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Reviews

Hallows Eve

Death And Insanity


Info

Musikrichtung: Thrash Metal

VÖ: 2022 (31.08.1986)

(Metal Blade)

Gesamtspielzeit: 56:59

Internet:

http://www.metalblade.de
http://www.facebook.com/officialhallowseve

Bereits zum Zeitpunkt des Releases ihres Debütalbums Tales Of Terror waren Hallows Eve vom Quintett zum Quartett geschrumpft: Gitarrist Steve Shumaker aka Skellator hatte die Band verlassen, da er sich mit dem eher powermetallastigen Thrash nicht mehr anfreunden und lieber in die extremere Richtung gehen wollte. Das beeinträchtigte die Kreativität der Verbliebenen allerdings nicht – sie befanden sich offenkundig in einer Art Schaffensrausch, zumal auch Drummer Tym Helton nach der Genesung von den Folgen eines Verkehrsunfalls wieder zur Verfügung stand. Material, für das Shumaker noch credited ist, findet sich unter den zehn Songs des Albumzweitlings Death And Insanity nicht – die Credits gliedern sich in Sänger Stacy Anderson, Gitarrist David Stuart und Bassist Tommy Stewart auf. Im April 1986 eingespielt, fand das Werk schließlich Ende August 1986 den Weg unter das headbangende Volk, ein reichliches Jahr nach dem Debütalbum.
Schaut man sich die 40 Minuten Musik genauer an, fallen diverse strukturelle Dinge ins Auge. So findet sich die bereits vom Debüt bekannte Untergliederung in sehr kurze und sehr lange Stücke auch hier zumindest ansatzweise wieder. Zu den kurzen gehört überraschenderweise der Titeltrack, der nach nur reichlich zwei Minuten ausgeblendet wird und ganz zum Schluß als Reprise wiederkehrt. Wer dahinter eine Art Konzept vermutet, liegt zumindest ansatzweise richtig: Death And Insanity ist zwar kein Konzeptalbum in dem Sinne, dass es eine durchgehende Geschichte erzählt, aber die Songs widmen sich jeder für sich einem bestimmten Aspekt rings um das Thema Tod, und zwar möglichen realen Aspekten (also nix Dämonen, Aliens etc. pp). Auch die beiden Instrumentalstücke reihen sich da ein, nämlich das sanfte, nicht mal einminütige Akustikstück „Obituary“ (das vermutlich nicht der Namenspatron war, als eine gewisse Florida-Death-Metal-Band einige Jahre später kurzfristig einen neuen Namen brauchte) und das überwiegend speedige, aber auch nur knapp über zweiminütige „Attack Of The Iguana“ – der attackierende Leguan oder Waran kommt offenbar recht schnell zur Sache, tut das allerdings mit relativ ungewöhnlichen Rhythmusmustern, in denen man genau mitzählen muß, will man den Faden nicht verlieren. Wer ansonsten Genaueres wissen will, kann alle Texte im Booklet des hier rezensierten Re-Releases abgedruckt finden, ebenso einige Liner Notes von Tommy Stewart.
Musikalisch hatten sich Hallows Eve nicht grundlegend verändert, aber hier und da einige Verfeinerungen vorgenommen. Der flüssige und zügige, aber nicht überschnelle Titeltrack (zumindest hier auf dem Re-Release überall mit ausgeschriebenem „and“, während das Cover den Albumtitel mit &-Zeichen schreibt, bei allen anderen Nennungen aber ebenfalls mit ausgeschriebenem „and“) läßt erstmal noch alle Optionen offen, bevor mit „Goblet Of Gore“ der erste Longtrack kommt, der sich als ziemlich verschachtelt und temposeitig vielschichtig entpuppt und im hinteren Teil einen appellierenden Chorpart beinhaltet, eine Meute von Leuten „We, the people shall destroy!!!“ shouten lassend. Stewart bezeichnet diese Stelle in seinen Liner Notes als prima Gelegenheit „to have all our friends come into the studio to record the ... chorus“. Schaut man sich in den Albumcredits aber an, wer da genannt ist, schmunzelt man unwillkürlich: Außer den vier Bandmitgliedern und Metal-Blade-Chef Brian Slagel sind dort nämlich nur noch weitere vier Personen aufgezählt, darunter mindestens zwei Frauen (bei Robin Cason läßt sich ausschließlich anhand des Namens das Geschlecht nicht verifizieren – sie könnte die Frauenzahl dieses Zusatzquartetts also auf 3 oder er die Männerzahl auf 2 stellen). Für „all our friends“ sind vier plus Labelchef ein bißchen arg dünn ...
Mit „Lethal Tendencies“ kommt der nächste Longtrack gleich hinterher, diesmal aber ziemlich konsequent stampfend bis schleppend. Auf das erwähnte „Obituary“ folgt „Plea Of The Aged“, zunächst einen abermaligen Stampfer andeutend, ehe sich doch ein relativ flotter Song mit leichten Punkanklängen entwickelt. „Suicide“ dauert dann mal wieder nur knapp über eine Minute und mixt Thrash mit hardcorebeeinflußtem Überschallgeknüppel – diese Nummer eröffnete auch den allerersten Gig der Band, nämlich den zum Albumrelease des Debüts, obwohl der Song selbst erst jetzt auf dem Zweitling veröffentlicht wird. „D.I.E. (Death In Effect)“ bildet mit über sieben Minuten nicht nur den längsten Song der Scheibe, sondern wieder einen großen Midtempostampfer, fährt den einprägsamsten Refrain der Scheibe auf und ist auch einer von zwei Songs, der dem klassischen Power Metal am nächsten kommt, wenngleich Anderson natürlich auch hier kein klassischer und schon gar kein hoher Power-Metal-Sänger ist. Dass er sowas auch könnte, zeigt er im Mittelteil von „Nefarious“, der ungelogen auch von Savatage stammen könnte, Anderson hier hohe Schreie im Stile von Jon Oliva absondern lassend. Die Außenteile dieses Songs liefern allerdings hektischen Thrash, aber auch hier shoutet Anderson etwas heller als sonst. „Nobody Lives Forever“ läßt zunächst ein Power-Metal-Instrumental vermuten, ehe Anderson nach knapp einer Minute doch noch seine Stimme erhebt. Der Power-Metal-Charakter bleibt aber erhalten, ehe Helton in der Schlußminute dann doch noch über eine längere Strecke losknüppeln darf, was aber nicht das Schlußwort bleibt – der powermetallische Hauptteil kommt nochmal wieder. Die Reprise des Titeltracks beschließt die originalen 40 Minuten (das sind immerhin zehn mehr als auf dem Debüt).
Der aktuelle Re-Release von Metal Blade kommt wie schon der des Debüts in behutsam remasterter Form und mit richtig gutem, aber das alte Feeling nicht ad acta legendem Sound, im Digipack, mit den erwähnten Lyrics und Liner Notes sowie diversen historischen Fotos und Dokumenten im Booklet (u.a. der handschriftlichen Setlist für die 1986er Tour, in diesem Fall der Albumtiteltrack mit &-Zeichen) – und vier Bonustracks gibt es auch wieder, diesmal aber keine Proberaummitschnitte, sondern solche von einem Gig am 24.11.1985 in Baltimore. „Attention: Very raw and real tape recordings!“ steht auf der Rückseite des Digipacks geschrieben, aber die Warnung übertreibt mit „very raw“ ein gutes Stück – da hat der Rezensent schon viel roher klingendes Material gehört. Hier poltert’s zwar bisweilen auch ein bißchen, und alle Gleichlaufschwankungen des Tapes hat Patrick W. Engel auch nicht eliminieren können, aber man hört grundsätzlich schon alles, was man hören muß bzw. soll. Das Quartett ist offensichtlich in guter Form, auch Anderson bekommt selbst die Oliva-Schreie in „Nefarious“ gut über die Bühne. Mit der fehlenden Rhythmusgitarre unter Stuarts Leads muß man natürlich leben – Hallows Eve waren zu dieser Zeit wie erwähnt nur noch ein Quartett und blieben das letztlich auch bis zu ihrer Auflösung. Mit „Valley Of The Dolls“ befindet sich unter den Livemitschnitten auch ein Instrumental vom Debüt, das hier allerdings nicht in „Metal Merchants“, sondern in „Suicide“ überleitet und fast genauso lang ist wie dieses. Diese beiden Songs wurden als ein Bonustrack zusammengefaßt – „Death And Insanity“ hingegen gibt es nur in einfacher Ausfertigung und mit anschließender Überleitung in „Lethal Tendencies“, diese beiden allerdings als zwei Tracks programmiert und Anderson in letzterem phasenweise noch rauher shouten lassend als in der Studiofassung.
In der Gesamtbetrachtung fällt Death And Insanity ein Stück komplexer aus als das Debüt, und ein allgemein alles überstrahlender Hit wie „Metal Merchants“ bleibt abwesend – das Gesamtbild macht aber auch heute noch Hörspaß. Klar, die insgesamt etwas niedrigere Durchschnittsgeschwindigkeit konnte einem in den Mittachtzigern schon böse Blicke von der Basis einbringen, aber mit knapp 40 Jahren Rückblick lächelt man heutzutage über solche Aspekte. War auf dem Re-Release von Tales Of Terror übrigens mit „Eighteen“ ein Alice-Cooper-Cover als Proberaummitschnitt vertreten, so tritt uns auf dem von Gerald McLaughlin gemalten Cover von Death And Insanity nun ein abgerissener Mix aus Cooper und Slash aus der Eingangstür des City Morgue entgegen, eine Ratte am Schwanz heraustragend. Das wie aus Stein gemeißelte Bandlogo wirkt an sich sehr stilvoll, paßt vom räumlichen Effekt her allerdings überhaupt nicht zum Rest des Bildes, im Gegensatz zum diesbezüglich gut eingepaßten, aber eben eines Teils des räumlichen Effektes entbehren müssenden Albumtitel.



Roland Ludwig

Trackliste

1Death And Insanity2:21
2Goblet Of Gore5:46
3Lethal Tendencies6:41
4Obituary0:37
5Plea Of The Aged3:22
6Suicide1:19
7D.I.E. (Death In Effect)7:02
8Attack Of The Iguana2:30
9Nefarious5:05
10Nobody Lives Forever3:44
11Death And Insanity (Reprise)1:59
12Nefarious (Live)5:14
13Valley Of The Dolls / Suicide (Live)2:35
14Death And Insanity (Live)2:05
15Lethal Tendencies (Live)6:28

Besetzung

Stacy Anderson (Voc)
David Stuart (Git)
Tommy Stewart (B)
Tym Helton (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger