Matteis, N. / Playford, J. / Locke, M. (Fermé)

An Evening at the Theatre


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 5.11.2021

(Ramée / Outhere Music / Note 1 / CD / 2020 / Best. Nr. RAM 2002)

Gesamtspielzeit: 76:47

Internet:

The Theater of Music



ALLES NUR THEATER

Dieses Album mit dem Ensemble The Theater of Music unter Leitung der Blockflötistin Marion Fermé rekonstruiert den musikalischen Teil eine Masque, wie sie in London um 1685 über eine der zahlreichen Bühnen gegangen sein könnte. Die Masque war keine Theateraufführung wie wir sie heute kennen, sondern vielmehr ein stundenlanges Event aus Teilen mit Instrumentalmusik, Sprechtheater, Gesang, Pantomime, Tanz und Tanzeinlage, dabei eine zwar ursprüngliche höfische Lustbarkeit, bei der es aber durchaus derb zugehen konnte. Grundunruhe im Publikum, Gespräche am Rande, dauerndes Kommen und Gehen inklusive. Die Instrumentaleinlagen mussten kurz, abwechslungsreich und leicht sein, gerne auch mit überraschenden Momenten und vielen dem Volke abgelauschten Volksliedmelodien, den sog. Tunes, samt Variationen. Das galt zumal für den "Antemasque" genannten Teil, in dem die Musik vor allem Umbaupausen und Stillstand auf der Bühen zu überbrücken hatte, was viel Raum bot für Improvisationen und aberwitzige Einfälle, während es bei der eigentlich Masque dann doch noch eher höfisch gesittet zuging.

Wenngleich kein vollständiges Programm eines solchen Abends überliefert ist, so überzeugt die Rekonstruktion, die Marion Fermé aus zahlreichen Quellen - nicht zuletzt aus John Playfords viel genutzten Sammlungen - erarbeitet hat, doch nicht nur durch musikalische Stimmigkeit, sondern auch durch einen geschickten Spannungsbogen. Während es in den ersten beiden Teilen (Ouverture; Love is vain) noch etwas zurückhaltend und eher "hübsch" tönt, geht es dann bei der Antemasque und dem Tanzprogramm recht deftig zur Sache, auch mit manchem Klangeffekt und rasanten Tempi. Dabei sind die klangfarblichen Möglichkeiten zwar naturgemäß durch das kleine Ensemble (Flöte, Violine, Viola, Theorbe, Virginal) begrenzt und der Flötensound dominiert das Programm schon recht deutlich. Doch durch den Wechsel der Flöteninstrumente und pfiffig gewählte Percussionelemente wirkt die kleine Combo tatsächlich größer und vielfältiger als sie eigentlich ist. Das ist damit mal charmant, mal witzig, mal mitreißend, mal ruhig betrachtend, aber durchweg kurzweilig und unterhaltsam.



Sven Kerkhoff



Trackliste
Werke von John Playford (1623-1686), William Lawes (1602-1645), Nicola Matteis (1650-1714), Jacob van Eyck (1590-1657), Matthew Locke (1622-1677), Tobias Hume (1569-1645)
Besetzung

The Theater of Music

Marion Fermé: Ltg.


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