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Reviews

Hallows Eve

Tales Of Terror


Info

Musikrichtung: Thrash Metal

VÖ: 15.1.21 (12.7.1985)

(Metal Blade)

Gesamtspielzeit: 49:35

Internet:

http://www.facebook.com/officialhallowseve

Zu den Kultbands des amerikanischen Metals der Mittachtziger zählten ohne Zweifel Hallows Eve. Tatsächlich an Halloween 1983 gegründet, als Sänger Stacy Anderson und Bassist Tommy Stewart ihre Band Warrior verließen (eine Truppe aus ihrer Heimatstadt Atlanta, nicht die gleichnamige Westküsten-Formation um Joe Floyd, die 1985 mit Fighting For The Earth eine der besten Metal-Scheiben aller Zeiten herausbrachte) und sich mit dem Gitarristen Steve Shumaker aka Skellator zusammentaten, war Hallows Eve der logischste unter vielen zur Wahl stehenden Bandnamen. Verstärkt um Gitarrist David Stuart und Drummer Tym Helton, nahm die Formation ein Drei-Track-Demo auf und landete letztlich bei Metal Blade – danach begannen aber die Schwierigkeiten. Zum ersten hatte der Drummer einen Verkehrsunfall und mußte daher für die Aufnahmen des Debütalbums Tales Of Terror durch Ronny Appoldt ersetzt werden. Zum zweiten verschob sich das Livedebüt immer weiter, u.a. weil kurz vor einem geplanten Konzert mit Girlschool die Halle niederbrannte, so dass die Formation ihren ersten Gig letztlich genau am 12.07.1985 spielte, also dem Tag, an dem auch das Debütalbum erschien. Da waren sie allerdings nur noch zu viert: Skellator hatte die Band im April 1985 schon wieder verlassen, da er eher in die noch härtere Richtung gehen und Death Metal spielen wollte, während sich die anderen vier Mitglieder im Thrash, der im Zweifel eher gen Power Metal tendierte, wohlfühlten.
Tales Of Terror wurde damals sehr positiv aufgenommen – und rein musikalisch gibt es dafür auch gute Gründe. Schon der Opener „Plunging To Megadeath“ macht die Stärken der Formation deutlich: viel Energie, bisweilen ganz leicht angedüsterte Atmosphäre, hohe Spielkultur und ein Sänger, der im Shouting eine gewisse Vielfalt an den Tag legt und bei passender Gelegenheit auch in eine US-Metal-typische hohe und relativ klare, nur leicht kreischige Stimme wechselt, die z.B. das folgende „Outer Limits“ über weite Strecken prägt, während der Ersatzdrummer hier klassisches Ufta-Ufta mit ganz leicht punkigem Flair drunterlegt, was er in „Horrorshow“ bisweilen gleich nochmal tut, während der Sänger hier auch mal fast deathmetalkompatibel brüllt, die beiden Gitarristen in „The Mansion“ aber auch feine zweistimmige Passagen einwerfen, die das seinerzeit noch klassische Duo Murray/Smith auch nicht wesentlich anders gestaltet hätte. Seltsamerweise unterscheiden sich die Songs spielzeittechnisch enorm, rahmen der knapp fünfminütige Opener „Plunging To Megadeath“ und die über achtminütige Bandhymne „Hallows Eve (Including Routine)“ sechs zum Teil deutlich kürzere Kompositionen, von denen es der B-Seiten-Opener „There Are No Rules“ nicht mal über die Zweiminutenmarke schafft und das dramatische Instrumental „Valley Of The Dolls“ auch nicht. Selbiges hatte weiland das Demo ein- und in „Metal Merchants“ übergeleitet, den Signatursong der Band, der auch auf Metal Massacre VI gelandet war und ebenso Elemente aus Skellators Riffschmiede enthält wie das vielschichtige, oft düstere Epos „Hallows Eve (Including Routine)“, das eine völlig andere Seite der Band zeigte als etwa das nichtsdestotrotz auch Laune machende Kurzdistanzmaterial mit mehr oder weniger latentem Punk-Einschlag.
Bei aller Klasse lauern aber hier auch Fallstricke, die die Bandkarriere schneller hätten zu Fall bringen können, als es dann letztlich in den Achtzigern wirklich passierte (das verbliebene Quartett nahm noch die Alben Death & Insanity und Monument auf, bevor es sich auflöste). Zum einen bringen es die acht Songs des Albums summiert nicht mal auf eine halbe Stunde Spielzeit – was im analogen Fall bei Bloodlusts Guilty As Sin oft negativ bemerkt wurde, scheint hier keinen großen Wirbel hervorgerufen zu haben, obwohl sich der Problemfall zumindest für den Undergroundfanatiker nochmal vergrößerte: Hallows Eve hatten „Valley Of The Dolls“, „Metal Merchants“ und „Hallows Eve (Including Routine)“ 1:1 vom Demo aufs Album genommen, also nicht nochmal neu eingespielt, so dass der Ur-Supporter der Formation für Material, das er bereits in identischer Form besaß, noch ein zweites Mal bezahlen mußte. Gut, die Bandkasse wird nicht mehr hergegeben haben – Stewart berichtet in den Liner Notes des vorliegenden Re-Releases, dass er für die Albumaufnahmen bewußt ein Studio buchte, das kurz vor der Schließung stand, weil er damit billigere Preise bekam, und diese Strategie dann auch bei den beiden Folgealben anwendete. Zudem mußte Appoldt somit für nicht ganz so viel Aushilfsleistung gebucht werden – reichlich 12 der deutlich weniger als 30 Minuten, mithin fast die Hälfte, waren ja schon vorhanden.
Ob diese Umstände im seinerzeitigen Schrifttum irgendwie thematisiert worden sind, wäre ein Quellenstudium wert. In jüngeren Nachschlagewerken finden sie sich jedenfalls nicht, wo Tales Of Terror trotz der hörbar budgetarmen Produktion als Kultklassiker gehandelt wird. Wer das nachprüfen will, hat aktuell die Gelegenheit, das anhand eines von Patrick W. Engel remasterten (und richtig gut klingenden!) Re-Releases zu tun, der zudem mit vier Proberaumaufnahmen verstärkt wurde und es mit diesen knapp unter die 50-Minuten-Marke schafft. Die Mitschnitte stammen von Mai und Juni 1984, also noch aus Quintett-Zeiten, und belegen, dass die Formation damals durchaus schon bühnentauglich gewesen wäre. Mit „The Mansion“ und „Hallows Eve (Including Routine)“ sind zwei spätere Albumtracks dabei, wobei die düsteren Klangwelten im Intro des letztgenannten hier nur angedeutet werden. Die anderen beiden Songs stammen aus externer Feder, wobei die Wahl von „Scream In The Night“ nicht überrascht, galten Exciter anno 1984 doch noch als einer der Kandidaten für das nächste ganz große Ding im heftigeren Metal (das dann aber Metallica wurden). „Eighteen“ hingegen überrascht etwas, erscheint aber nicht unlogisch, verrät die Gitarrenarbeit in „The Mansion“ hier und da doch auch einen kleinen classicrockigen Einfluß, und die meisten der Bandmitglieder waren bereits etliche Jahre in der Szene unterwegs, könnten also Alice Cooper noch zu dessen Hochzeiten in den Siebzigern ins Herz geschlossen haben, zumal sein Horrorstory-Ansatz zu dem der Formation um Tommy Stewart durchaus kompatibel ist. Ob Hallows Eve die Anthrax-Version dieses Songs kannten, die der ihrigen ziemlich ähnelt und die ebenfalls 1984 auf dem Fistful Of Metal-Album erschien, muß offenbleiben. Die Mitschnitte kommen soundlich überraschend gut daher (einige leichte Schwankungen stören nicht weiter) und runden ein rein musikalisch starkes Album gekonnt ab. Digipack und Booklet, beide auf Recyclingpapier gedruckt, bieten so manche historische Abbildung in nicht selten ebenso historischer Reproqualität, alle Texte, die erwähnten Liner Notes von Stewart (der den in den Achtzigern immer als Skellator auftauchenden Shumaker mal eben in Skully bzw. Skullator umtauft) und Bandfotos sowohl als Quartett als auch als Quintett.



Roland Ludwig

Trackliste

1Plunging To Megadeath4:54
2Outer Limits3:46
3Horrorshow2:28
4The Mansion3:05
5There Are No Rules1:43
6Valley Of The Dolls1:07
7Metal Merchants3:20
8Hallows Eve (Including Routine)8:05
9Scream In The Night (Rehearsal May 1984)4:29
10The Mansion (Rehearsal June 1984)3:42
11Eighteen (Rehearsal May 1984)4:20
12Hallows Eve (Including Routine) (Rehearsal June 1984)8:18

Besetzung

Stacy Anderson (Voc)
David Stuart (Git)
Skellator (Git)
Tommy Stewart (B)
Tym Helton (Dr)
Ronny Appoldt (Dr, 1-5)
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So bewerten wir:

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