Reviews

Mendelssohn-Bartholdy, F. (Goodman)

Symphonien 3 & 4, Klavierkonzert Nr. 1 u.a.

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 19.12.2006 Nimbus Records / Naxos (2 CD, DDD (AD: 1988/1990) / Best.nr. NI 7074/5) Gesamtspielzeit: 133:09 Internet: The Hanover Band Nimbus Records

Roy Goodmans nun bald 20 Jahre alte Einspielung der wohl populärsten Orchesterwerke Felix Mendelssohn-Bartholdys kommt so gar nicht biedermeierlich daher, sondern nimmt im Duktus schon das Industriezeitalter vorweg. Schroff, teils atemlos, zugleich aber aufregend rhethorisch und bisweilen geräuschhaft lässt Goodman seine Ensemble The Hanover Band agieren. Das Feuer der Begeisterung für die Möglichkeiten der historischen Aufführungspraxis loderte hier noch so hell, das für ein selbstkritisches Hinterfragen des Ansatzes kaum Raum blieb.

Kein Thema darf sich romantisch aussingen, die Tempi sind hoch, der Streicherklang herb und über allem liegt durch betont pompöse Bässe und donnernde Paukeneinsätze eine leichter Kinosound.
Der Hebriden-Ouvertüre steht dies im Sinne einer Naturzeichnung nicht schlecht zu Gesicht, aber die Symphonien wirken dann doch arg durchgepeitscht und mechanisch.

Das Klavierkonzert Nr. 1 spielt Christopher Kite am Fortepiano mit teils aberwitzigen Tempi, wobei sein Instrument sich gegenüber dem Orchester mit sanglichem und doch durchsetzungsfähigen Klang behaupten kann.
Sehr schmal und nervig gerät Benjamin Hudson dagegen der Ton im Violinkonzert e-moll.

Wer es fetzig mag und so richtig krachen lassen will, ist mit dieser Aufnahme nicht einmal schlecht beraten, aber Mendelssohns Musik hat eben doch einige Facetten mehr zu bieten, von denen hier nur wenig aufscheint.

Sven Kerkhoff