Marit van der Lei Nextet
Clementia
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Die 1994 geborene Marit van der Lei ist eine niederländische Jazz-Sängerin. Erst 2020 erhielt sie ihren Master-Abschluss im Jazzgesang am Koninklijk Conservatorium Den Haag. So hatte sie sich unter anderem damit beschäftigt, wie man die menschliche Stimme auch wie ein Blasinstrument innerhalb einer Bläsergruppe einsetzen kann, war sie doch stets fasziniert vom Klang von Holz- und Blechblasinstrumenten.
2018 hatte sie bereits ihr Debüt-Album "In Other Words" veröffentlicht, nun folgt Clementia. Mit "I Will Never Get To See" wird die Platte gleich recht ungewöhnlich eröffnet. Ganz allein bestreitet die Protagonistin diesen Song, das heißt, ihre Stimme wird wurde vervielfacht aufgenommen, wir hören hier einen der sechs Songs, die mit Text vorgetragen werden, sie sind alle im Booklet abgedruckt.
Und so gibt es bis zum nächsten Text erst einmal drei wortlose Vokal-Beiträge auf den nächsten Songs, letztlich klingt es jedoch so, als sei Marit van der Lei die Sängerin dieser Band, so sehr als Instrument mit entsprechenden Solo-Anteilen wirkt ihr Beitrag nicht. Interessant ist es auf jeden Fall, dieser Art des Gesanges Gehör zu schenken, ist es halt nicht dieser typische Scat-Gesang, wie man ihn aus dem Jazz kennt. Vielmehr scheint sie sich durch diese spezielle Art auf individuelle Art ausdrücken zu wollen, und das auf sehr emotionale Art mit warmen und weichen Samt in der Stimme.
Ja, so ist sie letztlich Teil ihres Nextets, das im Übrigen bereits 2014 am Konservatorium Utrecht entstand. Nextet, das soll wohl so etwas wie ein Hinweis auf eine "Next Generation" sein, und die hier präsentierte Musik hat in der Tat etwas Besonderes, angefangen von den Eigenkompositionen der Protagonistin über die Arrangements, die zwischen Struktur und spontanen Einfällen schweben, nicht unbedingt Wert aus ausufernde Improvisationen legend.
Was die Musik schliesslich auszeichnet, ist ein grosses Mass an Ruhe und Beschaulichkeit, ein dichtes Zusammenwirken aller Beteiligter, dabei viele Elemente des Jazz als auch solche ausserhalb des Genres zusammenfügend. Wichtiges Merkmal ist auf jeden Fall die Forschungsarbeit hinsichtlich der Nutzung der Stimme, dabei viele Facetten und emotionale Ausdrucksmöglichkeiten ausschöpfend, mithin meistens Bestandteil eines Ganzen. Dabei fällt auf, dass sich offensichtlich die Bläser sehr am Einsatz der Stimme orientieren in ihrer Spielweise, beide Elemente würden unisono ein gemeinsames Klangbild schaffen können, nur, dass sowohl Sprangers als auch Schilderink dann doch mehr ausbrechen mit ihren Solo-Beiträgen.
Ob man hier nun wirklich von einer "Next Generation" sprechen kann? Sicher noch nicht, aber auf dem Weg dorthin werden neue Ausdrucksmöglichkeiten genutzt, die sehr ungewöhnlich wirken und vielleicht durch weitere Stimmverfremdungen, auch durch elektronische Zurichtung, erweitert werden könnten. In diesem Zusammenhang verweise ich insbesondere auf die polnische Jazz-Sängerin Urszula Dudziak, die ähnliche Ansätze bereits in den Siebzigern nahezu vervollkommnet hat, und die meines Erachtens damit für mich auch noch die Referenz darstellt.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 I will never get to see
2 Clementia
3 Start the end
4 Ongoing
5 I feel you
6 Eventually i will
7 Abide in ease
8 All true is
9 I hear you
10 Blossom and find our heart
11 See
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Besetzung |
Marit van der Lei (vocals)
Kika Sprangers (alto saxophone)
Jesse Schilderink (tenor saxophone)
Federico Castelli (guitar)
Marre de Graaff (bass guitar)
Willem Romers (drums)
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