Víkingur Ólafsson
From Afar
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Auf dieser Produktion der Deutschen Grammophon finden wir eine ungewöhnliche Konstellation, nämlich zwei CDs mit genau den gleichen zweiundzwanzig Stücken. Der Grund ist folgender: Der aus Reykjavik stammende isländische Pianist Víkingur Ólafsson spielte die erste CD mit dem Grand Piano ein und die zweite CD auf einem Upright Piano, also in diesem Falle Steinway-Konzertflügel gegen ein Klavier mit Filzdämpfung.
Mit dieser neuen Veröffentlichung unter dem Titel From Afar stellt er eine Widmung an den ungarischen Komponisten György Kurtág vor, benannt nach dessen Komposition. Doch weiter finden wir unter anderem Stücke von Robert Schumann und auch von Johann Sebastian Bach, aufgrund der Interpretationen dessen Werke der Protagonist bereits als "Islands Glenn Gould" bezeichnet wurde.
Freunde klassischer Musik dürften diesen Unterschied zwischen den Instrumenten sicher locker bemerken, wie es sonst ausschaut, liegt in den Ohren des/der Betrachters/Betrachterin. Und so kann man bereits nach den ersten Klängen hören, worin ein klarer Unterschied liegt. Klingt der Flügel ganz offen und ganz klar, und kann sich jeder angeschlagene Ton weit ausdehnen, so klingt das Klavier dumpfer und weniger ausladend im Klang, dafür aber auch einen Tick wärmer und intimer im Ausdruck, so empfinde ich es.
Der Grund, warum Ólafsson dieses Album eingespielt hat, ergibt sich aus den Angaben der Webseite der Deutschen Grammophon: Kindheitserinnerungen und ein musikalischer Held sind die Inspiration für "From Afar", das bislang persönlichste Album von Víkingur Ólafsson. "From Afar" ist ein »Brief an einen Freund«, wie Ólafsson sagt. Originalminiaturen und Transkriptionen des ungarischen Komponisten hat er ausgewählt. Er verwebt sie mit isländischen und ungarischen Volksliedern und Stücken von Schumann, Brahms und Thomas Adès – Musik, die das Leben des Pianisten durchzieht. Zwei Klangwelten öffnen sich durch die verschiedenen Instrumente – farbenreich und atmosphärisch.
Ja, das erklärt die Stimmung, die sich durch die Musik zieht, denn sie klingt in der Tat sehr nachdenklich und läßt teilhaben an dieser Welt, um auch gleichzeitig die eigenen Gedanken zu aktivieren und Gedanken passieren zu lassen, Gedanken an das eigene Leben und die Vergangenheit, Gedanken an das, was durch einzelne Songs ausgelöst wird, seien es Titel wie "Sleepily", "Träumerei" oder "Vogel als Prophet".
Dabei ist es dem Protagonisten gelungen, jeder so unterschiedlich angelegten Komposition etwas Gemeinsames zu verschaffen, eben durch seine sehr persönlich ausgeprägten Interpretationen. Insgesamt gesehen betört die Musik durch ihre Schönheit und Melancholie in Einem, sie kann sehr tief berühren, egal, ob die Quelle ein isländischer Folksong ist oder ob Mozart zitiert wird.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Johann Sebastian Bach: Christe, Du Lamm Gottes, Bwv 619 (Lp1: Grand Piano)
2 Robert Schumann: Study In Canonic Form, Op 56/1
3 Johann Sebastian Bach: Adagio From Sonata For Solo Violin No 3 In C Major Bwv 1005
4 György Kurtág: Harmonica (Hommage A Borsody Laszlo) (From Jatekok, Book 3)
5 Bela Bartok: Three Hungarian Folksongs From The Csik: I) Rubato
6 Bela Bartok: Three Hungarian Folksongs From The Csik: Ii) L'istesso Tempo
7 Bela Bartok: Three Hungarian Folksongs From The Csik: Iii) Poco Vivo
8 Johannes Brahms: Intermezzo In E Major Op 116/4
9 György Kurtág: A Voice In The Distance (From Jatekok, Book 5)
10 Snorri Sigfus Birgisson: Where Life & Death May Dwell (Icelandic Folk Song)
11 Johann Sebastian Bach: Allegro Moderato From Trio Sonata No 1 In E Flat Major Bwv 525 Feat. Halla Oddny Magnusdottir
12 Sigvaldi Kaldalons: Ave Maria
13 György Kurtág: Little Chorale (From Jatekok, Book 1)
14 Wolfgang Amadeus Mozart: Laudate Dominum
15 György Kurtág: Sleepily (From Jatekok, Book 1)
16 Robert Schumann: Traumerei Op 15/7
17 György Kurtág: Flowers We Are (From Jatekok, Book 5)
18 Thomas Ades: The Branch (Az Ag)
19 György Kurtág: Twittering (From Jatekok, Book 1) Feat. Halla Oddny Magnusdottir
20 Robert Schumann: Vogel Als Prophet Op 82/7
21 Johannes Brahms: Intermezzo In E minor Op 116/5
22 György Kurtág: Scraps Of A Colinda Melody - Faintly Recollected (Hommage A Farkas Ferenc) (From Jatekok, Book 3)
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Besetzung |
Víkingur Ólafsson (Grand piano - CD 1, Upright piano - CD 2)
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