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Reviews

Sex Pistols

Nevermind the Bollocks (35th Anniversary Edition)


Info

Musikrichtung: Punk Rock

VÖ: 21.09.2012 (1977)

(Universal Music)

Gesamtspielzeit: 110:02

Internet:

http://www.sexpistolsofficial.com

Ganz schön schlau, diese Major-Plattenfirmen. Nachdem der CD-Markt immer mehr schrumpft, versucht man verstärkt den zahlungskräftigen Kunden zu locken. Die Melkkuh heißt in diesem Falle „Anniversary Edition“ oder wahlweise „Limited Deluxe Edition“. Irgendwelche Jubiläen alter Platten kann man ja fast im Monatstakt feiern. Jetzt hat man sich glatt das Album vorgenommen, welches den englischen Punkrock der großen Masse schmackhaft machte: Nevermind the Bollocks der Sex Pistols. Eigentlich schon lustig, dass gerade so eine Asi-Scheibe so groß aufgeblasen wie zum Beispiel Pink Floyd gefeiert wird, die zur Zeit des Entstehens eine Feindbild für die aufbegehrende Jugend war. Für den Hardcore-Fan gibt es ein Box mit drei CDs, einer DVD, einer 7“-Single und weiterem Schnickschnack. Für den schmaleren Geldbeutel darf es eine Doppel-CD sein.

Und diese Version lag uns hier vor. Neben dem Original-Album gibt es eine Live-CD mit 14 im Juli und September 1977 aufgenommen Titeln. Wer also wissen möchte, warum Punk immer als Mucke von spielerisch beschränkten Individuen galt, der ist hier genau richtig. Denn darauf bekommt man die Sex Pistols pur zu hören: ungestüm, wild und dank Sid Vicious am Bass und gesanglich auch gerne mal komplett neben der Spur liegend. Aber die euphorische Performance passt - auch wenn man wohl dabei gewesen sein muss. Denn die Aufnahmen klingen alles andere als gut und haben durchaus Bootleg-Charakter. Das muss man mögen.

Dafür erfuhr das einzige Studioalbum der Sex Pistols eine kleine Soundpolitur. Nachdem Universal Virgin Records schluckte, fand man offensichtlich im Keller die Original-Masterbänder von Nevermind the Bollocks. Tim Young hat dieses Material unter Anleitung des ursprünglichen Produzenten Chris Thomas neu gemastert. Und so klingen die zwölf Songs der Platte und die vier hinten angehängten B-Seiten richtig gut. Und zwar keinesfalls glattgebügelt, sondern so ungehobelt, wie es sein sollte - inklusive der lässigen Gitarren von Steve Jones und dem schnodderigem Gesang Johnny Rotten. Heute ist das natürlich keine Revolution mehr. Aber Songs wie das ziemlich abgehende „Bodies“, „No feelings“ oder „God save the Queen“ und „Anarchy in the UK“, bei denen man vor allem textlich den Mittelfinger in den Allerwertesten des Establishments steckte, haben noch heute eine Menge Charme und machen ziemlichen Spaß. Da vergisst man auch gerne, dass nicht gerade alle Songs Hits sind.

Natürlich weiß man heute, dass die Sex Pistols mehr Geste und Modekonstrukt als echte Revolution waren. Trotzdem ist Nevermind the Bollock ein Klassiker und ehemaliger Trendsetter. Sollte man zumindest mal gehört haben. Ob es gerade diese Version sein soll, muss jeder für sich selbst entscheiden. Fein aufgemacht und mit einem unterhaltsamen Booklet versehen ist sie jedenfalls.



Mario Karl

Trackliste

CD1 - Original Album:
1. Holidays in the sun (3:23)
2. Bodies (3:03)
3. No feelings (2:50)
4. Liar (2:42)
5. God save the Queen (3:19)
6. Problems (4:11)
7. Seventeen (2:02)
8. Anarchy in the UK (3:32)
9. Submission (4:13)
10. Pretty vacant (3:17)
11. New York (3:05)
12. EMI (3:12)
13. No feeling (2:46)
14. Did you no wrong (3:11)
15. No fun (6:25)
16. Satellite (4:00)

CD2 - Live 1977:
1. Anarchy in the UK (3:51)
2. I wanna be me (3:05)
3. Seventeen (2:21)
4. New York (3:24)
5. EMI (3:26)
6. Submission (4:05)
7. No feelings (3:05)
8. Problems (4:34)
9. God save the Queen (4:31)
10. Pretty vacant (4:14)
11. No fun (5:29)
12. Problems (3:41)
13. No fun (5:32)
14. Anarchy in the UK (3:33)

Besetzung

Paul Cook (Schlagzeug)
Steve Jones (Gitarre, Bass)
Glen Matlock (Bass)
Johnny Rotten (Gesang)
Sid Vicious (Bass)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger