Franziskus
Some Sang A Song
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Franziskus, das ist ein Projekt des Komponisten und Posaunisten Simon Kintopp aus Österreich. Gegründet wurde das Ensemble bereits im Jahre 2015, mit der Absicht, musikalische Grenzen zu überwinden und so die Trennung zwischen durchkomponierter, klassischer Musik und improvisiertem-rhythmischen Jazz aufzuheben.
Aufgenommen wurde Some Sang A Song zwischen dem 28.August und 1.September 2017 in Kulturni Dom, Lendava/Slowakei. Die Platte startet mit dem glockenhellen Gesang von Elina Viluma, eine in Österreich ansässige Sängerin, die als aufstrebendes Talent im Vokal-Jazz gehandelt wird. Allerdings vermittelt sie über dem ansonsten mit Jazzfeeling ausgestattetem Opener “Lascia ch'io pianga“ für mich eher das Gefühl, sie sei als klassische Sängerin der E-Musik ausgebildet worden, bietet sie meiner Ansicht einen opernhaften Gegenpart zur eleganten Musik im balladesken Jazzgewand, das darüber hinaus noch mit dezenten Streichern umrahmt wird. So wirkt es sehr interessant, wenn sich die Streicher hinter dem solierenden Gitarristen Emiliano Sampaio postieren.
Mit dem dritten Song, “You Go To My Head“, offenbart sich ein Jazz-Vokal-Klassiker aus dem Jahre 1938. Unter anderen waren es Billie Holiday und Judy Garland, die betörende Versionen davon ablieferten, einmal als tiefdramatische Ballade und einmal als Latin-infizierter Uptempo-Song. Und nun Franziskus. Ein berührender Start mit Cello und Klarinette, bis dann Elina mit ihrem Gesang einsetzt. Und das kann mich so gar nicht überzeugen, ob die Dame nun hoch gehandelt wird oder nicht, denn hier höre ich so gar kein Jazz-Feeling ganz aus dem Innersten heraus, wie ich es so liebe von den beiden genannten Sängerinnen. Gut, interessant ist es allemal, diese Synthese des Gesangs mit den Streichern und den später einsetzenden Bläsern, doch bleibt mir das Ergebnis zu sehr an der Oberfläche, und erst, als nach etwa 3 Minuten der gesangslose Swing einsetzt, und sich die Posaune mit den Streichern einen herrlichen „Wettstreit“ liefert, dann glüht dieser Song voller Lebendigkeit.
Rockelemente schleichen sich ein bei “Blauer Wolfgang“, und plötzlich wird es kammermusikalisch mittendrin, Streicher und die E-Gitarre vereinen sich, gelungen, weil kein die Atmosphäre störender Gesang eintritt. Hier funktioniert die Fusion einwandfrei, und auch gar nicht staubtrocken, sondern mit einer Prise Humor und Spaß! Das an den Titel der CD angelehnte “Sam Sung A Song“ überlässt der Stimme lediglich eine begleitende Funktion, und als Zutat im Meer der Instrumente ist es passend als Bestandteil des Ganzen, auffällig und charakteristisch für diesen Song ist die Nähe zum Big Band-Sound klassischer Natur, erneut mit einer Prise Rock und Einwürfen aus klassischer Musik. Darüber sind die Arrangements mit den Rhythmuswechseln erstklassig und von mitreißender Natur, und erneut kommt dem Gitarristen eine wichtige gestaltende Rolle zu.
Zeitlich weit zurück gelangen wir mit “Come Again“ von John Dowland. (1563 –1626). Der Geist der Renaissance wird aufgegriffen, Elina rezitiert den Text von Dowland und erneut kommt man nicht umhin, festzustellen, dass es Kintopp gelungen ist, mit der Platte ein exquisites und sehr ungewöhnliches Bild zu gestalten, Musik, die einfach anders ist, Musik, die fordert, die aber auch perfekt unterhalten kann und auf einem hohen Niveau angesiedelt ist. Und zu Elina Viluma möchte ich bemerken, dass sie mir im Umfeld klassischer Musik bei den entsprechenden Songs besser gefällt als im Jazz-Umfeld.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Lascia ch'io pianga (6:25)
2 Katrina Ballerina (7:19)
3 You Go To My Head (5:36)
4 Blauer Wolfgang (7:17)
5 A Prayer (7:09)
6 Sam Sung a Song (5:57)
7 Come Again (9:16)
8 Nostalgia in Times Square (7:16)
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Besetzung |
Simon Kinntopp (trombone, arrangements, composition)
Elina Viluma (vocals)
Jakob Helling (trumpet, flugelhorn)
Oleksandr Ryndenko (tenor sax, bass clarinet, baritone sax, flute)
Isabella Sedlaczek (violin)
Flavia Martens (violin)
Ezgi Ünal (viola)
Zsofi Klacsmann (cello)
Emiliano Sampaio (guitar)
Gustavo Boni (double bass)
Luis Andre Oliveira (drums)
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