Reviews
Moving Pictures (40th Anniversary Edition)
Info
Musikrichtung:
Progressiver Hard Rock
VÖ: 15.04.2022 (1981) (Mercury / Universal) Gesamtspielzeit: 159:03 Internet: http://www.rush.com |
Bei nicht wenigen Fans und Kritikern gilt Moving Pictures als das stärkste Album der Kanadier. Ich habe dieses Urteil nie nachvollziehen können. Das nunmehr 40-jährige Werk enthält neben einigen wirklich starken Songs – anders als Hemispheres und insbesondere 2112, die bei mir den Rush-Olymp bilden - auch eine ganz Menge Füllmaterial. Somit ist diese Edition der Moving Pictures besonders erfreulich, da das beigelegte Live-Doppel-Album einiges von diesen beiden Alben enthält.
(Für Rush besonders erfreulich, dass `Moving Pictures´, das in Deutschland nie gechartet war, es nun 2022 auf Platz #22 der deutschen Hitliste geschafft hat; Red.)
Moving Pictures lässt aber erst einmal eine Viertelstunde keinen Gedanken an einen Filler aufkommen. Das Album eröffnet mit fast britischem Understatment. „Tom Sawyer“ wirkt auf den ersten Hör völlig unspektakulär, ist aber so toll erzählt, dass es überraschender Weise ein unwiderstehlich packender Ear Catcher wird. „Red Barchetta“ steht dem in Nichts nach, geht aber völlig anders vor. Es verzichtet auf einen plakativen Refrain und fängt den Hörer mit einem hochgradig melodiösen Prog-Rock ein. Prog wird bei „YYZ“ (die Kennung des internationalen Flughafens von Toronto) groß geschrieben. Hier wird Prog-Rock der Extraklasse zelebriert, der keinen Gesang braucht. Stark! Tricky!
Hängen wir die Bilder einmal um und machen wir einen Sprung ans Ende des Albums. Dort befindet sich mit den „Vital Signs“ ein weiterer Hochkaräter, der mit der eher seltenen Kreuzung von Reggae und Prog auftrumpft und dabei einen echten Prog-Diamanten schleift. Stark!
Hätten Rush das Album in dieser Reihenfolge aufgenommen und „Vital Signs“ mit „Limelight“ getauscht, könnte man sich die zweite Seite zwar nicht sparen. Dazu sind Rush auch bei ihrem Füllmaterial noch zu stark. Aber die Karten (bzw. Bilder) wären klar nach Trumpf und Beiblatt sortiert. „Limelight“ und „Witch Hunt“ (Das einzige Stück, das nicht auf der Live-Bonus-CD erscheint.) sind solide melodische Progger und der Longtrack „The Camera Eye“ bietet einen eben solchen Rahmen, in dem dann aber wieder einen Reihe funkelnder Edelsteinmomente ein Grinsen ins Gesicht zimmern.
Fazit: Progressiver Hard Rock ohne den eine Rock-Sammlung nicht vollständig ist!
Kommen wir zu dem Bonus. Live in YYZ 1981 (Damit ist die Stadt nicht der Flughafen gemeint.) ist auf der Tour zu Moving Pictures aufgenommen worden – und damit im selben Zeitraum, wie das zweite offizielle Live-Album der Band Exit … Stage left. Zwei Konzerte von derselben Tour? Logischerweise kommt es dabei zu einer ganzen Reihe von Überschneidungen. Die überraschen also nicht. Es ist eher überraschend, wie groß die Unterschiede sind.
Der größte parallele Block beginnt, wenn mit den Titeln 8 bis 10 der ersten CD die komplette dritte LP-Seite von Exit erscheint. Bis „Tom Sawyer“ auf der zweiten CD sind dann alle Titel auch auf Exit vertreten. Vor diesem Block gab es bereits zwei Nummern, die dort vertreten waren – „Limelight“ sowie das weit in die Bandvergangenheit zurück blickende „ Beneath, between & behind“ vom zweiten Rush-Album Fly by Night. Am Ende folgt dann noch als Finale der Show der grandiose teilweise sehr rockige Prog-Instrumental-Track „La Villa Strangiato”.
Vor dem genannten Block ergänzen zwei weitere Moving Pictures-Stücke sowie Material von 2112, das das Album kongenial eröffnet und Hemispheres das Exit-Programm.
Nach dem Block folgen das letzte Moving Pictures-Stück und „Natural Science“, das ich auf für einen Filler (auf Rush-Niveau!) bezeichnen würde, das vom Vorgänger-Album Permanent Waves stammt, das in Deutschland ebenfalls erst im Zuge der 40th Anniversary Editions in die Charts eingestiegen ist (#47).
Dem Konzert setzen Rush mit einem gut zehnminütigen Medley die Krone auf. Es enthält Material des Debüts, des Zweitlings Fly by Night, sowie von Hemispheres und - mehr als passen dem „Grand Finale“ von 2112. Die bereits erwähnte, auch auf Exit enthaltene Zugabe stammt dann wieder von Hemispheres.
Da das 77er Album A Farewell to Kings“, das erste Rush-Album, das in Europa gechartet ist, mit zwei Stücken, unter anderem dem Longtrack „Xanadu“, der Rush von ihrer progressivsten Seite zeigt und in den besten Momenten an 2112 heranreicht, in dem Material vertreten ist, das sowohl auf Exit, wie auf Live in YYZ 1981 erscheint, liefert diese Bonus-CD, einen Einblick in alle zu diesem Zeitpunkt erschienen Rush-Alben – mit der Ausnahme von Caress of Steel, das 1975 als drittes Album des Trios erschienen war.
Die 40th Anniversary Edition kommt mit neuem Artwork und Booklet mit ausführlichen Linernotes. Die Anschaffung lohnt sich auch für diejenigen, die die Moving Pictures (und Exit .. Stage left) bereits besitzen. Alle anderen kaufen mit der Edition Live in YYZ 1981 und erhalten Moving Pictures als Bonus.
Trackliste
1 Tom Sawyer (4:33)
2 Red Barchetta (6:09)
3 YYZ (4:24)
4 Limelight (4:19)
5 The Camera Eye (10:58)
6 Witch Hunt (4:44)
7 Vital Signs (4:46)
Live in YYZ 1981
CD 1
1 2112 - Overture (4:26)
2 2112 - The Temples of Syrinx (2:16)
3 Freewill (5:52)
4 Limelight (4:46)
5 Cygnus X-1 Book II: Hemispheres - Prelude (4:23)
6 Beneath, between & behind (2:52)
7 The Camera Eye (11:02)
8 YYZ (7:55)
9 Broon's Bane (0:50)
10 The Trees (4:21)
11 Xanadu (12:48)
CD 2
1 The Spirit of Radio (5:24)
2 Red Barchetta (6:55)
3 Closer to the Heart (3:42)
4 Tom Sawyer (4:58)
5 Vital Signs (5:23)
6 Natural Science (8:29)
7.1 Working Man (12:32)
7.2 Cygnus X-1 Book II: Hemispheres - Armageddon: The Battle of Heart and Mind
7.3 By-Tor & the Snow Dog
7.4 In the End
7.5 In the Mood
7.6 2112 - Grand Finale
8 La Villa Strangiato (10:03)
Besetzung
Alex Lifeson (Git)
Neil Peart (Dr, Perc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |