Reviews
Live! – Wings of Freedom Tour
Info
Musikrichtung:
Rock / AOR
VÖ: 12.09.2014 (Mad as Hell / Cargo) Gesamtspielzeit: 122:43 Internet: http://www.lake-music.de |
Lake ist eine der bekanntesten unbekannten deutschen Bands überhaupt. Wer sich auch nur ein wenig intensiver mit Rockmusik beschäftigt, kennt den Namen sicherlich. Wer sich mit dem begnügt, was Radio und Mainstream-Medien ihm zuweisen, hat vielleicht mal eine Bemerkung am Rande gehört, aber sicher nichts, was auf Dauer im Gedächtnis bleiben sollte.
Wie bei vielen Bands mit viel Vergangenheit sind es die frühen Jahre, die in der Wahrnehmung der Band die entscheidenden sind. Im Fall von Lake sind das die Alben, die in der zweiten Hälfte der 70er Jahre entstanden sind und einen für deutsche Bands überraschend amerikanischen Sound hatten. Cover-Versionen von Steely Dan, Bruce Hornsby und Don Henley, die auch auf dieser aktuellen CD zu finden sind, sprechen eine deutliche Sprache. Aber es sollten da auch Namen wie Toto, entbläserte Chicago und vielleicht Boston fallen. 1976 wurde das damit belohnt, dass die Single „On the Run“ eine Top 5 Nummer in den USA wurde. Das war aber eher eine Ausnahme.
Nach mehreren Auflösungen sind Lake heute wieder aktiv und haben – ähnlich wie ich es in der letzten Ausgabe für Uriah Heep beschrieben habe – den Mut, konsequent auf das aktuelle Material zu setzen. Acht von 17 Titeln dieser Live-Doppel CD stammen vom aktuellen Album Wings of Freedom, vier weitere vom Vorgänger, dem Comeback-Album The Blast of Silence. Von den Klassikern gibt es vom Debüt nur das bereits erwähnte „On the Run“ und die überragende Ballade „Jesus come down“, sowie „Red Lake“ vom zweiten Album. Vervollständigt wird das Programm mit zwei Cover-Versionen, die meines Wissens nach, nie auf Lake Studio Alben erschienen sind und die beiden CDs abschließen. Da wäre das bereits von der ersten Live-LP bekannte Steely Dan Stück „Black Friday“ und die Don Henley Nummer „Dirty Laundry“.
Mit Live! – Wings of Freedom Tour gelingt es Lake die eigenen Klassiker-Alben in den Schatten zu stellen – das 82er Live-Album einmal ausgenommen. Die Hamburger haben ein tolles Gefühl für eingängige, aber nie platte Refrains und packende Melodien. Hard rockende Gitarren und songdienliche Keyboardfahrten erschaffen ein kraftvolles unaggressives Gesamtbild.
Um hier nicht nur zu jubeln, seien ein paar Kritikpunkte genannt. Wenn auf dem CD-Cover stolz verkündet wird „No Overdubs – No Repairs, erscheint das glaubhaft, führt aber dazu, dass man z.B. von der langen Ansage zu „Silvia“ so gut wie nichts versteht, was zu der eher langweilenden Ballade, einem der wenigen Schwachpunkte der CD, passt. Ärgerlicher ist das schon bei der Ansage zu dem im Titel sehr fromm klingenden „Jesus come down“. Vielleicht hätte eine verständliche Ansage geklärt, ob man Lake als christliche Band bezeichnen kann.
Zum Abschluss ein paar ungerechtfertigte Anspieltipps (zusätzlich zu den bereits genannten Tracks) , da man die CD eigentlich an fast jeder Stelle empfehlen kann:
- „Dancing with Steve“ ist toll groovender bluesiger Rock mit reichlich Improvisationen, in die unter anderem Ian Durys „Hit mie with your Rhythm Stick“ und „Superstitious” von Stevie Wonder zitiert wird.
- Der moderate Rocker „Driving with your Eyes closed” gibt sich leicht jazzig und erinnert sowohl an Supertramp, wie an Emerson Lake and Palmer
- „Nineteen Sixties Man“ erweist sich als locker flockige Nummer mit viel Sixties Vibes im Vocalteil und bluesiger Substanz bei den Soli.
Trackliste
1 Intro / Passionate Eyes (8:26)
2 Die just a Little (5:35)
3 Stone crazy (5:02)
4 Red Lake (6:32)
5 On the Run (5:26)
6 Silvia (9:47)
7 Driving with your Eyes closed (8:28)
8 Black Friday (8:02)
CD 2
1 Night on the Town (8:00)
2 Nineteen Sixties Man (6:02)
3 Ted Nugent and the Gunners Blues (5:38)
4 Free Wheeling (6:25)
5 Wings of Freedom (6:20)
6 Dancing with Steve (9:36)
7 Jesus came down (8:28)
8 Say you will (8:06)
9 Dirty Laundry (6:44)
Besetzung
Alex Conti (Git, Back Voc)
Jens Skwirblies (Keys, Back Voc)
Mickie Stickdorn (Dr, Back Voc)
Holger Trull (B, Back Voc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |