Der Skeptiker - Eugen B
Innenfrost (Rockalbum/Symphonic Album)
|
|
|
1986 wurde in Ostberlin die Punkband Die Skeptiker gegründet, mit dem Sänger und Texter Eugen Balanskat. (Eugen B). Innenfrost ist das Debütalbum von Eugen B. Veröffentlicht wurde es als Doppelalbum mit zwei unterschiedlichen Platten, als "Rockalbum" und als "Symphonic Album". Auf der CD finden wir beide Ausführungen gemeinsam auf einem Silberling. (jeweils Tracks 1-11 und 12-21)
Wie der Protagonist in der Pressemitteilung ausführt, sei die Musik seines Solo-Projekts anders als die Songs der Band, aber das sei so bewußt entstanden. So soll insbesondere hinsichtlich der Klangfarbe, des Genres, der Instrumentierung und der Orchestrierung und den Texten eine klare Unterscheidung getroffen worden sein. Dabei unterscheiden sich ja bereits sie beiden Teile von Innenfrost untereinander.
Stellt sich das "Rockalbum" eben als Rockalbum vor, auch mit Punk-Ausflügen, so wirkt das "Symphonic Album" halt orchestral, mit Klängen von Cello und gelegentlichem düster wirkenden Bombast. Alle Texte sind zum Nachlesen separat beigefügt, alle stammen von Balanskat, lediglich "Gegen Norden" stammt von Georg Heym, und "Der Schoß" enthält ein Zitat von Bertolt Brecht. Die Musik wurde von allen Beteiligten komponiert.
Bereits "Kontakt" weist uns in die punkige und freche Seite des Rockalbums ein, doch bereits bei "Einsicht" ertönen Ska-Rhythmen als Bestandteil. Und so wechselt die Stimmung auf den ersten elf Songs ständig, und darüber ertönt die mitunter ein wenig hektisch anmutende Stimme des Protagonisten, die mit einem eigenwilligen Tremolo ausgestattet ist, und dadurch wirklich besonders ist, gut und gerne würde er sich als Shouter einer Heavy Metal-Band gut machen. Auf jeden Fall werden verschiedene Spielarten der Rockmusik ausgelotet, von locker, leicht und flockig bis hin zu kraftvollem Dröhnen.
Insgesamt gesehen stelle ich fest, dass die Texte einen großen Raum einnehmen, und die es auch verdienen, dass man sich ihnen widmet, werden doch so manche aktuellen Themen angesprochen. Mit "Schizophrenie" wird das Rockalbum beendet, hier singt Eugen B mit dezent rollendem "R", wie man es aus alten Tagen kennt, Bist Du nett, wollen sie ein Arschloch, bist Du ein Arsch, mögen sie Dich nett, und entsprechend werden Beispiele des täglichen Wahnsinns angesprochen.
"Wir zogen fort", es wird symphonisch! Aber es rockt eigentlich weiter, schwer und schleppend, nur, dass sich nun das Cello dazugesellt hat. Und sie sind auch die übrigen Songs mit recht viel Pathos angehäuft. "Filmhit" klingt wirklich wie ein Filmhit, und das Ganze könnte auch in den Goldenen Zwanzigern angesiedelt sein, eine düstere Moritat aus alten Tagen, ein seltsamer Song, der allerdings zum Aufmerken anregt. Und so stelle ich einen gewissen Mehrwert der Abteilung "Symphonic Album" fest, durch die Arrangements wird sehr viel Aufmerksamkeit erzeugt, von der bereits angelehnten Stimmung von Filmmusik bis hin zu lyrischen Balladen, einem Seemannslied breitet sich nun ein Teppich der Vielseitigkeit aus, allein durch die wirklich guten Arrangements von Gillian Bane. Ja, das "Symphonic Album" ist der klare Gewinner, meine Bewertung teilt sich daher wie folgt: 13 für das Rockalbum und 16 für das symphonische, OK - zusammen aufgerundet werden das dann 15.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Kontakt
2 Einsicht
3 Mandeleine
4 Der Schoß (inkl. Zitat von Bertolt Brecht)
5 Jede Narbe
6 Wohlgesonnen
7 Unzufrieden
8 Sommerduft
9 Ökodiktatur
10 Selten
11 Schizophrenie
12 Wir Zogen Fort
13 Trauer Der Möwe
14 Filmhit
15 Innenfrost
16 Amsellied
17 Vergeigt
18 Leckgeschlagen
19 Gegen Norden (Georg Heym)
20 Unangekommen
21 Abschied
|
|
|
|
|
Besetzung |
Der Skeptiker – Eugen Balanskat (vocals)
Dominik Glöckner (guitars, bass, drums -#1-12)
Gillian Bane (piano, cello, clarinet, orchestral arrangements - #12-21)
Tiger Lilly Marleen, Lizal Brandl, Ines Falckner (vocals)
Jérôme Reuter (vocals - #12-21)
|
|
|
|