Hub Hildenbrand
Athem
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Der in Berlin ansässige Gitarrist und Komponist Hub Hildenbrand studierte in Rotterdam und Boston, dort beim Gitarristen Mick Goodrick, der wiederum ein Mentor für solche Kollegen wie Pat Metheny und Bill Frisell war.
Auf jeden Fall ist es Hildenbrand gelungen, eine solch individuelle Spielweise wie die Beiden vorzulegen, allerdings mit einer ganz anderen Ausrichtung. Denn so läßt der Protatonist in seine Art des Jazz einen wesentlichen Anteil von Folklore einfließen, europäische als auch solche aus Fernost und Indien. So ist eine multikulturell inspierte Mischung entstanden, die er mit den vierzehn Songs des aktuellen Albums Athem vorlegt. Nicht nur an verschiedenen Gitarren kann man ihn hören, er bestreitet auch die Gesangspassagen, da sich weder Hinweise noch Texte bei der CD befinden, kann ich nicht mit Sicherheit bestimmen, in welcher Sprache er vorträgt, eigentlich klingt es wie eine eigens erfundene Sprache. Allerdings wirkt der Gesang letztlich in dieser Interpretation eher wie einer von vielen Bestandteilen des Gesamtergebnisses und fließt unmerklich mit ein.
Um es besser zu verstehen, zitiere ich Hildenbrand wie folgt: Ausgangspunkt für die Entwicklung einer neuen Sprache war meine Entdeckung des Internationalen Phonetischen Alphabets (IPA), einer Klassifizierung aller weltweit existierenden Sprachlaute. Ich evaluierte diese Laute nach ihrem musikalischen Klang und erarbeitete mir als nächstes eine eigene Silbensammlung. Diese Silben unterzog ich einer umfangreichen Prüfung, indem ich sie über Wochen hinweg sprach und sang. Dieses Album enthält rund 300 einzigartige Silben, aus denen ich dann nach klanglichen und assoziativen Kriterien neue Texte schrieb. Die Wörter, die ich gefunden habe, haben eher bildliche und poetische Eigenschaften, die nicht unbedingt einer konkreten Realität entsprechen. Sie führen in einen mystischen Raum und stellen eher Fragen, als Antworten zu geben.
Einige Gastbeiträge wurden an verschiedenen Orten der Welt aufgenommen und verwendet, so Farhad Safari in Teheran, Gabriel Karapatakis ind Nikosia und Zacharias Spyridakis auf Kreta. Sie spielen traditionelle Instrumente der Heimat, doch Hildenbrand selbst ist es gelungen, seine Gitarrenparts dermaßen anzupassen auf verschiedene Ausprägungen der Weltmusik, dass die Instrumente fast schon so klingen, als würde er arabische Lauten, Sarod, Sitar oder ähnliche Instrumente spielen. So integriert er ein einfühlsames Spiel in die Musikkulturen verschiedener Länder.
Letztlich strahlt die Musik eine große Dichte und Gemeinsamkeit aus, die dann jedoch auch dazu führen, dass nicht wirklich viel Abwechslung geboten wird. So fällt es schwer, einzelne Songs wirklich herauszuhören und sie von den übrigen zu unterscheiden. Letztlich sind es Nuancen und einzelne Passagen, die die Unterscheidung ausmachen, wie der Soprangesang auf "Lich" oder das Streichquartett auf dem kurzen "Scherzo". Zusammen, im Stück genossen, wirkt die Musik sehr ruhig, meditativ und entspannend.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Anu (3:19)
2 Leyla (2:30)
3 Dula (4:51)
4 Ach (4:36)
5 Mare (6:54)
6 Lun (4:38)
7 Dval (2:47)
8 See (3:58)
9 Ru (5:08)
10 Sonn (4:37)
11 Lich (2:02)
12 Dare (7:52)
13 Ade (3:16)
14 Scherzo (0:37)
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Besetzung |
Hub Hildenbrand (vocals, guitar, fretless acoustic guitar, orchestral programming)
Meike-Lu Schneider, Anne-Sophie Bereuter (violins)
Alexina Hawkins (viola)
Edward King (cello)
Jennifer Kothe (soprano voice)
Gabriel Karapatakis (acoustic fretless bass)
Farhad Safari (baazhang and gasan)
Zacharias Spyridakis (Cretan lyra)
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