Max Bronski (Band): Literatur trifft auf Musik, der „Schneekönig“ tanzt den „München Blues“
Max Bronski ist Autor und Schöpfer des Trödelhändlers Wilhelm Gossec. Jener lebt und arbeitet in München in seinem eigenen kleinen Laden und stolpert immer wieder (unabsichtlich) in teils seltsame Kriminalgeschichten. „Schneekönig“ ist der neueste Teil der Reihe und so etwas wie ein ziemlich schräges Krippenspiel. Bis man sich versieht, was hier eigentlich los ist, steckt man mittendrin in einem mysteriösen Fall. Noch viel mehr wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde, steckt Gossec mittendrin in diesem komischen Drama, in dem eine junge Frau wie einst Maria zur Mutter wird und gleichzeitig um sie herum mehrere Neugeborene ihr Leben lassen müssen. Alles etwas mysteriös, alles etwas verwinkelt. Dass die zweite Hauptdarstellerin der Geschichte – die bayerische Landeshauptstadt München – während der rund 220 Buchseiten unter einer dichten Schneedecke begraben liegt, unter welcher das öffentliche Leben fast zum Erliegen kommt, sorgt für eine dezent endzeitliche Stimmung. Faszinierend. Kuriose Begegnungen mit windigen Gestalten, himmlischen Helfern, göttliche Eingebungen und der eine oder andere Wink des Schicksals begleiten Gossec auf seinem Weg zur (Er-)Lösung. Dazu ein Hauch von Mystery, so das man gar nicht mehr so richtig weiß, wie man das Buch jetzt einordnen soll. Ein klassischer Krimi? Nein, eher nicht. Es bleibt auf jeden Fall spannend, wenn der Hauptdarsteller dem vermeintlich himmlischen Plan um die Geburt des Kindes der Escortdame Mariella auf die Schliche kommt. „Schneekönig“, mit seinen jeweils kurzen Kapiteln, liest sich flüssig und interessant. Allerdings dauert es einige Seiten, bis man sich in Bronskis München zurechtfindet. Dann möchte man allerdings auch wissen, was hinter der ganzen Sache steckt und man verzeiht dem Autor auch so manchen Sprung bzw. etwas über die Knie gebrochene Auflösungen. Zeitgleich mit dem Buch ist die CD München Blues erschienen, mit der sich Max Bronski einen kleinen Traum erfüllt. Schon lange ist er dem Blues verfallen und hat auch so manchen Songtext geschrieben, der den Geist seiner Bücher auf andere Art und Weise wiedergibt. Durchaus hart hingehauen, kantig, bodenständig und authentisch. Erst dazu verdammt in irgendeiner Schublade vor sich hinzuschimmeln, doch dann nahm sich Szeneoriginal Schorsch Hampel der Sache an und vertonte das Ganze. Zusammen mit seinem Bruder, dem Voodoo-Blueser Dr. Will am Schlagzeug sowie dem Münchener Original Robert Landinger an der Gitarre. Am Bass steht Herr Bronski selbst und damit war sie dann geboren: die Max Brosnki Band. Acht Songs gibt es auf München Blues zu hören. Musikalisch durchaus interessant, textlich geradeaus und natürlich von Herrn Hampel im breitesten Bairisch gesungen. Anders würde das auch sicher nicht funktionieren. Blues-Sound und grantelnde Mundart – das ist eine Paarung, die im Himmel gemacht zu sein scheint. Zu hören gibt es klassischen, beschwingten Bluesrock, Songs mit jeder Menge Groove, melancholische Balladen, mal Düsteres, dann wieder lässig rollend. Man schlägt so manchen Ton an. Das abschließende „Schneekönig“ nimmt sogar direkten Bezug auf das jüngste Buch und spinnt atmosphärische Klänge unter die Erzählung von Bronski. Ansonsten taucht sie auch in den Liedern auf, die Hassliebe an die Heimatstadt München („München Blues“), fast romantisierende Beobachtungen („Von oben“), der Geist der Bayern, dem Vernehmen nach ein bockiges Gespenst („Wuida Hund“) – ach ja, und der sprichwörtliche Teufel, der gerne an so mancher Kreuzung steht, findet man hier doch viel eher in einem gemütlichen Wirtshaus („Bavarian Crossroads“). Buch und CD passen gut zusammen und ergeben als Ganzes eine feine Einheit. Natürlich kann man aber auch beides getrennt voneinander genießen. Im Fall der Musik wird das definitiv so sein. Trackliste: 1. München Blues 2. Wuida Hund 3. Sanduhr 4. Bavarian Crossroads 5. Reigen 6. Von oben 7. Und dann 8. Schneekönig Spielzeit: 31:07 Mario Karl |
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