Dieses Editorial schreibe ich während draußen die Halloween-Grusel-Figuren durch die Straßen gehen. Ich habe gegen Halloween geringere Aversionen als gegen den so genannten Vatertag. Aber sie haben eins gemein: Sie verdrängen christliche Traditionen. Die absolut überflüssige Säufer-Legitimierung Vatertag findet an Himmelfahrt statt. Am 31. Oktober sollte man gerade in Deutschland die Reformation feiern, die ein wichtiger Schritt auf dem Wege hin zu Glaubens- und Meinungsfreiheit war.
Was mich in erster Linie stört, mag etwas übertrieben klingen. Aber Halloween repräsentiert für mich auch eine Verrohung der Gesellschaft und des Umgangs miteinander.
Das Durch-die-Straßen-Gehen, an Türen fremder Leute klingeln und auf Obst, besser Süßigkeiten, noch besser ein paar Pfennige hoffen, kenne ich auch aus meiner Jugend. Wir sind aber ein paar Tage später losgegangen – am Martinstag zum Matte-Matte-Mähren-Singen – übrigens ohne Eltern und doppelten Boden.
Unser Gesang klang so: „Matte Matten Mähren, die Äpfel und die Beeren. Lasst uns nicht so lange stehn. Wir wollen noch nach Bremen gehen. Bremen ist ne grosse Stadt, da geben alle Leute was.“
Ein zugegebenermaßen etwas dämlicher Text, aber er übte mit dem Hinweis auf die gebefreudigen Bremer nur einen dezenten moralischen Druck auf die (in meinem Fall hannöverische) Bevölkerung aus, uns doch etwas zu geben. (Fragt mich nicht, was die Kids in Bremen gemacht haben.)
Damit verglichen, wirkt die Halloween-Drohung: „Gebt uns Süßes, sonst gibt’s Saures!“ wie eine Schutzgelderpressung.
Den Kids ist das nicht bewusst und sicher auch nicht den Eltern, die heute in der Helicopter-Mütter-Zeit ihren Nachwuchs auf Schritt und Tritt begleiten. Aber unsere Gesellschaft ist kälter geworden – und für mich ist der Wechsel von der Martins-Bitte zur Halloween-Erpressung ein Ausdruck davon.
Die MAS bittet, fordert und droht nicht. Sie bietet an und lädt ein, indem sie Euch die unterschiedlichsten Musiken vorstellt.
Etwas aus dem Nähkästchen geplaudert, verrate ich Euch, dass sich zum Jahreswechsel 2024/25 einiges bei der MAS verändern wird. Zwei Dinge aber bleiben: Wir teilen mit Euch unsere Freude an der Musik und wir laden Euch ein mit ins Team zu kommen:
Norbert von Fransecky