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Reviews

Def Leppard

Hysteria at the 02 (2-CD & DVD)


Info

Musikrichtung: Metal / Pop

VÖ: 29.05.2020

(Eagle / Universal)

Gesamtspielzeit: 88:32

Ich muss zugeben, dass es mir immer etwas schwer gefallen ist, Def Leppard als Hard Rock- oder gar Metal-Band ernst zu nehmen. Gleich mit ihren ersten großen Erfolgen haben sie auf mich von ihrer ganzen Wirkung her immer mehr den Eindruck einer Pop-, als einer Rock-Band gemacht. Hysteria at the O2 bestätigt den Eindruck.

Dabei war mein Start mit der Band ein wesentlich verheißungsvollerer. 1980 hatten Mercury in Deutschland einen Sampler mit dem Titel New Rock new Bands new Albums auf den Markt gebracht, um ein paar neue Bands zu promoten. Das Vinyl-Teil ist heute noch gut und erstaunlich preiswert zu bekommen. Discogs weist einen Durchschnittspreis von 2,82€ aus. Lohnt sich!

Neben Klasse-Songs von Van Wilks, Ian McLagan, der Faith Band und Richard Fagan war da eben auch ein Stück von Def Leppards Debüt On through the Night dabei, der einzigen Band auf diesem Sampler, die wirklich den Durchbruch geschafft hat. Und dieses kernige „Answer to the Master“ hat mir richtig gut gefallen. Allerdings hatten Def Leppard bereits mit ihrem Debüt in den Staaten mehr Erfolg als in Europa und England. In ihrer Heimat waren sie immerhin schon ein Fall für die Top 20. In den USA lautete die Erfolgsquote der ersten drei Alben. 2 x Doppelplatin, 1x Diamant (mehr als 10 Millionen verkaufte Einheiten von Pyromania). In Deutschland enterten die tauben Leoparden dagegen erst 1987 mit Hysteria die Charts. Vielleicht ist das ein Grund für den doch sehr polierten mainstreamigen Sound der Briten.

Nun kommt dieses Erfolgsalbum – mit ein paar Zugaben – 33 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung komplett auf den Tisch des Hauses, genauer gesagt, der O2-Arena in London – und es macht seinem Namen alle Ehre. Das Publikum wirkt eher wie eine hysterische Teenager-Meute bei einem Take that-Konzert, als wie eine Rock-Audience. Dazu passt die Performance, die mit fettem Sound und aufwändiger Produktion über die Bühne geschoben wird. Eine Präsenz der Band als Musiker entsteht kaum. Es gibt auch kaum Reaktionen auf einzelne musikalische Momente, wie Soli oder Refrains, von denen ein Live-Mitschnitt eigentlich lebt, die ihm Struktur oder eine Spannungsbogen geben. Okay, „Animal“ ragt klar aus der Masse der gleichförmigen Begeisterung heraus.

Ansonsten gewinnt das Album eher an den ruhigeren Stellen, wenn die Hysterie etwas nachlässt. Das tut der Gitarrenarbeit von „Gods of War“ ganz gut, auf der anderen Seite zieht sich das Stück aber auch. Zum Highlight wird der Titelsong, in den Def Leppard Zitate von David Bowies „Heroes“ einbauen. Hier wird der Aggressions-Level weit herunter gefahren. Die Band wirkt zum Teil eher wie U2 und klingt am Ende nach Huey Lewis. Auch der stimmlich ansonsten oft völlig überforderte Joe Elliott kommt hier recht passabel über die Rampe.

Es ist vielleicht das Erstaunlichste an diesem Album, dass man hier technisch nicht nachgearbeitet hat, sondern die klägliche Performance des Sängers so hat stehen lassen. Da gibt es fast so etwas wie einen Authentizität-Sonderpunkt für. Kennzeichnend für das Album wird „Let’s get rocked“, ursprünglich auf dem Hysteria-Nachfolger Adrenalize erschienen. Es kommt hier als nette Pop-Rock-Nummer, neben der The Sweet wie ein Death Metal Act wirken.

Die mir vorliegende Version von Hysteria at the 02 enthält eine CD mit dem Material von Hysteria, eine zweite CD mit fünf weiteren Def Leppard-Nummern, eine – natürlich perfekt produzierte - DVD mit demselben Programm plus einem Bonus-Feature Hysteria: Then and now (Kommentare der Musiker unterlegt mit Bildern vom Aufbau in der O2 Arena), sowie einem 16-seitigen Foto-Booklet.

Ich kram jetzt erst mal New Rock new Bands new Albums aus dem Schrank und schau nach was On through the Night bei ebay kostet.



Norbert von Fransecky

Trackliste

CD 1 Hysteria
1 Intro (0:50)
2 Women (5:37)
3 Rocket (6:13)
4 Animal (4:10)
5 Love bites (5:49)
6 Pour some Sugar on me (4:22)
7 Armageddon it (5:15)
8 Gods of War (6:09)
9 Don't shoot Shotgun (4:31)
10 Run Riot (4:51)
11 Hysteria (6:08)
12 Excitable (4:53)
13 Love and Affection (5:26)

CD 2 Before and after
1 Wasted (4:29)
2 When Love and Hate collide (4:17)
3 Let's get rocked (4:41)
4 Rock of Ages (4:59)
5 Photograph (5:50)

DVD
Hysteria (68:01)
1 Intro
2 Women
3 Rocket
4 Animal
5 Love bites
6 Pour some Sugar on me
7 Armageddon it
8 Stephen Clark Tribute
9 Gods of War
10 Don't shoot Shotgun
11 Run Riot
12 Hysteria
13 Excitable
14 Love and Affection
Before and after (31:29)
15 Wasted
16 When Love and Hate collide
17 Let's get rocked
18 Rock of Ages
19 Photograph
Bonus Feature (11:25)
20 Hysteria: Then and now

Besetzung

Joe Elliott (Voc)
Phil Collen (Git, Voc)
Vivian Campbell (Git, Voc)
Rick Savage (B,Voc)
Rick Allen (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger