Reviews

Der Skeptiker - Eugen B

Innenfrost (Rockalbum in rotem Vinyl)

Info Musikrichtung: Deutscher Rock VÖ: 01.09.2023 (Eubala) Gesamtspielzeit: 37:37

Die Böhsen Onkelz, Yellow Umbrella oder auch die Guns’n’Roses haben es bereits getan – zwei Alben auf einen Schlag zu veröffentlichen. Nun ist auch Oberskeptiker Eugen Balanskat dem Club beigetreten. Am 1. September sind gleichzeitig ein Symphonic Album und ein Rockalbum an den Start gegangen – beide unter dem Namen Innenfrost. So jedenfalls auf Vinyl. In der CD-Version (die, wie ich jetzt erst bemerkt habe, bei uns bereits von Wolfgang besprochen wurde) befinden sich beide Alben auf einem Silberling.

Wie in solchen Fällen üblich, speise ich die beiden Alben nicht in einer Review ab. Jedes bekommt eine eigene, die in zwei aufeinanderfolgenden Ausgaben erscheinen werden. Da das Rockalbum die Nummer Eubala Records 001 trägt, beginne ich mit ihm. Das Symphonic Album hat die Katalognummer Eubala 002; die CD Eubala 003. Und nun ratet mal, wofür Eubala steht.

Es ist schwer zu sagen, wofür die Skeptiker gestanden haben, bzw. stehen. Dazu haben sie zu unterschiedliche Alben herausgebracht. Es ist vielleicht kein Zufall, dass zeitlich parallel zu dem Debüt von Der Skeptiker – Eugen B auch das ganz frühe Werk der Skeptiker neu erscheint. Hier findet sich noch nicht die Vorschlaghammer Punk-Attitüde des ersten post-DDR Albums Sauerei, sondern die Subtilität, die auch das Skeptiker Debüt Harte Zeiten adelt. Skeptiker - Eugen B knüpft hier an.

Das heißt nicht, dass er die deutlichen politischen Töne, die er zu DDR-Zeiten so noch nicht aussprechen konnte, nun wieder ad acta gelegt hätte. Etwa die Hälfte der Stück drehen sich um politische Themen. „Ökodiktatur“ ist ein zorniger Wut-Song, der mit der Unfähigkeit der Menschheit, das als nötig Erkannte anzugehen, ins Gericht geht. In eine ähnliche Richtung geht „Einsicht“, das davon ausgeht, dass der Corona-Virus von Menschen gemacht ist. „Der Schoss“ wendet sich – ohne große Subtilität – gegen die Rechtstendenzen im Land. Der tolle melodische Rocker „Wohlgesonnen“ scheint sich – wenn ich ihn richtig verstehe – leicht zynisch gegen das gnadenlose Wegsehen der Menschen angesichts der Fluchttragödien im Mittelmeer zu wenden.

Daneben gibt es aber auch eine Reihe von Liebes- bzw. Beziehungsliedern, die von Naturromantik („Sommerduft“) bis zu „Unzufrieden“ reicht, das die Szenepolizei möglicherweise als ziemliche Macho-Scheiße dissen könnte, aber sicher nicht ohne Erfahrung daher kommt. Der textlich zärtliche, musikalisch treibende Opener „Kontakt“ steht unverhohlen zur Fleischeslust.

Auch die Altersweisheit ist so etwas, wie ein roter Faden, der mehrfach auftaucht. Wunderbar formuliert „Jede Narbe“: „Denn Zorn bewegte immer Dein Gemüt, und nun bist Du es müde nur zu hassen, weil man des Lebens Schönheit dann nicht sieht.“

Könnte ein wunderbares Schlusswort sein, aber ein paar Worte zur Musik müssen fallen. Das Wort „Punk“ hat in dieser Review nichts verloren. Da wäre Songwriter eher angemessen, aber so ruhig ist der Altersweise nun auch (noch?) nicht geworden. Dieses Innenfrost-Album trägt zu Recht die Bezeichnung Rockalbum. Dabei zeichnet sich der Der Skeptiker – Eugen B-Rock durch das große Gefühl für Melodie und Atmosphäre aus, das schon die Harten Zeiten zu einem der stärksten deutschen Rock-Alben ever gemacht hat. Gelegentlich klingt etwas Reggae oder Wave an. Wenn man irgendeine Referenzband angeben müsste, würde ich Fischer-Z wählen.

Stark! Bin jetzt auf das symphonische Gegenstück gespannt, das noch eingeschweißt auf Beachtung wartet.

Norbert von Fransecky