Reviews
Around the World
Info
Musikrichtung:
Wave / Rock / Reggae
VÖ: 20.05.2022 (Mercury / Universal) Gesamtspielzeit: 56:37 Internet: http://www.thepolice.com |
In Deutschland hatten The Police ihren Durchbruch mit der Single „Message in a Bottle“ vom zweiten Album Regatta da Blanc. In ihrer Heimat England konnten sie bereits mit dem Debüt und seinen Singles gut punkten. Wer sich für Musik interessierte und entsprechende Radiosender hörte, war daher bereits seit dem Erscheinen von „Can‘t stand losing you“ und vor allem „Roxanne“, das in Rock-Discotheken schnell zu Standard wurde, mit der Band vertraut. Mit den Auskopplungen aus dem dritten Album Zenyatta Mondatta wurden sie zu Superstars.
Die CD
Die CD bildet The Police noch vor dem großen Durchbruch ab. Sechs Tracks in Kyoto, zwei im Londoner Hammersmith und drei weitere aus Hong Kong stammen in sechs Fällen vom Debüt und vier Mal von Regatta da Blanc. Dazu kommt „Visions in the Night“, das als B-Seite der Regatta da Blanc-Single „Walking on the Moon” erschienen ist.
The Police werden heute in der Regel der New Wave zugeschrieben. Was – zumindest zu diesem Zeitpunkt - musikhistorisch etwas problematisch ist. Denn der Begriff New Wave wurde für Bands benutzt, die dem Punk folgten, seine rebellische Attitüde übernahmen, aber musikalisch differenzierter agierten (und ihre Instrumente in der Regel auch über wesentlich besser beherrschten).
Stilistisch passt diese Beschreibung auf The Police fast ohne Einschränkung, aber nicht zeitlich, da die ersten beiden Alben der Band gleichzeitig mit den frühen Punk-Scheiben erschienen, wie z.B. dem einzigen regulären Album der Sex Pistols oder In the City, dem Debüt von The Jam.
Hört man sich Around the World mit diesem Kontext im Hinterkopf an, wirken The Police wie eine fast prophetische Punk-Band. Wenn sich ihre Stücke um die 3-Minuten-Marke herum austoben, ist Punk fast in Reinkultur angesagt („Truth hits everybody“, „Next to you“). An anderen Stellen sind sie (recht oft) eher eine raue rockige Reggae-Band, oder lassen sogar die Vergangenheit der Musiker im Jazz erkennen; z.B. bei „Bring on the Night“, das dieses Potential später auf Sting-Live-Alben noch deutlich stärker ausleben wird.
Die Live-CD ist ein hervorragendes Live-Dokument einer Band auf dem Höhepunkt ihrer musikalischen Leistung, die den Hunger der frühen Jahre noch deutlich spüren lässt, aber bereits mit der Souveränität von Profis verbindet. Stark! Und wichtig für eine Band, die in ihrer Lebenszeit kein offizielles Live-Album veröffentlicht hat.
Die DVD
“Bonus“-DVDs zu Live-Alben erheben oft den Pseudo-Anspruch das Leben auf Tour zu dokumentieren, sind dann aber wenig mehr als geistlose Zusammenschnitte angeblich witziger Geschehnisse im Backstage-Bereich, die vor allem durch überzogenen Alkoholgenuss zu erklären und nur bei entsprechendem Konsum zu ertragen sind.
Die Around the World-Documentary gehört eindeutig nicht in diese Kategorie. Es ist kein Dokumentarfilm, aber eine Art bewegtes Fotoalbum, das gelungen und abwechslungsreich eine Band zeigt, die Spaß an ihrer ersten großen Tour hat und ein deutliches Interesse an den Kulturen zeigt, denen sie begegnet. Dabei entsteht ein Mix aus Backstage- und Publikums-Impressionen, touristischen Begegnungen, inszenierten Blödeleien, mit denen sich die Band auch über sich selbst lustig macht, und informativen Parts über Ereignisse auf der Tour. Das Ganze ist geographisch gegliedert und jedes Land hat ein eigenes Thema. So geht es in Indien um ein Wohltätigkeitsprojekt, das die Band unterstützt hat. In Japan wagt sich Andy Summers an einen Zweikampf mit einem Sumo-Ringer. Zu den Klängen von „Truth hits everybody“ plagt in den USA ein nerviger Report Band und Fans.
Immer wieder wird die Kultur vor Ort aufgenommen. In Südamerika versuchen die Bandmitglieder sich als Gauchos. In Indien wird in indischen Vinyls geblättert, mit indischen Instrumenten gejammt und einem Schlangenbeschwörer zugeschaut.
In die einzelnen „Regionalteile“ sind jeweils ein oder zwei Musiktitel eigebunden. Mal sind es fast Musikclipartige Komplettversionen, z.B. wenn die Band (in Hong Kong) zu den, durch keine anderen Klänge unterbrochenen, Tönen von „So lonely“ mit Mobiltelefonen (die man noch kaum Handys nennen kann) durch die U-Bahn(Station) toben. Mal sind Songauszüge mit anderen Szenen zusammengeschnitten. Musikalisch geht die DVD deutlich über die CD hinaus. Gut die Hälfte der verwendeten Titel stammen vom dritten Police-Album Zenyatta Mondatta.
Vervollständigt wird die DVD mit vier Live-Clips – wohl von Aufnahmen, die auch auf der CD zu hören sind.
Präsentiert werden die beiden Silberlinge in einem dreifach aufklappbaren Digi-Pack – icl. Booklet mit ausführlichen Liner Notes aus der Feder von Andy Summers.
Trackliste
Kyoto
1 Walking on the Moon (5:09)
2 Next to you (2:50)
3 Deathwish (5:23)
4 So lonely (6:50)
5 Can't stand losing you (7:52)
6 Truth hits everybody (2:58)
Hammersmith (London)
7 Visions in the Night (3:18)
8 Roxanne (7:06)
Hong Kong
9 Intro (0:25)
10 Born in the 50's (3:44)
11 Message in a Bottle (5:11)
12 Bring on the Night (5:50)
Bonus-DVD
1 Documentary (65:16 )
1.1 Intro (1:03)
1.2 Japan (10:59) icl. Next to you / Walking on the Moon
1.3 Hong Kong (10:11) icl. Born in the 50's / So lonely
1.4 Australien (2:47) icl. Man in a Suitcase
1.5 Indien (9:32) icl. Can't stand losing you
1.6 Ägypten (4:42) icl. Bring on the Night
1.7 Griechenland (4:32) icl. Canary in a Coalmine / Voices inside my Head
1.8 Südamerika (8:23) icl. When the World is running down, you make the Best of what’s still around / Shadows in the Rain
1.9 Frankreich (3:11) icl. Don’t stand so close to me
1.10 USA (8:35) icl. Truth hits everybody / Roxanne
1.11 Credits (2:21) Message in a Bottle
2 Walking on the Moon (5:02)
3 Next to you (2:46)
4 Message in a Bottle (5:13)
5 Born in the 50's (4:10)
Besetzung
Stewart Copeland (Dr)
Andy Summers (Git, Voc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |