Schnieke
Hediye
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Gleich vorab, diese Musik hätte ich so, wie ich sie nun höre, nicht unbedingt erwartet. Schnieke, schick und elegant auf gut Deutsch, hier ist es halt ein Künstlername, ein Alter Ego des türkischen Multiinstrumentalisten Özgür Akgül. Hediye ist das Debüt-Album. Alles ist selbst komponiert, arrangiert und produziert worden. Allerdings hat Özgur Akgül Unterstützung von einigen Musikern*innen erhalten bei der Umsetzung. Und da bin ich halt überrascht, denn es ist ein reines Instrumentalbum geworden.
Der aus Istanbul stammende Künstler war/ist unter anderem auch als Komponist für Soundtracks für Spielfilme verantwortlich, und das mag es vielleicht auch erklären, dass komplett auf vokale Unterstützung verzichtet wurde, denn insgesamt betrachtet könnte man durchaus zu dem Schluß kommen, dass er mit dieser Platte einen imaginären Soundtrack vorgelegt hat. Denn schliesslich bieten die neun Songs etwas, das Bilder entstehen lassen kann. Und so wird im Pressetext auch im Einzelnen auf jeden Titel Bezug genommen und der jeweilige Hintergrund erklärt. So soll "Aman Doktor" eine Hommage an die eigene Herkunft sein, "Pasali" war für einen Film komponiert und wurde hier noch verändert in der Instrumentierung. "Stampol" wiederum ist eine Hommage an den Geburtsort Istanbul, "Gayda" ist ein Roma-Sound und schließlich ist der Titelsong eine liebe Widmung an die Großmutter Hadiye.
Sehr viel türkische Folklore erwartet uns also, viel orientalische und vorderasiatische Elemente, das Ganze wurde dann auf ein modernes Fundament gestellt, Electronica, Dub, Electro, erzeugt mit analogen Synthies und Drum Machines. Doch hier schließen sich Akustik und Elektronik nicht aus, sondern erzeugen starke tanzbare Beats mit einer teilweisen Funk-Ausprägung. Gerade diese Mischung aus akustischen Instrumenten wie zum Beispiel solche Gegensätze wie die Istanbul Strings, ein bekanntes türkisches Streicherensemble, Orgel, gelegentliche Blasinstrumente und die programmierten Sounds ergeben eine aufregende und sehr lebendige Stimmung, die sehr tanzbar ist und sofort mitreissen kann, und dabei noch eine Menge Emotionen im Schlepptau hat, Melancholie, Freude, Dunkelheit und ausgelassene Fröhlichkeit, ein weites Spektrum wird abgedeckt. Im Vordergrund steht immer die fünfsaitige Geige von Akgül.
Der Name Schnieke soll übrigens in einer Kneipennacht aufgeschnappt worden sein, als Özgür von einem Freund erklärt wurde, welche Berliner Wörter man unbedingt kennen müsse, und da ihm dieser Ausdruck gefiel, war der Bandname geboren!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Tanz Mir Den Untergang (3:20)
2 Schnieke Oro (3:02)
3 Aman Doktor! (4:42)
4 Paşalı (3:00)
5 Kadıoğlu (5:26)
6 Hediye (3:36)
7 Stampol (2:47)
8 Gayda (3:42)
9 Bur (3:50)
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Besetzung |
Özgür Akgül (five-string violin, violins, analog synthesizers, keyboards, drum machine)
Zafer Tunç Resuloğlu - live drums #1, 9)
Korhan Erol (electric guitar, bass guitar - #4)
John Gürtler (church organ - #5)
Barış Güney (live percussion - #4)
Burhan Hasdemir (live percussion - #3, 5, 8)
Göksun Çavdar (saxophone - #4)
Istanbul Strings (string ensemble - #7, 9)
Hasan Gözetlik (trumpet, trombone - #4)
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