Ethik
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Punk ist Rebellion. Punk ist unangepasst. Punk ist aggressiv. Da kommt es schon mal zu Über(re)aktionen – sowohl in textlicher, wie musikalischer Hinsicht. So dass man sich als erwachsen gewordener Freund des Genres schon mal von bestimmten Auswüchsen distanzieren muss.
Artefuckt stehen in keinster Weise im Verdacht zu den derartig über die Stränge schlagenden Bands zu gehören. In der Review zu ihrem Album Stigma habe ich sogar auf das Punk-Etikett verzichtet und die Band schlicht unter Deutsch Rock laufen lassen.
Von daher war ich gespannt auf die Texte dieses neuen Albums. Der ungewöhnliche Titel Ethik hatte in mir die Erwartung geweckt, hier würde eventuell ein kritischer Blick auf bestimmte Erscheinungen in der Punk-Szene geworfen.
Diese Erwartung wurde enttäuscht. Auch nach mehrfachem Durchhören habe ich keine Vermutung, warum das Album diesen Titel trägt. Es gibt ein paar typische Punktexte nach den Motti Wir-gegen-den-Rest-der Welt und Das-Leben-sei-eine-Party. Und auch einige originellere Stücke. Da wäre „Kalifornien“, das sich sehr ungebrochen in ein American Dream Feeling stürzt, der nostalgische Blick in die Jugend „Wir waren jung“ und die beiden Nachrufe „Abendmahl“ (ohne jeden religiösen Bezug) und „Himmelszelt“. Bei letzterem hört man deutlich Klavier und Streicher, von denen in der Besetzungsliste nichts zu lesen ist, was dem sehr ruhigen Stück aber zu Gute kommt.
Musikalisch geht es durch die Bank zwischen Punk und Deutsch Rock gut ab. Die Gitarre hebt sich deutlich über das (gewollte) Niveau des Punks hinaus und schiebt Artefuckt eher in den Bereich des Hard Rocks.
Norbert von Fransecky
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