Nolan McKelvey

Forward


Info
Musikrichtung: Americana

VÖ: 11.08.2023

(Eigenlabel)

Gesamtspielzeit: 41:18

Internet:

http://www.nolanmckelvey.com/
https://www.hemifran.com/news/


Seit nun über fünfundzwanzig Jahren ist der US-amerikanische Musiker Nolan McKelvey aktiv, und doch werden die Wenigsten unter uns diesen Namen bereits gehört haben. Dabei hat er bereits mit vielen bekannten Musikern*innen zusammengearbeitet, und war auch oft im Vorprogramm zahlreicher Stars wie Greg Brown, Peter Rowan, Odetta, Fred Eaglesmith, Los Lobos, Sam Bush, Bela Fleck, Tim O’Brien, Jerry Douglas oder Leon Russell.

In Boston wie auch in Arizona spielte er in einigen Bands und gründete auch eine eigene namens Muskellunge, man spielte Bluegrass. Ferner gab es das Nolan McKelvey Trio, ja, und nun eine Solo-Platte, Forward, die angeblich dritte unter seinem Namen. Die Entstehung dieser zehn Songs war überschattet von einigen tragischen Vorfällen, der Protagonist hatte eine Covid-19-Infektion überstanden, ein Freund der Familie beging Selbstmord und schließlich starben innerhalb eines halben Jahres die Mutter und der Vater.

Ja, und trotzdem scheint er nach vorn zu blicken, vorwärts, wie der Albumtitel ausdrückt, und gleichzeitig startet die Platte auch mit dem Titelsong entsprechend mit einem positiven Ausdruck, sehr interessant arrangiert, so ist es beeindruckend und schön, wie sich die Keyboards einschleichen und die Atmosphäre ganz weich einkleiden, und dazu die kraftvoll und "saftig" wirkende Stimme voller Druck und Leidenschaft. Und das fällt mir im Laufe der Spielzeit öfter auf, diese ausdrucksstarke Stimme, die mich mehr als einmal ganz besonders an einen guten Bekannten erinnert - an Troy Petty! Das empfinde ich besonders bei den Songs "Pretending" und "Mother". Gerade der letztgenannte Song gewinnt angesichts des Todes der Mutter sehr viel Ausdruckskraft und ganz viel Dramatik.

Wie ich nachlesen konnte, handelt es sich bei "Pretending" um einen Anti-Kriegs-Song, "Tears In The Dells (Yarnell)" soll ein Tribut an die 19 Feuerwehrleute von Granite Mountain Hotshot, die bei einem Brand in Yarnell, Arizona, ums Leben kamen, sein. Der Song wandert, wohl auch aufgrund der Pedal Steel, ganz kräftig in die Country-Richtung. "I Can’t Breathe", daran erinnert man sich wohl auch hier noch, das waren die Worte von George Floyd, der bei einer Auseinandersetzung mit der Polizei ums Leben kam.

"Tir na nOg" gefällt mir persönlich nicht so gut, der Song wirkt im Zuge seiner Entwicklung recht überladen, mit Saxofone und dann noch die Violine, das wird fast schon zuviel. Im letzten Song, "New House", geht es wohl daru, die Mauern von Spaltung niederzureissen und ein neues Haus zu bauen, ein solches, im dem Alle willkommen sind. Also ein Abschluss mit einer positiven Botschaft. Und diese Botschaft wurde vom Protagonisten und seinen Mitspielern in sehr angenehme und harmonische Musik eingekleidet, sehr warmherzig und entgegenkommend, mit gelegentlichem Westcoast-Feeling und guten Einschüben von Folk und Country, davon und besonders den Einsatz der Pedal Steel hätte ich gern noch einen Tick mehr gehabt, denn das hebt die emotionale Stärke noch etwas an.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Forward
2 Tir Na nOg
3 Pretending
4 Phoenix Rising
5 Tears In The Dells (Yarnell)
6 I Can't Breathe
7 Other Side
8 Mother
9 Sweetest Dream
10 New House
Besetzung

Nolan McKelvey (vocals, acoustic guitar, upright bass)
Ron James (drums, bass, percussion, vocals)
John Willis (bass)
Jeff Lusley Berault (guitars)
Megyn Neff (violin)
Tim Hogan (bass)
Dana Colley (saxophones)
Jon Rauhouse (pedal steel)
Thomson Knoles (keyboards)
Ryan Stigmon (pedal steel)
TIm Kelly (dobro)
Dave Desmelik (guitar)
Andy Rauff (keyboard)



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