MAS-Redakteur Rainer Janaschke ist auf den Hund gekommen – ein Abschiedsgespräch




Info
Gesprächspartner: Rainer Janaschke

Zeit: 09.12.2020

Ort: Köln - (s. Fotounterschriften)

Interview: E-Mail

Stil: Hard Rock / Metal

Internet:
http://www.musikansich.de

Fast 15 Jahre lang hat Rainer Janaschke die MAS mit seinen Beiträgen bereichert. Nun hat er sich entschieden uns "Auf Wiedersehen" zu sagen. Mit Ablauf des Jahres 2020 scheidet er aus der Redaktion aus. Grund genug Danke zu sagen und die Januar-Ausgabe zur Rainer-Ausgabe zu machen. Hier erscheinen seine letzten im Dezember verfassten Beiträge. Hier übernimmt er das Editorial. Und die Redaktion hat sich zusammengefunden, um ihn zu seiner Vergangenheit mit und seiner Zukunft ohne die MAS zu befragen.
Den Anfang macht Wolle, der aus dem hohen Norden ein paar Standard-Fragen zum Musikgeschmack abfeuert.


Wolfgang Kabsch: Was war die erste Single und die erste LP, die Du Dir zugelegt hast?

Rainer Janaschke: Das sind natürlich Dinge, an die man sich auch nach Jahren noch erinnert. Meine erste LP war ein Sampler zur ZDF-Sendung Ronnies Pop Show - mit Songs von den Thompson Twins und Frankie Goes To Hollywood.

Die erste Single war Depeche Modes „Master & Servant“; allerdings in der 12“ Maxiversion. Die kleinen Singles haben mich nie so wirklich interessiert!

Wolfgang Kabsch: Welches sind Deine 10 Inselalben?

Rainer Janaschke: Eine nicht ganz so einfache Frage, da die Alben auch schon mal wechseln. Einfach so aus dem Bauchgefühl und ohne festgelegte Reihenfolge wären dies:

Queensryche – Operation: Mindcrime
Rush – Presto (Das ist zum Beispiel ein Album, das immer mal wieder wechselt. Aber es würde durch ein Rush Album ersetzt werden.)
Van Halen – 5150
Pink Floyd – The Wall
Metallica – Master Of Puppets
Scorpions – Love At First Sting
Dream Theater – Images And Words
Marillion – Script For A Jesters Tear
AC/DC – Back In Black
Savatage – Gutter Ballet
Rainer vor 10 Jahren

Norbert von Fransecky: Es ist nicht uninteressant, das mit den zehn Alben zu vergleichen, die Du vor gut zehn Jahren in unserer 100. Ausgabe genannt hast, in der sich die ganze Redaktion zu ihren Vorlieben geäußert hatte. Wüsstest Du aus dem Kopf, welche Scheiben bei Dir schon damals dabei waren?

Rainer Janaschke: Aus dem Kopf heraus müssten Queensryche, AC/DC und Rush (eventuell mit einem anderem Album) dabei gewesen sein!

Norbert von Fransecky: Stimmt! Bei Rush waren es die `Counterparts´. Außerdem hattest du die Scorpions und Metallica bereits dabei und auch Savatage, die damals allerdings in der `Hall of the Mountain King´ waren. Und dann gab’s noch was von Accept, Pearl Jam, Vicious Rumors und Maiden.

Wolfgang Kabsch: Und bei was für einem Song würdest Du ausschalten?

Rainer Janaschke: Alles vom Wendler, Helene Fischer und Konsorten.
Opp Kölsch tät ich sage, da kriech ich Plaque!

Michael Schübeler: Ich frag mal ganz allgemein. Was hat es Dir bedeutet, bei MAS mitzumachen?

Rainer Janaschke: Musik war immer ein großes Hobby. Ich habe es auch mal mit dem Gitarrenspiel versucht, ob meines jämmerlichen Talentes bin ich aber kläglich gescheitert. MAS hat mir die Möglichkeit gegeben mit Musikern in Kontakt zu kommen, und mich mit Musik noch mehr zu beschäftigen. Mit der Zeit hat sich mein Blick auf die Musik und das Business dahinter auch ein wenig geändert. Manche Musiker stehen nicht mehr ganz so hoch auf einem Sockel, manche sind vom Sockel gefallen und andere ein ganzes Stück hochgeklettert.
Norbert (Berlin)

Norbert von Fransecky: Rainer, Du hast mir mal gesagt, Du wärst von Anfang an bei der MAS dabei gewesen, hättest dann aber eine Pause gemacht. Ich habe mal unser Archiv durchforstet und Dich zum ersten Mal in der Ausgabe vom März 2006 gefunden mit vier Reviews und einer Rezension des von der Rock Hard herausgegebenen Buches Best Of Rock & Metal - Die 500 besten Scheiben aller Zeiten. Wann war denn nun Dein Starttermin bei uns?

Rainer Janaschke: Tatsächlich müsste ich im Impressum der ersten Ausgabe stehen. Wie viele andere auch. Mit Hendrik Stahl hatte ich damals Kontakt, aber zu den ersten Beiträgen ist es viel später gekommen. Kurz nachdem ich bei MAS eingestiegen bin hat sich mein Privatleben etwas verändert. Meine Tochter wurde geboren. Ein Haus wurde gebaut. Da waren die Gedanken woanders. Irgendwann ist der Kontakt wieder aufgelebt und nun war die Zeit reif auch Texte abzuliefern.

Norbert von Fransecky: Das Impressum gibt es leider nicht mehr! Als die neuen Datenschutzrichtlinien eingeführt wurden, haben wir das Ausgaben-Impressum abgeschafft und so umgestellt, dass man jetzt direkt auf das allgemeine Impressum verwiesen wird – und das wirkt sich auch auf die alten Ausgaben aus; sonst hätten wir die alle Stück für Stück überarbeiten müssen.

Jürgen Weber: Wie bist Du überhaupt zur MAS gekommen?
Jürgen (Oldenburg)

Rainer Janaschke: Ich hatte einen Leserbrief an das Rock Hard geschrieben, der auch veröffentlicht wurde. Ich hatte mich über Nuclear Blast und deren Veröffentlichungspolitik eines Rage Albums beschwert. Hendrik Stahl hatte mich daraufhin angeschrieben.

Norbert von Fransecky: So lief auch mein Einstieg bei der MAS. Wie auch immer, Du bist einer der langjährigsten Mitarbeiter bei der MAS. Würdest Du sagen, dass es bestimmte Phasen in der Geschichte der MAS gegeben hat?

Rainer Janaschke: Die Gründungsphase war vielleicht etwas wild, mit vielen wechselnden Schreibern. Aber das ist wohl normal. Ansonsten sehe ich keine wirklich unterschiedlichen Phasen. Und das finde ich schade. Manche Dinge sollten öfters hinterfragt werden.
Ich denke MAS würde gut daran tun in der Zukunft mal über ein etwas moderneres Design nachzudenken und vielleicht etwas weniger „angestaubt“ zu erscheinen. Das würde vielleicht auch wieder neue Autoren für eine Mitarbeit begeistern.

Manchmal ist es einfach Zeit alte Dinge neu aufzusetzen!

Jürgen Weber: Gab es während Deiner MAS-Zeit besondere Highlights, an die Du Dich immer erinnern wirst? Ich denke da an Konzerte oder Interviews.

Rainer Janaschke: Mein erstes persönliches Telefoninterview mit Anders Björler (The Haunted) war natürlich besonders. Ich war aufgeregt, aber alles lief super. Besonders war auch ein Verriss einer Daniel Küblböck-Single und die Emails der Fans in meiner Mailbox!
Konzerte? Ganz klar, Rush in Köln. Ich könnte heute noch heulen, wenn ich an den viel zu frühen Tod von Neil Peart denke.
Michael (Brakel)

Michael Schübeler: Und welcher Interviewpartner hat dich am meisten beeindruckt?

Rainer Janaschke: Ich bin nie der große Interviewer gewesen, aber ich konnte Mitglieder der Band Thunder interviewen. Danny Bowes und Luke Morley. Sehr sympathische Menschen!

Michael Schübeler: Wenn Du mal auf Deine Reviews zurück blickst. Gab es da so etwas wie eine völlige Fehleinschätzung?

Rainer Janaschke: Klar. Das Unarmed Album von Helloween habe ich mal ziemlich verrissen.

Norbert von Fransecky: Das gab dann ja auch eine der bei uns recht seltenen Plus-Minus-Kritiken. Mario hatte Deine Punktzahl fast verdoppelt.

Rainer Janaschke: Inzwischen höre ich mir das Album eigentlich ganz gerne an!

Michael Schübeler: Und welches Album war der größte Grower?

Rainer Janaschke: Da würde ich mich nicht auf ein einzelnes Album einlassen, aber auf eine Band. Mit Nightwish konnte ich nie etwas anfangen. Mit jeder neuen Sängerin der Band hat mir die Musik besser gefallen. Inzwischen würde ich mich als Fan bezeichnen. Wegen mir können Nightwish nun mit dem Austauschen der Sängerin aufhören.
Wolfgang Kabsch (Lage)

Mario Karl: Hat sich Dein Musikgeschmack durch die Tätigkeit als Redakteur im Laufe der Jahre verändert - mal abgesehen davon, dass man älter wird? Mir haben sich Welten geöffnet, die ich sonst wohl nie betreten hätte. Aus meiner Hardrock- und Metalnische kam ich jedenfalls sehr weit raus.

Rainer Janaschke: Oh ja! Als ich bei MAS angefangen habe war ich schon sehr in der Metalnische gefangen. Instrumentale Rockmusik fand ich grausam. Heute gehört diese Art der Musik zu meinen Favoriten. Das Genre des sogenannten Mittelalterrocks hat sich mir aufgetan. Das komplette Post Rock Genre habe ich erst durch MAS kennengelernt! Blues, ganz wichtig!

Wolfgang Kabsch: Gibt es Bands oder Interpreten, die Du durch Deine Schreiberei für Dich entdeckt hast und die Dich bis heute begleiten?

Rainer Janaschke: Jede Menge. Um mal drei zu nennen: Long Distance Calling, Joe Bonamassa, Tool!

Norbert von Fransecky: Ich werd mal etwas privat. Haben sich so was wie Freundschaften zu Interviewpartnern ergeben?
Fido (Köln)

Rainer Janaschke: Nein, durch MAS tatsächlich nicht. Was vielleicht auch daran liegt, das ich nie wirklich viele Interviews gemacht habe. Durch die Corona Situation hat sich allerdings tatsächlich eine zumindest konstante und gute Bekanntschaft entwickelt. Meine Frau und ich treffen uns inzwischen regelmäßig mit Wolfgang Niedecken und seiner Frau und gehen dann gemeinsam mit unseren Hunden eine Runde. Eine Bekanntschaft die sich rein zufällig im Kölner Stadtwald entwickelt hat. Ich war und bin noch immer sehr über seine bodenständige Art erstaunt und genieße die Gespräche und die Einblicke in das Musikerleben. Ich hatte kurz über ein Interview nachgedacht, habe mich aber dann dafür entschieden private Dinge auch privat zu belassen!

Jürgen Weber: Gab es auch Tiefpunkte (z.B. negative Resonanzen auf Reviews o.ä.)?

Rainer Janaschke: Ja, siehe oben. Das Review zu einer Daniel Küblböck Single hat mir etwas 20 bis 30 erboste Emails seiner Fans beschert.

Norbert von Fransecky: Ich nehme mal das Stichwort „negativ“ auf. Gab es etwas in der Arbeit der MAS, das Dir besonders negativ aufgestoßen ist? Du darfst da gerne auch an meine Rolle als Chef-Red. denken, wenn man mich denn als solchen bezeichnen kann.

Rainer Janaschke: Nein, an Personen kann ich bei MAS keine negativen Dinge festmachen. Aber an der Entwicklung von MAS, und da tragen wir als Redakteure irgendwie alle zu bei. Die ist irgendwann stehengeblieben. Braucht man wirklich alle Artikel und Rezensionen eines Monates als Ausgabe zum Download?

Oft hätte ich mir gewünscht, wir hätten mal über ein neues Layout oder auch Content Management System nachgedacht. Aber klar, dieses aufzusetzen kostet Zeit und wir müssen auch alle noch für unser Geld arbeiten gehen! Also, alles nicht so einfach!

Wolfgang Kabsch: Was war denn die skurrilste Reaktion eines Künstlers auf eine Deiner Reviews?

Rainer Janaschke: Da gab es eigentlich nichts Besonderes. Wenn eine Rezension negativ ausgefallen ist, kommt in der Regel keine Reaktion. Es gab öfters mal eine kleine „Danksagung“ bei positiven Reviews!
Mario (Donauwörth)

Mario Karl: Neben interessanten Kontakten zu Musikern habe ich auch ein paar nette Begegnungen mit Lesern in Erinnerung - leider nur per E-Mail. Da wir nicht in (a)sozialen Medien vertreten sind, halten sich aber zumindest die negativen in Grenzen. Wie sind denn da Deine Erfahrungen?

Rainer Janaschke: Nein, bis auf die nun schon oft erwähnten Küblböck Fans gab es da nichts!

Mario Karl: Früher landeten bei mir stapelweise CDs zum Besprechen im Postkasten, später gab es MP3-Downloads und heute überwiegend Streams. Der Wandel in der Musikindustrie ist auch an uns nicht vorbeigegangen. Wie empfandest Du den Wandel als Redakteur und "privat"?

Rainer Janaschke: Als die ersten Bemusterung als Download eingetrudelt sind, habe ich mich geweigert diese zu bewerten. In Bezug auf Downloads habe ich die Verweigerung irgendwann aufgegeben. Aus ganz praktischen Gründen. Die interessantesten Themen kamen irgendwann nur noch als MP3 Dateien. Streams zu Besprechung lehne ich noch immer ab!

Privat nutze ich noch immer CDs und in den letzten Jahren vermehrt auch Streamingdienste. Die CDs werden in die heimische Stereoanlage eingelegt und die Streamingdienste nutze ich über das Smartphone wenn ich unterwegs bin. Der Vinylromantik bin ich noch nicht verfallen! Obwohl ich mir das letzte Long Distance Calling Album als CD und Vinylbox gekauft habe.

Jürgen Weber: Was wirst Du eigentlich künftig mit Deiner freigewordenen MAS-Zeit anfangen?

Rainer Janaschke: Gute Frage. Mehr lesen, was in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen ist. Und mein 14 Monate alter Hund wird schon für genug Abwechslung sorgen!

Wolfgang Giese: Das war auch mein Gedanke. Du zählst in Deinem Steckbrief Einiges an Hobbys auf. Wirst Du Dich hiermit nun auch stärker beschäftigen?
Ingo (Rottenburg-Schwaldorf)

Rainer Janaschke: Mein größtes und aktuellstes Hobby ist tatsächlich Fido unser Podenco Mix. Er wird wohl nun etwas mehr Kilometer in der Woche laufen müssen!

Wolfgang Giese: Bei Deinen Hobbys erwähnst Du auch die "E-Gitarre".

Rainer Janaschke: Ich habe zweimal versucht dieses Instrument zu beherrschen. Ich musste erkennen mein Talent ist limitiert und ich habe mich lieber wieder meiner CD Sammlung gewidment!

Ingo Andruschkewitsch: Wer sind denn Deine Vorbilder an der Gitarre?

Rainer Janaschke: Eddie Van Halen, David Gilmour, James Hetfield, Gary Moore!

Ingo Andruschkewitsch: Welches Instrument / welche Instrumente und welches Equipment spielst Du?

Rainer Janaschke: Da ich mich hier als komplett talentfrei erwiesen habe, keins!

Mario Karl: Du lebst ja nicht von der Musik, sondern Du arbeitest bei einem Autohersteller in der Marketingabteilung. In gewisser Weise machen wir ja auch so etwas wie Werbung. Hat Dir das in Deinem Redakteursleben weitergeholfen und inwiefern kann man beide Tätigkeiten vergleichen - falls das überhaupt möglich ist?

Rainer Janaschke: Auf jeden Fall. Ich beschäftig mich neben dem Layout und dem Druck von Broschüren auch seit Jahren mit Webseiten, deren Struktur und Aufbau. Zudem arbeite ich seit meiner Lehre als Speditionskaufmann international und habe mich daher nie gescheut auch mal eine Sprachbarriere zu überspringen!
Wolfgang (Wilhelmshaven)


Wolfgang Giese: Ein Blick in die Zukunft. Wirst Du die Arbeit als Rezensent definitiv ganz einstellen oder soll es nur eine Pause sein?

Rainer Janaschke: Ich werde noch für ein anderes Magazin weiterschreiben. Über die Zeit hinweg ist das aber alles etwas zu viel geworden. Mit gestiegenem Stress im Beruf, welcher auch schon körperliche Auswirkungen hatten, musste ich mich entscheiden irgendwo kürzer zu treten!

Jürgen Weber: Ja, wirst Du vielleicht mal auf einen Gastbeitrag wieder vorbei schauen?

Rainer Janaschke: Never say never!

Norbert von Fransecky: Bevor ich mich bei Dir für viele Tausend Bits und Bytes bedanke, mit denen Du die MAS gestärkt und belebt hast, frage ich Dich am Ende, ob Du uns für die Arbeit in post-janaschken Zeiten noch irgendwas mit auf den Weg geben möchtest?

Rainer Janaschke:
Ich werde weiterhin MAS lesen und verfolgen. Natürlich hängt man an gewissen Dingen, wenn man sie jahrelang begleitet hat!
Mit auf dem Weg geben? Ja, traut euch in Zukunft mal auf neue Wege!
Danke für die gute Zusammenarbeit!

Norbert von Fransecky: Wir haben zu danken! Dir alles Gute und wir freuen uns, wieder mal von Dir zu hören.


Die MAS-Redaktion



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