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Grieg, E. / Svendsen, J. (Kocian Quartet)

Streichquartett op. 27 / Streichoktett op. 3

Info Musikrichtung: Romantik Kammermusik VÖ: 18.2.2011 (Praga Digitals / harmonia mundi / SACD hybrid / 2010 / Best. Nr. PRD/DSD 250 274) Gesamtspielzeit: 73:26 Internet: Kocian Quartett Nostitz Quartett

Landsleute, Zeitgenossen und Freund waren sie, Edward Grieg und Johan Svendsen, aber die beiden hier vereinten Kammermusikwerke der Kollegen könnten unterschiedlicher kaum sein: Griegs g-moll-Quartett op. 27, die Frucht langen und zähen Ringens, ist zerklüftet wie die Fjordküste. Rasch wie Licht und Wolken im Norden wechseln die Stimmungen, hochfahrend dramatische Momente, ein stetes Vorwärtsdrängen und düstere Unruhe beherrschen die Szenerie. Der sangliche zweite Satz, Romanza, bietet einen singulären Moment der Ruhe und Schönheit, in den das nervöse Seitenthema des Allegro agitato wie ein Fremdkörper einbricht. Den Rückgriff auf nordische Melodien sucht man in diesem hochromantischen, durchgeistigten Quartett vergebens.
Fündig wird man insoweit hingegen in Svendsen Streichoktett. Es bildet in seiner klaren Strukturiertheit, seinem kontrapunktischen Stil, der allein der Einbindung volksliedhafter Elemente dient, insgesamt den Gegenpart zu Griegs Komposition. Heiter und lichtdurchflutet tönen alle vier Sätze.

Das sehr pointiert aufspielende Kocian Quartett geht den Kopfsatz in Griegs Quartett außerordentlich druckvoll an, was erheblichen Effekt erzielt, die Steigerungsmöglichkeiten aber naturgemäß begrenzt. Im zweiten Satz gelingt das Wechselspiel zwischen entspannt wiegendem Gesang und nervösem Pulsieren, während das Intermezzo wieder stark unter Spannung gesetzt wird. Der rhytmische Duktus des Finales erhält trotz des Tempos klare Konturen bei leicht schmallippigem, sehr metallenem Violinklang. Es ist ein verblüffend modern erscheinender Grieg, der uns hier vorgestellt wird.
In Svendsens Oktett werden die Musiker des Kocian Quartett verstärkt von den Kollegen des Nostitz Quartett. Beide Ensemble ergänzen sich organisch und bieten hier ein entspanntes, heiter-gelassenes Zusammenspiel.

Sven Kerkhoff