Bach, C.P.E. (Janiczek)
Hamburger Symphonien, WQ 182
SPRUNGHAFT
Der musikliebende Baron Gottfried van Swieten war es, der diese sechs Streichersymphonien 1773 bei Carl Philipp Emanuel Bach mit der Maßgabe in Auftrag gab, dass er sich "ganz gehen liess, ohne auf die Schwierigkeiten Rücksicht zu nehmen, die daraus für die Ausübung nothwendig entstehen." Gesagt, getan: Bach verfolgt hier kompromisslos seinen persönlichen Stil, der vor allem mit der Abkehr von der Idee eine satzprägenden Motivs und eines satzübergreifenden Affekts verbunden war. Bei hohen spieltechnischen Anforderungen eperimentiert Bach stattdessen auf der Basis bloßer Motivzellen mit permanenten Brüchen, Kontrasten, Wendungen und Wechseln in Tempo, Dynamik und Rhythmus. Selbst die elegisch-melancholischen Momente mit ihrem empfindsamen Einschlag sind insofern immer nur eine Ruhe vor dem erwartbaren nächsten Sturm. Die abrupten Wechsel und die kurzen Sinneinheiten sowie die stete Bereitschaft zur emotionalen Aufladung mögen uns in der Zeit des Switchens und Swipens fast schon wieder aktuell erscheinen.
Das alerte Orchestra of the Eighteenth Century legt es erst gar nicht darauf an, den unsteten, atemlosen, bisweilen schnipselhaft aufgeregten Charakter der Werke zu kaschieren, sondern betont ihn - bei saftigem Streichersound - noch expressiv. Das wirkt auf Anhieb "rockig", verstärkt aber eben auch die werkimmanente Gefahr, sich über die Strecke von sechs Symphonien abzunutzen. Am Ende ist der Hörer fast zwangsläufig lost und sehnt sich dann eben doch nach Halt und Ruhe - "digital fatigue" lässt grüßen.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
Streichersinfonien Nr. 1-6, Wq. 182 |
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Besetzung |
Orchestra of the Eighteenth Century
Alexander Janiczek: Ltg.
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