Reviews
Glad all over (Vinyl)
Info
Musikrichtung:
Beat / Pop
VÖ: 26.11.2021 (1964) (BMG) Gesamtspielzeit: 25:00 |
The Dave Clark Five stammte zwar aus dem Londoner Stadtteil Tottenham, verdiente sich die charttechnischen Verdienste aber vor allem transatlantisch. Dort gehörte das Quintett zur Speerspitze der so genannten british Invasion und stand in den Jahren 1964 bis 67 mit 13 Alben in den Charts, zwei davon vergoldet; während es in ihrem Heimatland nur zwei Charterfolge, allerdings beide in den Top 10, und in Deutschland überhaupt nie eine Chart-LP gab. Bei den Single-Erfolgen sieht es etwas anders aus. Hier sind sie 63/64 auch in Europa vertreten, dann dominiert bis 1967 deutlich die USA und ab 1968 Großbritannien.
Nun wurde das Debütalbum in einer limitierten Edition veröffentlicht. Abgesehen von dem weißen Vinyl erscheint das Album als fast 100%ige Replik der Original-Ausgabe – das Vinyl steckt in einer ungefütterten schwarzen Innenhülle. Das einfache Steckalbum ist mit den Original Line Notes von 1964 bedruckt. Lediglich die aktuellen Copyright-Angaben und der Strichcode am unteren Rand der Album-Rückseite verraten, dass es sich um eine Neuauflage handelt.
Beide LP-Seiten haben einen sehr parallelen Aufbau. Sie starten mit einer Single, lassen einen Filler, eine Ballade und ein Instrumental folgen, um dann mit einem wieder etwas kraftvolleren Stück abzuschließen. Die Seite 1 schiebt dazu noch das etwas sperrige „Stay“ ein.
Im kollektiven Gedächtnis hat sich vor allem der Titelsong „Glad all over“ verankert und lässt die Band als eine der viele fröhlich naiven Beat-Bands der 60er Jahre erscheinen, die die Weichen eher in Richtung Pop als Rock gestellt haben. Das ist aber eine gewisse Verzeichnung, die nicht berücksichtigt, dass „Glad all over“ zu seiner Zeit – im Rahmen der frühen Beatlemania eine recht harte Nummer war. Auch „Stay“, in Grenzen die zweite Single „Bits and Pieces“ und vor allem das finale „Who do you think you‘re talking to” zeigen The Dave Clark Five von der rauen Seite.
Das zweite Stück, das manch einem bekannt sein dürfte, ist „Do you love me“, im Original (1962) von der Motown-Band The Contours, eine von zwei Cover-Versionen auf dem Dave Clark Five-Debüt und deren erste Single-Veröffentlichung. Das zweite Cover ist „Stay“ von Maurice Willimas & the Zodiacs, das bei The Dave Clark Five eher ein Potenzial zeigt, das noch nicht ausgeschöpft wurde. Was damit möglich ist, hat Jackson Browne auf seinem Klassiker-Album Running on empty gezeigt; vor allem aber Bruce Springsteen in einer Live-Version mit All-Star-Begleitung bei den 1979er No Nukes Concerts.
Durchaus spannend sind die beiden Instrumentals. „Chaquita“ lebt von den Percussions und vor allem von Denis Paytons röhrendem Saxophon. „Time“ erfreut mit netten Piano-Läufen und erinnert ein wenig an das „Pink Panther-Theme“.
Insgesamt ist das Ganze – zumindest aus heutiger Sicht - letztlich doch vor allem ein nett hörbares Beiblatt zu dem Überhit „Glad all over“.
Trackliste
1 Glad all over (2:44)
2 All of the Time (2:17)
3 Crying over you (2:09)
4 Stay (2:10)
5 Chaquita (2:15)
6 Do you love me (2:44)
Seite 2
1 Bits and Pieces (2:00)
2 I know you (2:02)
3 3406 (2:10)
4 Time (2:19)
5 Who do you think you're talking to (2:10)
Besetzung
Mike Smith (Lead Voc, Keys)
Rick Huxley (B, Ac. Git, Back Voc)
Lenny Davidson (Lead Git, Back Voc)
Denis Payton (Sax, Mundharmonika, Ac. Git, Back Voc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |