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Balls gone wild

Stay wild (Vinyl)

Info Musikrichtung: Hard Rock VÖ: 22.07.2022 (Metalville / Rough Trade) Gesamtspielzeit: 43:16 Internet: http://www.facebook.com/ballsgonewildband

Ich zitiere mal den Schluss des Promozettels: „Der Geruch von Bier liegt in der Luft und es klingt nach dem Resultat einer außerehelichen Beziehung von Motörhead und AC/DC.“ Ich ergänze: 1) In den Geruch des Bieres mischt sich der von Schweiß und heißem (Getriebe)-Öl. 2) Wie so oft: Die Werke von Sprösslingen großer Helden hören sich gelegentlich wie ein zweiter Aufguss an – gerade wenn die sich recht deutlich in den Fußstapfen der Erzeuger bewegen.

Die Kölner servieren dreckigen Hardrock, bei dem die Gitarre natürlich im Fokus steht, wenn der Sänger die Szene mal nicht dominiert. Mal wird massiv auf den Beat gesetzt und brachial runtergeschrubbt („Stay wild“); mal wird mehr auf die melodische Seite gesetzt („Hangman“) . Immer wieder gibt es Mitgröhl-Refrains, bei denen man sofort die Tickets für den nächsten Gig bestellen will („Scholl of Fire“, das mit einem schönen Motörhead-Bass eröffnet).

Das Spektrum ist groß und garantiert Abwechslung. Auf der einen Seite steht das ultrakurze „Knocked out“, das mächtig in Richtung Punk geht. Der Fast-Long-Track „Bride of Satan“ rahmt derben AC/DC-artigen Power Rock mit akustischen Parts und wird im Mittelteil mal ganz sanft.

Die Band nennt das Ganze und die beiden LP-Seiten (nicht ganz zu Unrecht) Turbo Rock.

Die Text sind nicht alle so daneben wie die Gewaltphantasie „Killing One“ und der Schulbrandstifter-Song „School on Fire“, der an Extrabreits „Hurra, Hurra, die Schule brennt“ erinnert, aber nicht deren humorvollen Ansatz hat. Ansonsten geht es szenetypisch um Liebe und Party, aber auch mal ums Boxen („Knocked out“), um einen größenwahnsinnigen Drogen-Boss („Plata o Plomo“) oder die Anonymität und Härte der Großstadt („Naked City“). Auch das sicher nicht Pulitzerpreis verdächtig, aber nicht so ganz von der Stange.

Ein insgesamt starker Auftritt!

Norbert von Fransecky