalige Herkunft dieses Stils aus dem Blues verdeutlichen. Buteau war bei den Aufnahmen des Demos der einzige Gitarrist, der seinerzeitige Leadklampfer Joe McGrath gehörte offensichtlich nicht fest zur Band, sondern unterstützte sie nur live, bis die Formation mit James McIntire einen festen Leadgitarristen fand, der dann auch das geplante Album mit einspielte. Die vier Nummern bewegen sich allesamt in verschiedenen Midtempo-Gefilden, atmen aber viel Spielfreude und werden ebensowenig langweilig wie das Gros der jüngeren Nummern. „Homeless“ könnte mit anderen Vocals und geringfügig anderem Gitarrensound sogar als Aerosmith-Outtake durchgehen, im christlichen Bereich eignen sich die mittelfrühen Bride als Anhaltspunkt. „Strong Man“ täuscht zwar mit seinem Akustikintro eine Ballade an, wandelt sich aber auch bald in knackigen Hardrock, der mit der druckvollen Schlagzeugarbeit Tumas auch schon ein wenig nach vorn weist, auf das, was dann mit „In Your Face“ kam und doch nicht zum großen Erfolg führte.
Der Sound des Re-Releases stellt für 30 Jahre alte Quasi-Eigenproduktions-Verhältnisse guten Standard dar, das Remastering ist offensichtlich behutsam, aber doch wirkungsvoll erfolgt. So haben wir hier knapp 36 Minuten überwiegend hörenswerte Musik aus den goldenen Zeiten des gottesfürchtigen Metals vor uns. Der Re-Release soll allerdings auf 300 Exemplare limitiert sein, also ist dem Interessanten zu raten, nicht gar zu lange zu warten und sich weder vom Artwork (und dem Bandlogo mit dem Fadenkreuz im O) ins stilistische Bockshorn jagen noch vom schwachen Opener „Child Of Fire“ abschrecken zu lassen.
Roland Ludwig
Trackliste |
1 | Child Of Fire | 3:34 |
2 | In Your Face | 3:59 |
3 | Mystery Tune Mach 5 | 2:52 |
4 | The Return | 3:18 |
5 | Gog | 3:07 |
6 | Lies | 4:02 |
7 | Doctrine Of Greed | 4:23 |
8 | Set You Free | 3:29 |
9 | Homeless | 2:42 |
10 | Strong Man | 4:15 |
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Besetzung |
Albert Baca (Voc)
Ric Buteau (Git)
James McIntire (Git, 1-6)
Paul Scozzafava (B, 1-6)
Allie Jenkins Francoeur (B, 7-10)
Alan Tuma (Dr)
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