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Reviews

Mendelssohn Bartholdy, F. (von der Goltz)

Klavierkonzert a-moll, Doppelkonzert für Klavier und Violine


Info

Musikrichtung: Romantik

VÖ: 19.8.2011

(harmonia mundi / harmonia mundi / CD / 2010 / Best. Nr. HMC 902082)

Gesamtspielzeit: 71:30

Internet:

Kristian Bezuidenhout

Freiburger Barockorchester

JUNG UND KNACKIG

Es sind wahrhaft die Werke eines Wunderkindes, sofern man beim 14jährigen Mendelssohn noch von einem Kind sprechen möchte: Das Klavierkonzert a-moll, das er seiner Schwester Fanny auf den Leib schrieb, vor allem aber jenes erstaunliche Doppelkonzert für Klavier und Violine, mit seinem erregten Grundpuls und seiner merkwürdig eigenständigen Behandlung der Solopartien. Im Duktus den Streichersinfonien nicht unähnlich, lebt es bis hin zur Kontrapunktik ganz aus der musikalischen Tradition und ist doch zugleich ein zutiefst romantisches Stück.
In der ursprünglichen Fassung sah Mendelssohn nur ein reines Streichorchester vor. Später überarbeitete er das Werk, indem er Bläser und Pauken hinzusetze. Pianist Kristian Bezuidenhout, sowie Solo-Violinist und Ensembleleiter Gottfried von der Goltz haben sich für zweite Fassung entschieden, obwohl in ihr das Mehr an dramatischer Zuspitzung auf Kosten der klanglichen Ausgewogenheit erkauft wird, die spitzlichtartige Pauke manchmal etwas grell wirkt und die Bläserstimmen wenig eigene musikalische Substanz aufweisen. Aber es ist reine Geschmackssache, welcher Version man hier den Vorzug geben möchte.
Sehr schön gelingt es den Mitwirkenden, das vorwärtsdrängende, expressive Moment der Musik in den Vordergrund zu stellen. Das dynamische Spektrum wird konsequent ausgereizt, die Tempi werden häufig mit Verve angezogen, so dass man bisweilen meinen könnte, den jungen Mendelssohn hier in seiner "Heavy Metal"-Phase zu erleben - was auch nicht ganz unzutreffend ist. Die beiden Solisten legen ihren Part virtuos-verspielt, im Adagio auch betont sanglich an, was dem Ganzen bei aller Dramatik eine angenehme Leichtigkeit verleiht und einen klug gestalteten Kontrast zum kraftvoll agierenden Orchester bildet.
Das von Bezuidenhout gewählte Fortepiano, der Nachbau eines Instruments aus der Werkstatt Conrad Grafs (1822), erweist sich als überzeugende Wahl, harmoniert es mit seinem eher trockenen, aber weitgehend fehlfarbenfreien Klang doch bestens mit dem Sound der historischen Instrumente des famosen Freiburger Barockorchesters.
Das Klavierkonzert a-moll ist zwar ebenfalls ein leidenschaftliches Werk, erreicht aber nicht die Originalität und Zugkraft des Doppelkonzertes, da es wesentlich stärker als jenes auf den virtuosen Effekt angelegt und dem Zeitgeschmack verhaftet ist. Hier vermag vor allem der farbige Mittelsatz zu fesseln. Im übrigen gibt es reichlich Gelegenheit, über Bezuidenhouts (und Fannys ...) Fingerfertigkeit zu staunen, die die Figuren trotz des hohen Tempos in aller Klarheit erstrahlen lässt.

Insgesamt ein mitreißendes Plädoyer für den frühen Mendelssohn, der im Konzertsaal bis heute viel zu wenig Beachtung findet.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-3 Konzert für Klavier und Streicher a-moll, MWV 02 34:16
4-6 Doppelkonzert für Klavier, Violine und Orchester d-moll MWV 04 37:14

Besetzung

Kristian Bezuidenhout: Fortepiano
Gottfried von der Goltz: Violine & Ltg.

Freiburger Barockorchester
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger