Billy Strings
Renewal
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Renewal, ein bedeutungsschwangerer Titel ist das irgendwie. Regeneration, Erneuerung, Umstrukturierung, was auch immer. Denn Bluegrass ist ja eigentlich schon lange "out", wenn man sich die Country-Charts und die modernen Strömungen in diesem Genre (als Oberbegriff) anschaut. Eine große Freude bringt es dann, wenn sich Musiker wie Billy Strings damit beschäftigen, Bluegrass einmal wieder aus der Schublade zu holen.
Ja, und, im Sinne des Albumtitels, ist das in der Tat eine Art Wiederbelebung, aber auch mit Erneuerung verbunden. Und ein dickes "das kenne ich doch" erlebe ich sogleich beim Eröffnungssong, "Know It All". Denn das klingt genauso, wie ich es vom Tom Corbett aus Los Angeles kennen gelernt habe. Diese frische und moderne Art, den Bluegrass zu zelebrieren. Ich weiss nicht, ob Billy Strings Tom kennt, erstaunlich ist nur, dass auch stimmlich eine sehr große Ähnlichkeit besteht.
Der noch junge Musiker aus Michigan (Jahrgang 1992) firmiert unter Künstlernamen, heisst er doch tatsächlich William Apostol. Einflüsse waren unter anderem die Klassiker des Bluegrass, eben Bill Monroe, Doc Watson, Earl Scruggs und moderne wie David Grisman oder Del McCoury und John Hartford. Als gleichzeitiger Rock-Fan werden auch Einflüsse von Jimi Hendrix, Johnny Winter, Grateful Dead und weitere genannt. So spielte er als Teenie auch in Rockbands. Doch der ebenfalls Bluegrass spielende Stiefvater hat wohl einen ebenso großen Einfluss hinterlassen.
Der junge Musiker klingt wie ein alter Hase des Business', so reif und überzeugend sind seine fast ausschließlichen Eigenkompositionen und deren musikalische Umsetzung, aber eben auch mit einer Band, die dicht mit ihm zusammenspielt und eine großartig authentische Stimmung verbreitet. Schnelle Songs wechseln mit Balladen wie das schöne "Love And Regret" und Einflüsse ausserhalb des puren Bluegrass' halten Einzug mit "In The Morning Light", das man auch gut und gern im Singer/Songwriter-Bereich ansiedeln könnte. "This Old World" ist ein auch folkiger Song, mit Spuren keltischer Ursprünge gespickt. Und noch folkiger ist dann "Show Me The Door", und die herrlich wimmernde Pedal Steel bringt das alte Country-Feeling ins Spiel.
Letztlich bleibt es durchgehend Bluegrass, aber eben mit einer frischen Note, also = Erneuerung. Dieses erlebt man dann insbesondere bei Songs wie "Nothing's Working", das klar über den Tellerrand schaut. Ungewöhnlich für das Genre sind auch in der Spielzeit lange Songs. Mit etwa 9:20 Minuten wird auch das hier durchbrochen mit "Hide And Seek". Es breitet sich eine Art Jam-Stimmung aus, die möglicherweise auch mit der Vorliebe für Grateful Dead zusammenhängen mag, bewegte sich Jerry Garcia schließlich auch im Bluegrass-Umfeld. John Mailander an der Fiddle geigt sich förmlich in Ekstase.
Mit dem ruhigen und beschaulich schönen "Leaders" geht eine Platte zu Ende, die mit sehr zufrieden stellender Musik gefüllt ist, Musik, die viel positive Energie ausstrahlt. Mit Billy Strings haben wir einen Musiker, der dem Genre Bluegrass reichlich Leben eingehaucht hat und mit seinen Ideen für eine moderne und zeitgemäße Weiterentwicklung sorgte, ein wahres Renewal!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Know It All
2 Secrets
3 Love and Regret
4 Heartbeat of America
5 In The Morning Light
6 This Old World
7 Show Me The Door
8 Hellbender
9 Red Daisy
10 The Fire On My Tongue
11 Nothing’s Working
12 Hide and Seek
13 Ice Bridges
14 Fire Line
15 Running The Route
16 Leaders
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Besetzung |
Billy Strings (guitar, vocals, mandolin, piano, synths, guitjo, bass drum, bells, chimes)
Billy Failing (banjo, vocals, piano)
Jarrod Walker (mandolin, vocals, guitar)
Royal Masat (bass, vocals)
John Mailander (violin)
Spencer Cullum Jr. (pedal steel)
Grant Milliken (synth)
Jonathan Wilson (celesta, percussion, harpsichord, group vocals)
Ally Dale, Nate Flores, Steve York, Bill Orner (group vocals)
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