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Bryan Adams stoppt auf seiner "Get Up"-Tour in Nürnberg
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Bryan Adams hat vor kurzem das lässige Album Get Up veröffentlicht und geht mit der von Jeff Lynne (ELO) produzierten Scheibe auf Tour. Dabei macht er erfreulicherweise auch in Nürnberg Station. Das Konzert ist von den Zuschauern her sehr gut besucht, es sind nur noch sehr wenige freie Plätze ausfindig zu machen. Eine Vorband gibt es heute bei ihm nicht. Die Eintrittspreise sind mit durchschnittlich 80 Euro pro Karte relativ hoch. Im Vergleich zu anderen Künstlern dieser Größenordnung ist er hier jedoch noch relativ human. Die Stimmung unter den Fans ist bereits vor dem Konzert bestens. Man merkt den Zuschauern die Vorfreude sichtlich an, ein Bryan-Adams-Gig ist immer etwas Besonderes.
Fast pünktlich legt Adams um 20.15 Uhr los. Vorher werden auf der riesigen Leinwand noch passende Hintergrundsequenzen eingeblendet. „Do What Ya Gotta Do“ eröffnet den Hitreigen. Bereits hier ist die Stimmung topp, wird aber im Laufe des Abends noch um einiges gesteigert. Dazu tragen sicherlich auch die vielen weiblichen Fans bei, die sehr textsicher sind und nahezu jeden Song komplett mitsingen können. „Run To You“ geht voll in die Magengrube. Der Song ist für mich einer der besten von Adams und ich bin schon ein bisschen überrascht, dass er ihn gleich ziemlich am Anfang spielt. „Heaven“ kommt gigantisch rüber. Die Ballade zeigt neben vielen anderen Hits die Trademarks von Adams: rauchige Stimme, tolle Melodien und Songs, die einfach im Ohr bleiben.
Adams ist immer hoch motiviert, agil wie eh und je und eine Rampensau, die man einfach gesehen haben muss. Seine Begleitmusiker sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern geben dem Konzert das gewisse Etwas und lassen es ordentlich krachen. Bei Gitarrist Mickey Curry habe ich den Eindruck, dass er wie ein Kettenhund vor dem Konzert von der Leine gelassen wurde und nun den ganzen aufgestauten Bewegungsdrang raus lässt. Er springt und saust über die Bühne, heizt das Publikum an und spielt dabei eine großartige Gitarre, die sich mit dem Spiel von Adams hervorragend ergänzt.
Adams kommt in den Videoeinblendungen der neuen Songs keinesfalls als eitler Gockel rüber, im Gegenteil. Er lässt sich veralbern, nimmt sich nicht allzu ernst und tritt als erfahrener Fotograf vollkommen ungeschminkt vor die Kamera. Er kommt in den Videos so rüber wie auf der Bühne - authentisch, lässig und ganz im Dienste der Musik, die ihm alles bedeutet. Das Konzert ist ein einziger Hit-Marathon. Es wird mir wieder einmal mehr bewusst, wie viele Top-Ten-Hits dieser bescheidene Kanadier im Laufe seiner Karriere eigentlich verfasst hat. Skandale oder Exzesse kennt man von ihm nicht. Offensichtlich hat er trotz seines großen Erfolgs die sprichwörtliche „Bodenhaftung“ nicht verloren.
„Summer Of 69“ klingt live immer besser als die Studiovariante. Im Radio ist das Stück mittlerweile mehr als tot genudelt. Umso cooler finde ich, dass Adams mächtig stolz auf dieses Stück ist und es nach wie vor so spielt, als würde er es an dem heutigen Abend zum ersten Mal vor Publikum präsentieren. Das muss man erstmal hinbekommen! Für ihn ist es auch immer wieder eine Freude, einen Song ganz alleine mit der Akustikgitarre zu präsentieren. Das gelingt ihm mit „When You’re Gone“ fabelhaft, die Stimmung hier ist der Oberhammer. Der Song aus dem Robin-Hood-Film, „(Everything I Do) I Do It for You“, klingt live um Einiges kraftvoller als in der Studio-Variante. Auch hier nimmt die reduzierte Instrumentierung des Stückes viel Kitsch raus und sorgt für eine raue Live-Umsetzung. Das Zusammenspiel seiner Band ist dabei traumwandlerisch sicher. Ich finde es cool, dass er auf Background-Sängerinnen, Streicher oder ähnliches gänzlich verzichtet. Zwei Gitarren, Bass, Keyboard, Schlagzeug - mehr braucht es nicht, um diese lässigen Stücke auf die Bühne zu bringen.
Bei „If Ya Wanna Be Bad Ya Gotta Be Good“ sucht er im Publikum eine Frau, die zum Rhythmus des Songs tanzt. Diese findet sich schnell und erledigt ihre Aufgabe mit Bravour unter riesigem Beifall des phantastischen Nürnberger Publikums. Als Dankeschön bekommt sie ein Fan-Paket. Auch eine schöne Geste. Die neuen Songs fügen sich sehr harmonisch in die Klassiker ein. Mir gefällt hier „We Did It All“ mit am Besten. Das Stück ist simpel, aber wahnsinnig effektiv und bleibt einfach im Gehörgang haften. Adams fordert das Publikum zum Tanzen auf und möchte ein Wort auf Deutsch lernen. Heute lernt er den Begriff „Arschwackeln“, den er immer wieder im Laufe des Konzerts äußerst gekonnt einsetzt.
Der Abend vergeht wie im Flug. Langeweile kommt hier garantiert nicht auf, es wird beste Unterhaltung auf hohem Niveau geboten. Bryan Adams ist ein Rock'n'Roller der alten Schule. Das beweist er in der trockenen Umsetzung der neuen Scheibe und im Zugabenblock. Die Eddie-Cochran-Nummer „C'mon Everybody“ wird vom Publikum nach allen Regeln der Kunst abgefeiert. Und mit dem Elvis-Stück „All Shook Up“ trifft er voll den Geschmack des Publikums. Seine Band verlässt nun mit verdientermaßen großem Applaus die Nürnberger Bühne.
Jetzt kommt Lagerfeuerromantik auf. Adams spielt nur mit einer akustischen Gitarre einige seiner größten Hits. Für mich ist hier definitiv „Straight From the Heart“ das beste Stück. Der Titel hat wirklich alles, was eine gute Rock-Ballade auszeichnet. Den Schlusspunkt bildet nach zwei Stunden und 15 Minuten „All for Love“, das in dem Film „Die drei Musketiere“ das Titelstück war. In der Studioversion teilt er sich den Gesang mit Rod Stewart und Sting, heute Abend übernimmt er deren Job gleich noch mit. Phantastisch, was der wackere Kanadier hier so abzieht! Ein schwer beeindruckter Bryan Adams bedankt sich nach der letzten Zugabe beim überaus feierlaunigen Nürnberger Publikum, das heute einmal mehr sehr gut drauf war.
Ich fand den Auftritt sehr beeindruckend. Adams gibt während des kompletten Konzerts alles und seine charakteristische Stimme zeigt keinerlei Abnutzungserscheinungen. Fazit: Immer wieder gerne. Wer das noch nicht gesehen hat, sollte dieses Versäumnis unbedingt nachholen!
Setlist:
1. Do What Ya Gotta Do
2. Can't Stop This Thing We Started
3. Don't Even Try
4. Run to You
5. Go Down Rockin'
6. Heaven
7. Kids Wanna Rock
8. It's Only Love
9. This Time
10. You Belong to Me
11. Summer of '69
12. Thought I'd Died and Gone to Heaven
13. When You're Gone
14. (Everything I Do) I Do It for You
15. If Ya Wanna Be Bad Ya Gotta Be Good
16. Back to You
17. We Did It All
18. Somebody
19. I'll Always Be Right There
20. Please Forgive Me
21. Cuts Like a Knife
22. 18 til I Die
23. The Only Thing That Looks Good on Me Is You
24. Brand New Day
25. C'mon Everybody
26. All Shook Up
27. She Knows Me
28. Remember
29. Straight From the Heart
30. All for Love
Stefan Graßl
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