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Reviews

Helloween

Unarmed


Info

Musikrichtung: Gute Frage, nächste Frage?! - Hm, vielleicht einfach Rock?

VÖ: 29.01.2010

(Steamhammer/Sony Music)

Gesamtspielzeit: 59:11

Internet:

http://www.helloween.org
http://www.myspace.com/helloween


Rainer Janaschke:

Eigentlich bin ich ein Helloween Fan der ersten Stunde, selbst musikalische Verwirrungen wie die Alben Pink Bubbles Go Ape oder das eigentlich gute Chameleon habe ich überstanden, und mich darüber gefreut, dass die Kürbisköppe mit den letzten Alben wieder zu guter Form zurückgefunden haben.
Nun wird die Band 25 Jahre alt und das lädt natürlich dazu ein, eine Best-Of CD zu veröffentlichen. Lobenswerterweise hat die Band ihre Songs nicht einfach auf ein Album geklatscht, sondern die Songs komplett neu arrangiert und eingespielt. Und genau da liegt der Hase in Pfeffer, und zwar ein ganzes Album lang!

Der Reigen beginnt mit “Dr. Stein“, der Song wird in ein Ska Gewand gepackt und mit Saxophonen zu Tode traktiert. “Future World“ wurde komplett seiner Power beraubt. Der Song plätschert sich langweilig zu Tode. “The Keepers Trilogy“ ist ein Medley aus “Halloween“, ”Keeper Of The Seven Keys” und ”The King For A Thousand Years”, dieses Medley ist der einzige Track von Unarmed der noch einigermaßen erträglich ist, hier passt das Zusammenspiel von Band und dem Prager Symphonieorchester.
“Perfect Gentleman“ ist schon im Original ein Schnulze, die neue Version verstärkt den Eindruck noch.
Absoluter Tiefpunkt ist die Neuauflage von “A Tale That Wasn’t Right“. In der Originalversion eine der schönsten Powerballaden, die es auf ein Metalalbum geschafft haben. In der neuen Version saft- und kraftlos und der ursprünglichen Stimmung vollkommen beraubt.

Ich hoffe beim nächsten mal werden die Engl und Marshall Verstärker wieder benutzt, welche die Band für diese Produktion wohl in der Garage stehen gelassen hat! Hier wäre weniger, mehr gewesen. Vielleicht wäre ein Neueinspielung alter Klassiker, mit dem aktuellen Band Line-Up, im gewohnten Happy Metal Sound besser gewesen.






Mario Karl:

Unarmed von Helloween ist wirklich ein zweischneidiges Schwert und ich kann die Enttäuschung meines Kollegen Rainer gut nachvollziehen. Für knallharte Metalfans ist dieses Album fürwahr ein Schlag ins Gesicht. Aber für Leute welche sich nie so wirklich mit dieser Band identifiziert haben oder generell aufgeschlossen sind, sind diese Neuaufnahmen gar nicht so uninteressant. Und sind wir doch ehrlich, die Konsequenz mit der die Hamburger dieses Projekt durchgezogen haben, nötigt allemal Respekt ab. Denn was wäre uninteressanter gewesen als eine schnöde Best Of-Zusammenstellung oder simple Neueinspielungen der alten Hits? Wer so etwas will, kann ja immerhin auf das letzte Livealbum zurückgreifen.

Besonders unterhalten hat mich unter anderem die lockere Skabläserversion von „Dr. Stein“. Der Titel war ja schon immer eine verkappte Popnummer, und so bekommt er nach langer Zeit das richtige Gewand. Auch die akustischen Neubearbeitungen von „Future world“, „Eagle fly free“, „Perfect gentleman“ und „I want out“ machen ziemlichen Spaß. Diese Lieder waren zwar nie fürs Lagerfeuer gedacht, funktionieren aber trotzdem, auch wenn man es nicht wahrhaben will. Denn besonders hart waren Helloween ja eh nie und gute Melodien bleiben einfach gute Melodien, auch ohne spielerische Kraftmeierei. Noch dazu hat man sich ein paar nette Details einfallen lassen. Der Adler klingt als Duett mit ex-Hellsongs-Sängerin Harriet auch dezent nach eben denen, der perfekte Gentleman kommt dank Akkordeon im Hintergrund noch luftig beschwingter daher und wenn die Kürbisköpfe nicht selten als Kindermetalband verschrien werden, beweisen sie mit den Kinderchören im Akustikrocker „I want out“ richtig Ironie.

Nun gut, Teile des Albums wirken schon etwas schlagerhaft und könnten sogar im Mainstreamradio Platz finden. Das wären die sehr gediegene Version von „If I could fly“, das entkräftete „When the rain grows“ (an sich recht schön), „Forever & one“ (Barpiano trifft auf Streicherbombast) und die poppige Loungeversion von „Fallen to pieces“. In die Abteilung „künstlerisch wertvoll“ gehört dagegen die Verquickung der drei überlangen Keepers-Stücke als „The keepers trilogy“. Rein zu Orchester und Chor singen und trommeln sich Andi Deris und Dani Löble durch das lange Werk, was gerade musikalisch wirklich bemerkenswert klingt. Und würde sich Herr Deris nicht gar so operettenhaft überkandidelt präsentieren (das steht ihm einfach nicht!), wäre es auch wirklich großartig. In diese Gesangsfalle wird auch bei „A tale that wasn’t right“ getappt. Dadurch wirkt diese orchestrale Version wie ein dramatischer Metalversuch der unsäglichen Adoro. Vielleicht ist das aber auch nur Geschmackssache.

Also wie gesagt, richtige Helloween-Fans sollten Unarmed mit Vorsicht genießen, um keinen Schock zu bekommen - oder es mit Humor nehmen. Die Platte hat in der Tat Popappeal. Diese Hörerschichten werden sich aber wohl kaum mit dem Namen Helloween identifizieren können (ein Versuch dürfte trotzdem nicht schaden). So bleibt am Ende die Frage: Wer soll das jetzt bitte kaufen? Deshalb auch von mir eine etwas zurückhaltende Wertung.



Rainer Janaschke + Mario Karl

Trackliste

1Dr. Stein4:00
2Future World4:13
3If I Could Fly3:29
4Where The Rain Grows5:10
5The Keepers Trilogy17:07
6Eagle Fly Free3:50
7Perfect Gentleman4:19
8Forever & One4:25
9I Want Out4:22
10Fallen To Pieces3:28
11A Tale That Wasn’t Right4:48

Besetzung

Andi Deris: Gesang
Markus Grosskopf: Bass
Michael Weikath: Gitarre
Sascha Gerstner: Gitarre
Dani Löble: Schlagzeug
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger